Review des Re-Released (gespielt unter Wine 2.1)

Turok Dinosaur Hunter auf Windows

11.02.2017

Turok Dinosaur Hunter wurde von Nightdive Studios überarbeitet und erneut veröffentlicht. Ich habe mir die Good-Old-Games-Version des Spiels gekauft und gespielt, weil ich schon das N64-Modul seinerzeit auf dem Nintendo gespielt habe. Ich war immer ein größerer Fan von Nachfolger Seeds of Evil als vom Originalen Dinosaur Hunter. Der Erstling war mir auf dem N64 zu schnell, zu hektisch, mit zu wenig Tiefe und Story. Außerdem war das Sichtfeld sehr eingeschränkt, sodass man zusätzlich dazu, dass das Spiel extrem flott war, auch noch nichts gesehen hat. Der starke Nebel hat einem dann zusätzlich die Sicht genommen. Aber hier geht es um die PC Neuauflage von NightDive Studios. Eine Anmerkung vorab: ich habe das Spiel nicht auf einem echten Windows, sondern unter Arch Linux mit Wine 2.1 gespielt. In dem Abschnitt über die Technik gehe ich besonders auf Probleme von Wine mit dem Spiel ein.

Turok Dinosaur Hunter beginnt mit einer kurzen Intro-Sequenz, den Level-Hub zeigt und schon seid ihr im Getümmel. Bereits in den ersten paar Metern bevor ihr überhaupt einen Gegner getroffen habt, könnt ihr das Level erkunden und euch umsehen um direkt zum Start eine Pistole zu bekommen. Dann geht es über die Holzbrücke, die euch über sehr schick spiegelndes Wasser führt, die Lianen hinauf und dann findet ihr schon einen Schlüssel vor. Ihr solltet immer die Augen aufhalten nach diesen pyramidenförmigen Schlüsseln, weil nur wenn ihr alle findet, könnt ihr im Spiel fortschreiten. Die meisten der Schlüssel sind nicht sehr schwer zu finden. Seid wachsam, dann entgehen euch die Schlüssel normalerweise nicht. Außerdem solltet ihr in jede Ecke und jede Kammer reinschauen. Nicht nur, dass ihr dort Munition, Energie oder Waffen finden könntet, sondern ihr könntet geheime Passagen finden, Life-Forces, die euch, wenn ihr hundert sammelt ein neues Leben geben, oder Teile des Chronoceptors. Letzterer ist eine recht starke Waffe, die ihr hoffentlich bis kurz vor den Bosskampf im Spiel vervollständigt habt, denn es liegen in den insgesamt acht Leveln insgesamt acht Teile herum.

Die Waffenauswahl im Spiel ist richtig gut. Zu Beginn findet ihr eine Pistole, habt bereits ein recht nutzloses Messer, wenn ihr mich fragt und einen Bogen. Der Bogen wird nochmal interessant, wenn ihr die explosiven Tek-Pfeile findet. Dann findet ihr eine Schrotflinte, die ihr nach jedem Schuss pumpen müsst. Irgendwann findet ihr dann auch eine automatische Schroftlinte, später unter anderen Raketenwerfer, Granatwerfer, drei verschiedene Laser/Alienwaffen, den Chronoceptor und eine Minigun. Die Waffenauswahl macht das Spiel auch eigentlich erst interessant. Ihr rast durch die Level, schießt jeden Gegner nieder, den ihr seht, dann geht euch sehr schnell mal die Munition aus. Glücklicherweise habt ihr ja genügend andere Waffen, die ihr benutzen könnt, während ihr für die gerade benutzte Munition sammelt. In den anfänglichen Levels ist es recht mühsam Gegner mit der schwachen Pistole zur Strecke zu bringen und die Schrotflintenmunition ist selten zu finden - später, wenn ihr weitere Waffen findet, bzw. nachdem ihr den ersten Boss besiegt habt und die erste Alienwaffe findet, wird das aber etwas einfacher, mit der stärkeren Waffe. Im Spiel gibt es an einigen Orten noch eine Unverwundbarkeit, die die Spielgeschwindigkeit nach unten bringt, sodass ihr genügend Zeit habt die Gegner auszuschalten. Ihr hättet aber auch ohne die Möglichkeit den gegnerischen Projektilen auszuweichen.

