Erkundung von Tallon IV

Retro auf Wii

Die Metroid Prime Trilogy bringt alle drei Metroid Prime Spiele auf die Wii. Neben dem ohnehin für die Wii erhältlichen dritten Teil mit dem Untertitel Corruption sind auch die beiden Gamecube Spiele Metroid Prime und der zweite Teil Echoes auf der Scheibe. Die beiden Spiele für den Wunderwürfel wurden auch für die Wii neu umgesetzt, sodass sie jetzt auf eine Wii-typische Zeigersteuerung setzen. Dennoch fühlt sich jedenfalls Metroid Prime immernoch genauso träge und an manchen Stellen sogar behäbiger an als in der Originalfassung. Dennoch habe ich mir bewusst wegen dem Steuerungsmodell die Wii-Varianten einmal geschnappt und stelle euch hier meine Gedanken zu Metroid Prime erneut vor.

Notruf im Orbit von Tallon IV

Das Spiel beginnt mit einem Notruf auf einer im Orbit von Tallon IV fliegende Raumstation. Samus, die Protagonistin und Weltraumsöldner, nimmt sich der Sache an und erkundet die lädierte Raumstation. Neben dem Start der Geschichte von Metroid Prime bietet die Raumstation auch die perfekte Umgebung um sich mit der Steuerung vertraut zu machen. Konnte man in der Gamecube-Version im Grunde nur hoch und runter schauen, wenn man sich gerade nicht bewegt hat, erlaubt die unabhängige Pointer-Steuerung auf der Wii, dass ihr euch halbwegs frei umschauen könnt. Leider aber ist das Tempo eher gewöhnungsbedürftig und einige Stellen, die direkt über euch, könnt ihr so nicht einsehen, was vor allem gegen Fluggegner später im Spiel anstrengend werden wird.

Auf der Raumstation setzen wir neben dem gewöhnlichen Charge Beam auch Missiles ein und lernen direkt noch dem Umgang mit dem Morph Ball - quasi die Kriech-Einrichtung von Samus, in die sie sich rein zwängt, wenn sie durch kleine Öffnungen muss. Außerdem verfügt Samus noch über einen Scan-Visor, der ihr dabei hilft einige Objekte zu scannen. Im Scan-Visor werden ihr interessante Objekte mit orangenen, wichtige Objekte mit roten Markern angezeigt. Neben Pflanzen und Tieren, die ihr später auf Tallon IV findet, könnt ihr auch Logs der Weltraumpiraten lesen oder Chozo Inschriften entziffern. Die Scans halten allesamt wichtige Informationen für euch bereit, wie ihr Gegner besiegt, vermitteln die Geschichte oder machen einfach nur World-Building.

Im Prinzip sind die Scans fast der einzige Weg, um die Geschichte des Spiels nachzuvollziehen, weil es quasi außerhalb gescannter Objekte keine echte Erzählung gibt. Ehrlicherweise finde ich das ziemlich erfrischend. Das Gameplay wird nie für längere Zeit unterbrochen um euch die Story ins Gesicht zu reiben, sondern ihr müsst eben die richtigen Stellen zum Scannen finden und euch dann ein eigenes Bild der Welt bauen. Samus spricht auch kein Wort im gesamten Spiel, was ich nochmal besser finde.

Lediglich euer Anzug spricht ab und an mit euch, wenn es euch einen Hinweis geben will, wo ihr als nächstes hin gehen könntet. So richtig gut gefällt mir das System aber auch nicht. Es gibt euch zwar Hinweise über das Ziel, aber im Grunde nicht über den Weg. Ihr erhaltet, Metroid-üblich, über das Spiel verteilt neue Ausrüstung und Fähigkeiten, mit denen ihr nach und nach einen größeren Teil der Spielwelt erkunden könnt. Ihr stoßt auch ab und an auf Barrikaden, die ihr noch nicht durchdringen könnt, bspw. Türen die sich nur mit einem Beam öffnen lassen, den ihr noch nicht habt. Sich zu merken, wo die ganzen Barrikaden waren geht eigentlich nur, wenn man das Spiel schon mal gespielt hat, und weiß was man alles noch für Ausrüstung bekommt, und es geht eigentlich auch nur in einer Session. Sobald ihr das Spiel mal eine Woche ruhen lasst, habt ihr eigentlich alles wieder vergessen. Dann ist gut, dass die Karte euch die Farben der Türen anzeigt.

