Gamecube Review
Harry Potter und der Stein der Weisen auf Gamecube
08.09.2014
Harry Potter und der Stein der Weisen - die Versoftung des ersten Harry Potter Films. Um kurz aufzuräumen: Es gibt Gameboy und Gameboy Advance-Versionen, die sich grundsätzlich voneinander und von den anderen Fassungen unterscheiden. 2001 sind auch Playstation und PC-Versionen erschienen. 2003 sind dann Fassungen für die neueren Konsolen erschienen - nachdem das Sequel auf den Konsolen erschienen ist. Das heißt technisch gesehen sollten wir hier mehr erwarten dürfen als noch in Harry Potter und die Kammer des Schreckens.
Wieder spielt ihr als Harry und müsst in einer 6 bis 7 Stunden langen Geschichte viele neue Zauber lernen und spielt wage die Geschichte des Films nach. Ihr startet aber direkt in der Winkelgasse, ohne eine genaue Erklärung wie ihr von den Dursleys in die Winkelgasse mit Hagrid kommt. Generell gilt: wer den Film nicht gesehen hat, oder das Buch nicht gelesen hat, wird mit diesem Spiel keine Freude haben, da im Prinzip nichts erklärt wird - oder wenn dann erst VIEL zu spät. Ihr kauft euch also euren ersten Zauberstab, und dann gehts weiter zu Hogwarts. Auch die Zugreise wird quasi übersprungen. In Hogwarts also offenbar angekommen, werdet ihr in die Häuser eingeteilt. Dabei seht ihr die Veranstaltung nicht live, sondern die Kamera schwebt von Außen um die große Halle - die sich übrigens keinesfalls dort befinden kann, wo uns das gezeigt wird - fliegt einfach mal ein bisschen mit einem Besen herum, dann wird euch klar, dass das Spiel uns bezüglich des Aufbaus des Schlosses belügt.
Aber was sind denn nun eigentlich Häuser? Das erklärt uns erstmal keiner. Erst wenn ihr schlafen geht, und am nächsten Morgen wieder runterkommt - da ihr als erstes Zaubertränke habt, wird euch erklärt, was Häuser sind - naja beziehungsweise welche es gibt. Das passiert übrigens ziemlich oft im Spiel. So werden kausale Zusammenhänge falschherum dargestellt, einige Sequenzen scheinen einfach komplett aus dem Zusammenhang gerissen zu sein oder zu früh oder zu spät eingereiht zu sein.
Zaubertränke - ihr geht nun also in die Kerker zu Snape für Zaubertränke. Das einzige, was er euch "in einer Doppelstunde" sagt, ist, dass ihr bitte drei Zutaten für einen Trank sammeln sollt. Dann sehen wir wie in einer ruckelnden Sequenz die Schüler den Raum verlassen. Die Zutaten suchen wir am Besten in Hagrids Garten, sobald wir weitere Zauber können. Die Zauber saugen wir offenbar aus den Zauberbüchern auf. Storybedingt müsst ihr diese Zauberbücher suchen - wo werdet ihr zum Beispiel mal im verbotenen dritten Stock eingesperrt und braucht den Alohomora Zauber, zum Glück liegt ein Zauberbuch in der Bibliothek - was ihr holen müsst, damit ihr den Zauber könnt. Warum die anderen euch nicht einfach folgen können, wird nicht erklärt.
Im Verlauf des Spiels habt ihr auch Zauberkünste-Unterricht, wo ihr durch einen Spalt klettern müsst und dahinter ein Zauberbuch finden müsst. Ich halte es zwar für absolut unmöglich, dass eine Schule das Leben der Schüler derart aufs Spiel setzt, aber okay. Sonst wäre das Spiel ja in zwei Stunden vorbei. Ihr könnt am Ende etwa sechs Zauber. Da ihr ja später mehr Zauber könnt, können wir nun auch in Hagrids Garten gehen, um die Zutaten für die Zaubertränke zu holen. Dort will uns natürlich alles umbringen, was irgendwie rumläuft. Die Zutaten liegen dort irgendwo rum, das sind teilweise Blumen, teilweise müsst ihr Würmer zermatschen um eine Zutat zu bekommen.
Harry Potter und der Stein der Weisen strahlt aber eher dadurch, dass Hogwarts quasi frei erkundbar ist. Ihr könnt prinzipiell in viele Klassenzimmer gehen, auch wenn es dort nur selten etwas zu entdecken gibt. Ihr könnt die Gegenstände suchen, die am Schwarzen Brett als vermisst gemeldet werden. Ihr könnt später mit einem Besen um Hogwarts fliegen - ich empfehle euch, das mal Nachts zu tun, weil dann Hogwarts wirklich gut aussieht. Außerdem gibt es eine Videosequenz, wo Hogwarts im Winter dargestellt wird, die Entwickler haben sich da offenbar sehr viel Mühe gegeben.
Das Spiel steuert sich auch recht eingängig. So könnt ihr mit B, X und Y Zauber wirken, die verschiedene Wirkungen haben, so könnt ihr mit Incendio vordefinierte Dinge anbrennen, mit Elasto zaubert ihr Sprungfedern hin, mit Lumos bekämpft ihr Geister oder findet versteckte Wege. Das Problem des Spiels ist aber die Kamera und die Zielmechanik. Wenn ihr überhaupt mit R den Gegner anvisieren könnt, dann heißt das nicht, dass Harry ihn auch beschießen wird. Und manchmal funktioniert die Zielmechanik direkt mal garnicht. Die Kamera ist immerhin besser als im 2002 erschienen Serienteil, aber immernoch nicht gut. Sie bleibt gerne an Gegenständen hängen. Immerhin seht ihr durch das sehr große Sichtfeld sehr viel von dem, was vor euch liegt, könnt aber sehr schlecht Tiefe abschätzen, vor allem dann, wenn Gegner nicht laufen, sondern wenn die Geister über den Boden schweben. Und manchmal könnt ihr die Kamera auch garnicht nachjustieren, was nicht wirklich hilft eine geeignete Perspektive zu finden. Nach oben und unten könnt ihr die Kamera auch nicht bewegen, sondern lediglich nach links und rechts.
Im Spiel könnt ihr diese Bildkarten berühmter Hexen und Zauberer sammeln, ihr findet überall im Schloss solche Truhen, die diese Karten enthalten. Habt ihr davon viele, erhöht sich eure Energieleiste - und die zusätzliche Energie werdet ihr brauchen. Erinnert ihr euch an den Troll im Film? Er hat es auch hierher geschafft, nur ist nicht klar, wie der Troll aus den Kerkern in den zweiten Stock kommt, und vor allem, wie er das geschafft hat, ohne dass die offenbar nach oben müssenden Griffindors ihn gesehen haben. Errinnert ihr euch daran, wie Prof. McGonnical sagt, dass ein Troll für Erstklässler kaum zu besiegen ist? Und genau deshalb müsst ihr in diesem Spiel direkt dreimal gegen Trolle antreten und sie besiegen. Das macht unglaublich viel Sinn.
Grafisch ist das Spiel nicht schlecht - die Beleuchtung gefällt mir ganz gut. Die Charaktere sind zu erkennen, wenn auch nur gerade so. Soundtechnisch ist das Spiel in Ordnung, das Hogwarts-Theme gefällt mir hier ganz gut. Die deutsche Synchronisation ist nicht nur schlecht, sondern offenbar auch noch teilweise falsch übersetzt. Schade.
Nicht empfohlen
Text von 08.09.2014