Version 2011.3

Unknown Horizons auf Linux

13.12.2014

Unknown Horizons ist ein freies Strategiespiel, was stark von Spielen wie Anno beeinflusst wurde. So erscheinen einige Spielaspekte sehr vertraut, wenn man einmal ein älteres Annos gespielt halt. Dennoch versucht Unknown Horizons durchaus einige andere Aspekte mit ins Spiel zu bringen, die durchaus interessant sind. Ich möchte direkt hier sagen, dass ich zum Testzeitpunkt eine veraltete Version gespielt habe (Version: 2011.3). Alle Probleme, die weiter unten beschrieben sind, könnten also behoben sein, was ich allerdings nicht glaube.

Unkown Horizons hält definitiv nicht eure Hand beim Spielen. Ihr sollt eine Insel besiedeln - in der getesteten Version gibt es keine Kampagne, lediglich eine Art Endlosmodus gibt es auf einer zufallsgenerierten Karte, wobei ihr gegen bis zu 7 KI-Spieler spielen könnt. Diese Anzahl an KI-Spielern ist ja schonmal beachtlich, allerdings führt das unter Anderem auch dazu, dass das Spiel extrem ruckelig läuft. Dazu aber später mehr.

Ihr fahrt also mit eurem Schiff an eine Insel heran, und besiedelt die Insel, indem ihr ein Kontor am Ufer errichtet, dann fangt ihr an. Eine oder zwei Holzfällerhütten wären für den Anfang sicher ganz gut, dann baut ihr einen großen Marktplatz, der das Zentrum eures Dorfes sein wird. Hier hat nicht der Marktplatz ein Einzugsbereich, sondern die einzelnen Wohnhäuser bzw. Zelte. Ihr solltet stehts darauch achten, dass ein Marktplatz im Einugsbereichs des Zeltes ist, was ihr gerade bauen wollt, sonst beschweren sich die Einwohner, dass es ihnen nicht genug Gemeinschaft gibt. Als Weiteres wollen eure Einwohner Nahrung haben. Baut also Fischerhütten ans Ufer, damit ihr zunächst eine Grundversorgung an Nahrung sicherstellen könnt. Dann noch schnell eine Kapelle gebaut (auch wenn sie hier anders heißt), und schon können eure Einwohner aufsteigen - damit ihre Häuser ausbauen. Sie bezahlen dann mehr Steuern.

Diese Steuerun sind eure Einnahmen. Für jeden Bau einer Produktionsstätte benötigt ihr Baumaterialien und Geld. Baumaterialien sind Werkzeuge und Holz, später kommen noch Ziegel hinzu. Wenn die ersten eurer Einwohner aufgestiegen sind, erhaltet ihr neue Gebäude zum Bau. Baut nun bspw. eine Lehmhütte auf eine Lehmabbau-Stelle und ihr erhaltet Lehm, den ihr in einer Ziegelei zu Ziegeln weiterverarbeiten lassen könnt. Außerdem bietet sich der Bau einer Farm an und das Setzen von Feldern. Bei Anno ist das so, dass ihr viele verschiedene Arten von Farmen habt, je nachdem, was die Farm anbauen können soll. Außerdem benötigen bestimmte Saatguten bestimmte Inseltypen bzw. auf bestimmten Inseln könnt ihr nur sehr ausgewählte Saaten platzieren. Das ist hier nicht so, es gibt nur eine Farm, die alles anbauen kann (weitere Feld- und Gehegetypen schalten sich später frei) und es gibt auch nur einen Inseltyp auf dem ihr quasi alles anbauen könnt.

Baut also eine Farm, ihr solltet in Gelb den Einflussbereich der Farm hervorgehoben sehen. Setzt nun um die Farm herum Felder nach gutdünken, sodass sie innerhalb des Einflussbereichs sind. Bspw. könnt ihr auf einer Seite Schafweide platzieren, auf einer anderen Seite Kartoffeln für Nahrung und dann Tabakfelder, damit eure Einwohner etwas zum Rauchen haben (erst ab Einwohnerstufe 3). Nun baut ihr noch einen Weber, damit die Wolle der Schafe zu Kleidung verarbeitet werden kann und ihr baut einen Tabakdreher, damit der Tabak weiterverarbeitet werden kann. Sicherlich stört es euch schon, dass ihr offenbar jedes Gebäude einzeln setzen müsst - gemeint ist, dass ihr ein Gebäude platziert, danach müsst ihr es im Baumenü neu auswählen, wenn ihr noch eins bauen wollt. Bei Anno ist das nicht so. Drückt ihr beim Setzen des Gebäudes die UMSCHALT-Taste, dann bleibt das Gebäue ausgewählt.