Jedenfalls erkundet ihr zu Beginn die Raumstation und findet relativ schnell heraus, dass das eine Forschungseinrichtung der Weltraumpiraten war. Sie wurde allerdings von den gefangenen Monstern übernommen, mit denen experimentiert worden ist. Die Weltraumpiraten haben eine Chemikalie namens Phozon gefunden, die eigentlich ein Gift ist. Bspw. sorgt die dafür, dass die Zivilisation der Chozo ausgestorben ist. Setzt man aber Monster und Pflanzen dieser Chemikalie aus, fangen sie an zu mutieren, größer aber auch dümmer zu werden und zu gefährlichen Gegnern heran zu wachsen. Die Raumstation wird von den Monstern übernommen, ihr besiegt die Queen auf der Raumstation und zerstört damit auch die Raumstation. Auf dem Weg nach draußen wird euer Anzug beschädigt und ihr verliert alle Fähigkeiten außer euren ganz simplen Beam und den Scan-Visor. Die folgenden Stunden werdet ihr den Planeten erkunden, gegen Weltraumpiraten und andere Monster ankämpfen und eure Ausrüstung, basierend auf Chozo-Technologie, wieder finden und verbessern und am Ende die Bedrohung für den Planeten beseitigen.

Gameplay-Loop grundsolide

Spielerisch finde ich Metroid Prime auf der Wii grundsolide. Ich mag das Gameplay-Loop, auch wenn ich das Backtracking in Prime für zu krass halte. Das Gameplay besteht im Grunde aus der Erkundung neuer Areale, dem Besiegen der darin befindlichen Gegner, dem Finden von geheimen Gängen, wo sich Missile Upgrades oder Energy Tanks befinden könnten, und dem Auffinden neuer Ausrüstung, die euch hilft neue Areale zu erkunden. Zwischen den fünf Arealen befinden sich an mehreren Stellen jeweils Aufzüge. Leider bringen die euch nur zwischen zwei wohl definierten Punkten in der Spielwelt hin und her, besser hätte ich die gefunden als Teleportationssystem. Metroid Prime basiert, durch seine Gameplay-Loop, darauf, viel Backtracking zu betreiben um eben durch die Tür, die man schon vor 4 Stunden gefunden hatte, aber ach wo war die noch gleich, nun mit der neuen Ausrüstung durchzugehen und so Zugang zu neuen Arealen zu erhalten. Besonders wenn man zwischendrin Abstecher in bereits bekannte Bereiche machen möchte um dort nach Geheimnissen zu suchen, muss sehr viel gelaufen werden.

Das Kampfsystem erinnert, jedenfalls auf der Wii, zunehmend an einen Egoshooter, wenn auch ein recht langsamer und behäbiger. Oftmals sind nur wenige Gegner gleichzeitig vor Ort, sodass ihr euch im Kampf recht taktisch und bedacht verhalten könnt. Zum Zielen nehmt ihr die Wii-Zeigerfunktion und zielt mit eurer Wii-Remote auf den Bildschirm. Wollt ihr euch drehen, müsst ihr den Zeiger an den Bildschirmrand bewegen. Bewegt ihr den Zeiger aber zu weit, könnte es passieren, dass ihr euch langsamer dreht, weil das Spiel eure Remote nicht mehr orten kann. Das finde ich relativ ärgerlich, ist aber ein inhärentes Problem von Egoshootern auf der Wii. Ich finde aber, dass Metroid Prime durch sein relativ langsames und auf Rätsel ausgelegtes Spieldesign noch relativ gut, damit umgehen kann.

Umgebungen, Platforming und fehlender Überblick

Im Laufe des Spiels erkundet ihr die Oberfläche von Tallon IV, die Chozo-Ruinen, die Lava-Umgebungen von Magmoor, die Eiswüste von Phendrana und die Phazon-Minen der Weltraumpiraten. Ich finde beeindruckend wie gut sich die Areale auch spielerisch abgrenzen können. Magmoor ist bspw. eher ein Schlauch mit wenig zu entdecken, während die Chozo-Ruinen recht verwinkelt sind, mit vielen Seitengassen und alternativen Wegen. Grafisch empfand ich keine der Regionen als hässlich, hätte es aber gut gefunden, wenn die Tallon IV Oberfläche mehr hätte erkundet werden können. Ich finde diese regnerische Wald-Umgebung sehr nett und hätte mir das auf jeden Fall mehr gewünscht. Die sandsteinigen, trockenen Chozo-Ruinen wissen aber auch zu gefallen. De Facto unterscheiden sich die Regionen sehr gut voneinander.

Oftmals müsst ihr, um weiter zu kommen, auch Platforming betreiben, d.h. zwischen mehr oder weniger großen Plattformen umherspringen. Ich finde hier rächt sich der fehlende Überblick am meisten. In der Wii-Variante kann man wenigstens im Sprung nach unten schauen, um zu sehen, dass man auch wirklich auf der Plattform landet. Durch das recht kleine Sichtfeld - auch in 16:9 auf der Wii - bleiben aber Ecken und Kanten gerne versteckt, an denen ihr euch schnell den Kopf stoßt und damit wieder zu Boden fallt. Wenigstens gibt es im Spiel keine Stellen, an denen ihr durch Fallen sofort sterben könnt. Maximal landet ihr in Lava oder radioaktivem Phazon, was ihr hoffentlich mit genügend Energy-Tanks abfedern könnt.

