PS3 Singleplayer Review
Review auf Playstation 3
Lasst uns eine Reise machen - nach Rapture. Ihr wisst schon. Rapture! Die Unterwasserstadt, die irgendwann in den Fünfzigerjahren erbaut wurde, und von der man seitdem nicht mehr so viel hört. Okay, vllt. sollten wir da nicht unbedingt hingehen. Die Bewohner sind wahnsinnige Splicer oder noch schlimmer, und überall ist Wasser, das kann ja auch nicht gesund sein.
Nachdem uns der preisgekrönte erste Teil von Bioshock nach Rapture geführt hat, und wir die Stadt schon einmal erkundet haben, betreten wir nun ein zweites Mal die Unterwasserstadt. Nur, dass wir diesmal nicht als Mensch die Stadt besuchen werden, sondern als Big Daddy, der sich an nichts mehr aus seiner Geschichte erinnern kann, außer an seinen Tod. Denn er wird von der Antagonistin des Spiels in der Intro-Sequenz dazu aufgefordert eine Pistole an seinen Kopf zu halten und abzudrücken.
Nun erkunden wir also auf der Suche nach einem Sinn die Stadt Rapture. Sie wird bevölkert von den Splicern, die von der Droge Adam besessen sind. Da wir als Big Daddy die Stadt unsicher machen, dürfen wir uns auch Little Sisters, das sind kleine Mädchen, anlachen, die wir fortan beschützen werden. An bestimmten Stellen findet ihr Leichen auf dem Boden liegen, die die Mädchen verarbeiten können. So wird Adam hergestellt. Und mit dem Adam, was ihr von den Mädchen bekommt, könnt ihr euch neue Verbesserungen, so genannte Plasmide kaufen. Wenn ihr die Mädchen rettet, d.h. nach bis zu zwei Absaugvorgängen sie verschont und befreit, erhaltet ihr zwar etwas weniger Adam, aber ihr werdet ab und an von den Mädchen belohnt. Dann findet ihr Geschenke vor dem Gatherers Garden eurer Wahl. Der Gatherers Garden ist der Verkaufsautomat für Plasmide.
Okay, das ist vllt. etwas viel. Ihr seid Big Daddy, beschützt Little Sisters. Diese wiederum stellen für euch (bzw. größer betrachtet für die ganze Stadt) Adam her, mit denen ihr neue Plasmide kaufen könnt. Die sind Verbesserungen, so könnt ihr bspw. Blitze feuern, Feuer auslösen oder einen Schneesturm entfachen. Weiter könnt ihr auch Psychokinese, und etwa Projektile der Gegner wie Raketen oder Granaten direkt wieder zum Absender zurück schicken. Allerdings müsst ihr dafür eure blaue Leiste, das ist EVE einsetzen. Direkt darüber ist übrigens eure Lebensleiste, auf die solltet ihr noch viel mehr achten. Ihr müsst nämlich in Bioshock 2 Medikits benutzen um nicht abzunippeln.
So erkunden wir also die dunkeln Gänge und Hallen von Rapture, finden allerlei Abstrusitäten, kämpfen gegen Splicer und durchsuchen die Stadt. Denn, was eigentlich noch viel wichtiger ist, als einfach Fortschritt in der Hauptstory zu machen, ist die Stadt zu erkunden. Geht in alle Ecken, schaut überall nach. Oft genug befindet sich hinter Kanten gern ein Durchgang, der euch direkt zu einem kostenlosen Plasmid geführt hätte, oder ihr könnt euch direkt mit Medikits aufstocken oder EVE Spritzen finden, oder dort liegt einfach nur eine Menge Munition oder Geld. Aber die Splicer habe auch genügend solche Dinge dabei, bei den größeren findet ihr ab und an auch Medipacks oder EVE Spritzen, aber das ist eher selten.