An einigen Stellen im Spiel taucht ein blaues Portal auf, welches euch in eine blaue andere Welt bringt, in der ihr Lifeforces, Munition oder Gesundheit aufsammeln könnt, allerdings müsst ihr dafür die Steuerung des Spiels verinnerlicht haben, weil dort eure Sprung- und Plattformkünste auf die Probe gestellt werden. Außerdem müsst ihr teilweise hin und her schwingenden Gegenständen ausweichen. Das lohnt sich aber, weil meist eine Ultra-Gesundheit (+100) oder eine Volle Gesundheit (auf 100 Punkte) am Ende zur Verfügung steht. Ihr könnt maximal 250 Punkte haben, aber ab 100 Gesundheitspunkten wirken die größeren Gesundheitspakete (+25 und auf 100) nicht mehr, sodass nurnoch die Ultra-Gesundheit (+100) oder die kleinen (+2), die die meisten Gegner verlieren, und die an einigen Stellen im Spiel zu finden sind, helfen. Weiter könnt ihr eine Tek-Rüstung aufnehmen, um einige Punkte Panzerung zu haben - die werdet ihr auch bitter nötig haben.

Um das Munitionsproblem zu beheben, könnt ihr im Spiel einen Rucksack finden, der euch erlaubt mehr Munition mit euch zu tragen als ohne. Der Rucksack geht aber verloren, wenn ihr sterbt und neu belebt werden müsst. Solltet ihr einmal das Zeitliche segnen, dann werdet ihr am letzten Kontrollpunkt bzw. Speicherpunkt wiederbelebt, den ihr passiert habt. Euch geht normalerweise kein Fortschritt verloren, d.h. die Gegner, die ihr erledigt habt, die nicht unendlich oft spawnen, bleiben erledigt. Das Spiel lädt aber ohne Rücksicht auf Verluste den Kontrollpunkt, d.h. selbst wenn der aus welchem Grund auch immer im letzten Level gewesen ist, dann müsst ihr den Weg eben noch einmal laufen. Deshalb solltet ab und an speichern - am PC ist das ja deutlich einfacher mehrere Speicherpunkte zu haben als noch auf der sehr begrenzten N64-Speicherkarte.

Die Gegnervariation in Dinosaur Hunter kann sich sehr sehen lassen. Das Rerelease auf dem PC kann in mehrere Sprachen geschaltet werden - auch in der deutschen Sprachvariante kämpft ihr in den ersten Leveln gegen Menschen und erst sehr spät im Spiel kommen die Roboter hinzu, die euch auf dem deutschen N64-Modul im gesamten Spiel gegenüberstanden. Neben den Menschen mit Granaten, Stäben, Laserwaffen, Priester, stehen euch auch Pur-Lin in wenigstens zwei verschiedenen Versionen gegenüber, aber auch in Höhlen diese Viehcher, die ständig hin und her springen (die auch in Turok 2 vorkamen im zweiten Level). Weiter werden euch kleine Käfer auffressen wollen, in Level sieben dann auch größere Roboter, was wie Mechs, in Level acht auch Biobots und Roboter. Weiter noch Würmer und verschiedenes Sumpfgetier, was ihr nur einige Male im Spiel sehen werdet. Leider wird nie erklärt, warum wir einen Typen als Boss haben der uns mit "Hey!" begrüßt. Und leider auch nicht, warum der zuerst zwei Hummer-Geländewägen auf uns los hetzt.