Rätsel und Chozo-Artefakte

Habt ihr alle eure Ausrüstungsgegenstände eingesammelt, solltet ihr auch einen Großteil der Spielwelt bereits erkundet haben. Relativ am Beginn könnt ihr einen Tempel der Chozo finden, bei dem ihr direkt das erste Artefakt mitnehmen könnt. Die umliegenden Statuen geben euch Hinweise darauf, wo ihr die restlichen 11 Artefakte finden könnt. Spätestens wenn ihr alle Ausrüstung beisammen habt, macht ihr euch auf den Weg die Artefakte zu finden, die sich manchmal sehr gut versteckt haben. Die Beschreibungen sind aber gut genug, sodass das eigentlich kein größeres Problem darstellen sollte. Die Rätsel zu lösen, die sich im Raum befinden, ist aber eine ganz andere Sache. Manchmal gibt es versteckte Eingänge, manchmal müsst ihr ein Rätsel lösen, manchmal Platforming betreiben, manchmal auch mit der Magneterweiterung des Morph Balls durch eine Art Labyrinth gehen. Das ist alles schaffbar, aber sicher nicht das Einfachste, was man machen kann.

Solltet ihr mit einer Inschrift mal nichts anfangen können, ist es auch ok eine Komplettlösung zu suchen. Die habe ich an etwa 4 Stellen gebraucht - einerseits um wieder ins Spiel zu kommen nach einer Woche Pause, aber auch um zu finden, wo um Himmels Willen ich jetzt hin soll, bzw. wie ich ein bestimmtes Rätsel löse. Metroid Prime kann manchmal relativ kryptisch sein, denn es gibt auch Momente, an denen euch der Scan-Visor nicht die passenden Informationen ausspuckt, auch wenn er normalerweise extrem hilfreich ist.

Auch müsst ihr damit am Ende des Spiels für alle Artefakte, die ihr noch nicht gefunden habt, viel Backtracken. Ich finde hier wird am deutlichsten, dass dem Spiel ein Teleport-System fehlt. Die Reisen zwischen den Zielräumen sind auch eher langweilig, weil ihr an den meisten Gegnern dankenswerterweise vorbeilaufen könnt, ohne dass sie euch größer stören.

Grafik und Soundtrack

Grafisch ist Metroid Prime sichtlich in die Jahre gekommen. Dennoch finde ich das Spiel, vielleicht abgesehen davon, dass die Texturen nicht mehr die schärfsten sind, und auch einige runde Objekte eckig sind, relativ hübsch. Das Spiel schafft es wahnsinnig gut die Atmosphäre der Spielwelt zu vermitteln. Dafür dass das Spiel zürst 2002 erschienen ist, sieht es in 2020 auch noch recht jung aus und die visülle Sprache lässt sich auch heute noch gut lesen.

Ich bin ja auch ein Connaisseur von Soundtracks und Metroid Prime ist sicher keine Ausnahme. Der Soundtrack hält für mich eine ganz besondere Bedeutung und lässt mich auf meine Kindheitstage nostalgisch werden. Aber ich finde auch, dass der Sountrack das Spiel sehr gut untermalt. Besonders das Magmoor Theme, was stark an Lower Norfair aus Super Metroid erinnert oder das Theme aus den Tiefen von Phendrana finde ich richtig gut. Einige Hintergrundstücke sind nur ambiente Hintergrundgeräusche und andere hingegen sind vollständige Musiken mit starken Rhythmus, die das Space-Thema von Metroid Prime sehr gut unterstreichen. Besonders gefallen mir wie sanft die Stücke ineinander übergehen können, wenn der Soundtrack wechselt.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 02.10.2020
Fazit:
Insgesamt gefällt mit Metroid Prime auch auf der Wii richtig gut. Einzig muss ich aus heutiger Sicht das sehr geringe Sichtfeld und die leider inhärenten Schwächen des Steuerungssystems bemängeln. Dennoch spielt sich Metroid Prime sehr sauber und butterweich. Das recht niedrige Spieltempo, jedenfalls wenn man Metroid Prime mit anderen Egoshootern vergleicht, hilft da gewaltig, fokussiert sich Metroid Prime doch eher auf Rätsel und Welterkundung, und nur wenig auf Schießereien. Ich finde vieles sehr gut umgesetzt wieder, was man in den 2D Spielen schon hatte und kannte. Auch Teile vom Soundtrack sind von alten Serienteilen inspiriert. Insgesamt kann ich für Metroid Prime eine blanke Empfehlung ausstellen - ich persönlich würde das Spiel aber auf der Wii spielen. Dank 480p und 16:9-Modus ist das Spiel dann auch auf aktuellen TV-Geräten gut spielbar und sieht gut aus.