Das Kampfsystem in Bioshock ist recht einfach - drauf halten. Wenn es sich bewegt, schießt ein oder zweimal drauf und schaut ob es sich immer noch bewegt. Naja gut, so einfach ist es dann doch nicht. Einige Gegner sind anfälliger auf bestimmte Munition, bei anderen wollt ihr lieber eine Mischung aus euren Plasmiden und den Kanonen benutzen, oder vllt. erfordert es die Situation, dass ihr lieber mit eure Drill auf die Gegner los geht. Das ist ohnehin die mächtigste Waffe, allerdings nur für Nahkampf-Angriffe gut, und macht euch damit stark verwundbar für Angriffe anderer Gegner.
Leider lässt die Waffenauswahl in der Einzelspielerkampagne zu wünschen übrig. Ihr habt euren Drill, findet dann recht bald ein Bolzenschussgerät. Später eine Minigun, Harpune, eine Schrotflinte und einen Raketenwerfer. Die beiden anderen Plätze in eurem Waffenrad sind für die Kamera und für das Hack-Gerät reserviert. Die Kamera verwendet ihr um Gegner im Kampf zu filmen und so ihre Schwachstellen rauszufinden und eure Technik zu verbessern. Dazu klickt ihr kurz mit der Kamera auf den Gegner und haltet dann ordentlich drauf. Habt ihr genügend Punkte insgesamt für diesen Gegner gesammelt, schaltet ihr eine weitere Verbesserung frei, bspw. mehr Schaden auf den Gegner, oder aber auch eine längere EVE Leiste oder mehr Munition für bestimmte Waffen. Das Hack-Gerät verwendet ihr um Hack-Pfeile aus der Distanz auf Objekte zu schießen, die sich hacken lassen. Darunter fallen bspw. Verkaufsautomaten, aber auch Türschlösser und Sicherheitsbots.
Für die einzelnen Waffen gibt es jeweils 3 Minutionstypen. Beispielsweise für die Minigun könnt ihr panzerbrechende oder Menschen-tötende Munition neben der normalen .50 Kugeln finden. Wie ihr euch sicher schon denkt sind die anderen Munitionstypen für bestimmte Feinde oder Ziele besonders gut geeignet. Beispielsweise wollt ihr auf einen Big Daddy mit panzerbrechenden Kugeln schießen, oder direkt den Raketenwerfer rausholen, wohingegen für einen gewöhnlichen Splicer auch die normale Munition genügt.
Denn neben den Bewohnern von Rapture warten auch die Sicherheitsbots auf euch. Ihr solltet euch genauestens überlegen, ob ihr einen Security Bot direkt angehen wollt. Oder vllt. solltet ihr ihn lieber kurzzeitig mit einem Elektroschock deaktivieren, gerade lang genug um ihm einen Hack-Pfeil zu verpassen und ihn auf eure Seite zu ziehen. Bei Kameras ist das ähnlich. Sehen die euch, und verschwindet ihr dann nicht schnell genug aus deren Sichtfeld, geht ein Alarm los. Für einen bestimmten Zeitraum kommen dann Flug-Sicherheits-Bots und versuchen euch ans Leder zu gehen. Ihr könnt den Alarm an der nächsten Security Bot Ausschalt-Station deaktivieren. Bleibt aber nun aus dem Sichtfeld der Kamera raus.
Das Hacken in Bioshock 2 funktioniert ähnlich wie noch im ersten Teil durch eine Art Minispiel. Ihr müsst nicht wie im Vorgänger noch Rohe verbinden, sodass Flüssigkeit von A nach B fließen kann, sondern einen Knopf drücken, genau dann wenn die Nadel über einem grünen oder blauen Bereich ist. Die Nadel flitzt von links nach rechts, dann zurück und ihr habt nur eine bestimmte Zeit um den Bereich zu treffen. Verfehlt ihr und landet im weißen, verliert ihr Energie, im Roten wird sogar der Alarm aktiviert. Das klingt zunächst recht einfach, ist es zu Beginn des Spiels auch noch, aber in den späteren Bereichen wird das sehr schwer. Neben dem Hack steht euch noch die Möglichkeit des Auto-Hacks zur Verfügung, wenn ihr die entsprechenden Hackpfeile findet, oder ihr könnt euch euren Weg in den Safe auch freikaufen mit Geld.