Viel weiter als die dritte Einwohnerstufe habe ich leider nicht spielen können - und das aus verschiedenen Gründen. Einerseits haben mir meine Einwohner in einer Vielzahl den Rücken gekehrt und damit auch ihr Zelt abgerissen - was sich sehr negativ auf meinen Geldbeutel auswirkte. Ich konnte aber auch keinen direkten Grund dafür ausmachen. Ich dachte erst, dass vielleicht zu wenig Nahrung da wäre - allerdings waren immer 1 bis 7 Kilo da. Dennoch habe ich den Zweig meiner Wirtschaft ausgebaut und dennoch verlassen mich meine Bürger. Auch die Steuerun musste ich natürlich anziehen, was ebenfalls keinen guten Effekt hatte. Das Problem ist, dass man hier nicht direkt (bspw. wie in Anno am Gesicht der Bürger) sieht, wie sie die aktuelle Situation finden. Lediglich ein grüner Balken zeigt die Zufriedenheit an, was der genau aussagt und wie der zu Stande kommt, offenbart sich mir auch nach langem Überlegen nicht.

So hinterlies das Spiel durchaus negative Eindrücke bei mir, weil mir das Spiel da einfach keine Hinweise geben wollte. Auch die Bedürfnisse der Bürger scheinen sich dauernd zu aktualisieren. Bspw. genügt es nicht eine Kapelle in den Umkreis von Hütten zu bauen, sondern die Bürger müssen dort hingehen, erst dann sieht das Bedürfnis befriedigt aus. Das ist sehr suboptimal, da ich so nicht ordentlich entscheiden kann, ob ein Einwohner Bedürfnisse hat, und warum er diese hat. Bspw. haben Anwohner Anbindung an den Marktplatz, allerdings wollen die immernoch Nahrung haben, was sie eigentlich durch den Marktplatz haben sollten.

Noch viel nerviger ist das Verhalten aber, bei anderen KI-Spielern. Was diese Spieler handeln wird offenber im Takt von einigen Sekunden neu berechnet, sodass ihr mit einer Ladung beladen zum Kontor des KI-Kontrahenten fahrt, dort seht ihr, dass er eure Ladung haben will, kurz bevor ihr aber draufdrückt, ändert er seine Meinung. Dann später wieder, sodass er wieder etwas von eurer Ladung haben möchte.

Nun zur Technik: Dieses Spiel ist der Grund, warum ich Skriptsprachen nicht mag! Unknown Horizons ist, soweit ich das sehen konnte, in Python geschrieben und so fühlt es sich auch an. Das Spiel ist bei mir nicht einmal abgestürzt, was ziemlich gut ist für ein freies Spiel, was sich in der Entwicklung befindet. Dennoch ist das Spiel so derbe langsam und ruckelig, dass ein langes Spielen nicht sehr viel Spaß bereiten kann. Ihr habt zwar prinzipiell die Möglichkeit das Spieltempo zu erhöhen, wenn ihr das macht, wird das Spiel auf meinem PC aber so langsam, dass es kaum möglich ist, das Spiel langsamer zu schalten. Das Spiel lastet auch nur einen meiner vier CPU-Kerne aus, den aber voll. Das deutet darauf hin, dass das Spiel tatsächlich nur auf einem Thread läuft, was nicht für die Qualität des Spiels spricht. Es ist eigentlich so, dass bspw. Lade-Operationen von einem anderen Thread erledigt werden können, während der Hauptthread euch immernoch die Welt zeigt. So, wie es hier gemacht ist, entstehen derbe Ruckler, wannimmer bspw. das Laden neuer Spielgrafiken oder Speichern des Spiels länger dauern. Dann kann das Spiel auch gerne mal einige Sekunden lang stehen bleiben.

Grafisch sieht das Spiel zwar zweckmäßig aus, allerdings lange nicht gut. Bei einem 2D-Spiel, was auf OpenGL bzw. SDL aufsetzt wäre da noch mehr drinnen gewesen. Die Hintergrundmusik ist sehr gut, errinnert stellenweise sehr an die von Anno 1404, die sehr gut war. Allerdings sind die Soundeffekte, vor allem das Hacken eurer Holzfäller, deutlich zu laut und deutlich zu oft. Das stört und mindert den recht guten Eindruck vom Sound doch etwas.

Bewertung:
Nicht empfohlen
Nicht empfohlen
Text von 13.12.2014
Fazit:
Unkown Horizons. Ich weiß nicht so ganz, was ich mit dem Spiel machen soll. Einerseits finde ich es sehr lobenswert, dass sich die Entwickler die Zeit nehmen das Spiel zu entwickeln und ich finde es sehr gut ein freies Strategiespiel zu haben, was an Anno errinnert. Allerdings sind dann die groben Ruckler, die herben Gameplay-Macken und dass euch das Spiel einfach mal garnichts sagt. Das mindert den Spielspaß sehr. Ich hoffe, dass das Spiel in einer aktuellen Fassung besser ist, glaube das aber nicht wirklich. Wäre das Spiel in C geschrieben, hätte ich gerne an der Entwicklung mitgemacht und die Performanzprobleme behoben, allerdings sehe ich bei Python-Code da durchaus ein Problem mit dem Vorhaben. So wie es hier ist, kann ich das Spiel maximal zum Anspielen und Ausprobieren mal empfehlen, aber nur dann, wenn ihr wirklich schmerzfrei seid. Ansonsten solltet ihr das Spiel erstmal links liegen lassen und zu einem echten Anno-Spiel greifen. Da habt ihr eine Kampagne und ausgereifte Technik.