Einen Bug habe ich mal gefunden, wo ihr erst einen Auto-Hack Pfeil auf einen Safe verschossen habe, und dann Hacken angewählt habe, bevor das Spiel die Option verschwinden lassen konnte. Resultat war, dass die Anzeige des Hack Spiels nicht los ging, aber auch nicht mehr weg. Das störte mich dann doch etwas, konnte sich aber durch Speichern und Laden schnell beheben lassen.
Ab und an tretet ihr aus der Stadt heraus, aus dem Glaspalästen, und Stahlgebilden, hinaus ins Wasser. Dort habt ihr keine Waffen, denn es wartet keine Gefahr auf euch. Dennoch finde ich die Unterwassergänge ziemlich schick, nicht nur sieht man ein bisschen Meervegetation, sondern das Blau und die Unterwasserstadt im Hintergrund, das hat schon was. Leider wirkt Rapture innen etwas matt und flach. Die Details der Rest-Stadt sind recht gering und wirken eher wie ein billiger Hintergrund als eine (mehr oder weniger) lebendige Stadt, in der ihr euch gerade befindet.
Spoiler Im Laufe der Geschichte werdet ihr auf einige Charakter treffen. Denn Andrew Ryan hatte zu Lebzeiten nicht wenige Feinde, eine davon war Dr. Lamb. Lamb hat die Stadt quasi zu einem Ort der Religion gemacht, wo Ryan eine ganz andere Philosophie hatte. Sie bezeichnet die Splicer als die Familie, für zu sterben es sich lohnt. Nicht nur werden Reihenweise Leute als Big Daddy verwendet, die hier und da gegen die Splicer verlieren und Little Sisters verlieren. Sondern die Versorgung mit Adam wird quasi industrialisiert. Die Stadt ist dem Untergang geweiht, denn es regnet in Rapture.
Schafft ihr alle Little Sisters in einem Areal weg, kommt die Big Sister - was eine angepisste und schnelle Variante des Big Daddys ist. Sie sind sehr schwer zu schlagen - nicht umsonst rät euch das Spiel dazu, eure Vorräte aufzustocken, wenn die Big Sister im Anmarsch ist. Sie ist verdammt schnell und macht eine Menge Schaden. Ihr werdet, besonders in den ersten Bereichen des Spiels eine Menge Hirnschmalz in deren Tod stecken müssen. Dann gibt es noch normale Leadhead Splicer, die euch mit ihren Schusswaffen zu töten versuchen, Spider Splicer, die sich an Decken und Wänden entlang bewegen können und euch mit schnellen Klingen an die Haut wollen. Weiter die Brute Splicer, die einfach rohe Gewalt anwenden und viel Schaden aushalten und die Houdini Splicer, die sich teleportieren können und ebenfalls wie ihr Plasmide verwenden können um bspw. mit Feuer auf euch los zu gehen. Das macht die Kämpfe besonders zum Ende des Spiels hin durchaus anspruchsvoll.
Da ihr nun eure Vorräte verschießen werdet um die Gegnerhorden zu erledigen, müsst ihr schnell für Nachschub sorgen, und manchmal findet ihr einfach keine neue Munition. Die Vorräte, die ihr tragen könnt sind zu klein um immer die gleiche Waffe zu benutzen. Das zwingt euch dazu zwischen den Waffen hin und her zu wechseln, was mit dem Waffenrad übrigens recht gut und flüssig funktioniert. Wollt ihr euch also auffüllen, verwendet ihr am besten einen der Verkaufsautomaten, bspw. den Zirkus der Werte, wenn ihr euch schnell ein paar Medikits kaufen wollt, oder die El Ammo Bandito, wenn ihr besondere Ansprüche an eure Munition habt. Ab und an findet ihr auch Gesundheits-Auffüll-Stationen, die ihr benutzen könnt um eure Gesundheit aufzufüllen. Zerstört ihr sie, fällt ein Medikit heraus. Hackt ihr die Verkaufsautomaten und kommt lediglich auf grün, dann verringern sich die Preise. Bei einem blauen Feld, fällt sogar noch ein zufälliges Objekt heraus.
Ihr wollte eigentlich nur zu euer Tochter, Eleonore. Die Geschichte von Eleonore ist gut geschrieben, und ich möchte euch hier gar nicht zu viel verraten. Zu großen Teilen des Spiels habt ihr eigentlich kaum ein echtes Ziel. Die intrinsische Motivation des Spielers hält sich eher in Grenzen. Allerdings leiten euch nicht nur euer Erkundungstrieb, sondern auch Sinclair, und andere NPCs, mit denen ihr über Funk Kontakt haltet. Er leitet euch an, aber es gibt auch genügend andere Charaktere, die ihr auf eurem Weg findet. Für den Großteil des Spiels versucht ihr die alten Metro-Stationen wieder ans Laufen zu bekommen, sodass ihr bis ans Ende der Linie fahren könnt, wo ihr Eleonore vermutet.
Grafisch ist Bioshock 2 sehr gelungen. Die Lichteffekte sind sehr nett, die Texturen könnten hier und da etwas mehr Auflösung vertragen, aber die gelungene Atmosphäre des Spiels schmälert das mitnichten. Die recht beschränkte Farbpalette von größtenteils dunklen Blau- und Grüntönen weiß zu gefallen und vermittelt das Gefühl, dass ihr tatsächlich gerade in einer Unterwasserstadt seid. Es ist dunkel, es knarzt, überall ist Wasser. Die Atmosphäre, die das Spiel aufbaut ist wunderbar und passt in die bedrückende Enge von Rapture hervorragend hinein. Der Sound ist ebenfalls hervorragend. Leider mischt das Spiel die Kanäle etwas komisch, so hört man häufig Objekte, die links vor einem etwas machen nur links (bzw. rechts bei vorn rechts). Das ist recht merkwürdig, und wenn ihr vor habt das Spiel mit Kopfhörern zu spielen - seid gewarnt. Das braucht einiges an Eingewöhnung und fühlt sich selbst dann noch falsch an. Leider läuft das Spiel besonders, wenn viel auf dem Bildschirm los ist, nicht flüssig.
Ein spannendes Phänomen habe ich auch noch beobachtet. Ich habe mein PS3-System auf Englisch gestellt, damit ich Bioshock auf Englisch spielen kann. Das hat auch recht gut geklappt, dennoch waren einige Bildschirmtexte auf Deutsch. Das ist nicht störend, weil sich das lediglich auf das SELECT-Menü bezog, wo ihr eine Karte habt, eure Ziele nachschauen könnt oder Hinweise lesen könnt, aber dennoch ein interessanter Bug. Bleibt ihr bei einem Rätsel oder einer Suche-X Aufgabe mal stecken, bietet euch das Spiel durch gedrückt halten von SELECT auch einen Hinweis an.
Das Gameplay in Bioshock 2 beschränkt sich größtenteils auf das Durchsuchen der detailiert gestalteten Umgebungen und auf das Kämpfen mit den Splicern. Zum Glück gibt es keine Plattforming-Areale, wo ihr wie in anderen Spielen von Plattform zu Plattform hüpfen müsst, sondern ihr bleibt quasi immer schön am Boden, oder benutzt vorgefertigte Treppen, oder springt einzelne Steine nach oben.
Die Steuerung ist etwas ungewöhnlich, aber daran gewöhnt man sich mit der Zeit. Schießen ist auf R2, zoomen allerdings auf R3. Der Waffenwechsel ist auf R1 realisiert. Gleiches gilt für die Plasmide, die ihr mit L1 wechselt und L2 verwendet. Ihr springt mit Dreieck, ladet mit Viereck nach, X wird für das Aktivieren von Triggern verwendet und Kreis ist die Nahkampf-Attacke. Auf L3 duckt ihr euch. Mit dem D-Pad rechts verwendet ihr ein Medikit und mit den anderen D-Pad Tasten wechselt ihr eure Munition.
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Text von 03.11.2019