Besonders gefallen hat mir diesmal witzigerweise, dass die Levels sehr umfangreich und verwinkelt sind. Ihr müsst euch schon merken, wo ihr noch hin müsst, um auch bloß nichts zu verpassen. Leider sind die Level recht leer, was Sammelobjekte anbelangt. Die Umgebungen wirken recht detailliert, wenn ihr aber näher herangeht merkt ihr schnell, dass das Spiel recht alt ist - das Alter zeigt euch das Spiel recht eindeutig. Die schöneren Wassereffekte und God-Rays täuschen da nur wenig drüber hinweg. Das Spielt bietet FXAA-Unterstützung (warum zur Hölle nicht SSAA? Das Spiel ist alt genug um SSAA problemlos auf neuerer Hardware ans Laufen zu bekommen) und einige Weitere Einstellungsmöglichkeiten im Hauptmenü. Eine Launcher-Anwendung wie noch in der Originalen PC-Fassung gibt es nicht mehr. Die Texturen wirken ungefiltert, sehr pixelig auf Entfernungen und sehr grobkörnig in der Nähe. NightDive hätte daran denken sollen wenigstens eine bilineare Filterung einzubauen und die Texturen zu verbessern. Eine Version des Spiels in heutiger Grafik und mit heutigen Details habe ich nicht erwartet, aber eine Überarbeitung von Texturen habe ich schon erwartet. Auch hätten es durchaus einige Polygone mehr sein können bei einigen Objekten in der Umgebung. Aber NightDive wollte wahrscheinlich den originalen Charme des Spiels beibehalten.

Der Soundtrack des Spiels ist ein richtig guter und passt perfekt in das sehr schnelle und actiongeladene Gameplay des Spiels. Der Soundtrack besteht zwar fast nur aus Trommelgeräuschen, die gehen aber durch die Geschwindigkeit und den Rhythmus sehr gut zum Spiel. Der Soundtrack bringt euch dazu noch weiter, noch schneller, noch höher gehen zu wollen. Gegner erledigen braucht ihr schon nicht mehr, lauft einfach vorbei! Die Hintergrundmusik spornt euch noch zusätzlich an, ihr wollt nicht mehr stoppen. Die Sounds der Waffen und Gegner sind okay, wenn auch altbacken.

Trotz des Alters des Spiels hat mir die Grafik recht gut gefallen. Zugegebenerweise habe ich nicht viel erwartet, eben genau das Spiel, was ich auf dem N64 gespielt habe. Das habe ich zum Glück nicht bekommen sondern deutlich mehr. Zum einen könnt ihr jetzt das Sichtfeld einstellen. Wahrscheinlicht ist aber das vertikale Sichtfeld gemeint, denn bei 110 Grad Sichtfeld komme ich in weniger als drei Bildschirmen im Kreis herum, d.h. das horizontale Sichtfeld ist eigentlich bedeutend größer als 120 Grad. Auch wirken die Nebeleffekte jetzt umso älter, weil das Spiel vor euch eine Nebelwand zeichnet, die sich in etwas Entfernung befindet, d.h. etwas ist im Nebel, dann dreht ihr euch auf der Stelle, sodass das Objekt am Rand eures Bildschirms ist, und schon ist es zu sehen. Auch lassen sich Entfernungen mit 110 Grad Sichtfeld recht schlecht einschätzen, aber dennoch hat sich das Spiel auch bei den härteren Sprungpassagen gut spielen lassen und mit genügend Übung schafft ihr es dann auch zielsicher über die größeren Abgründe und auf die noch kleineren Plattformen quasi ohne Probleme. Etwas nachteilig ist, dass ihr nicht immer seht ob es unten weiter geht, also ob da Boden ist, oder ob ihr ins Bodenlose springt, wenn ihr den Absprung nicht schafft.

Die Steuerung beim Springen ist großartig. Nicht nur, könnt ihr Turok im Sprung noch steuern, sondern ihr könnt auch in der Luft abspringen, wenn ihr den Sprung auf festem Untergrund nicht mehr geschafft habt. Leider ist es manchmal recht schwer einzuschätzen, ob ihr einen Sprung schafft oder auch ob ihr bereits über der Plattform seid, und die Vorwärtstaste loslassen könnt. Dafür blendet ihr einfach mit der TAB-Taste die Karte ein, die euch als Overlay eine schemenhafte Strichzeichnung der Umgebung von oben anzeigt. Mit X und Z könnt ihr in der Karte auch noch zoomen. Waffen wechselt ihr mit dem Mausrad oder mit den 1-9 Tasten auf der Tastatur, 1 ist das Messer, 2 der Bogen, etc. Das funktioniert ziemlich gut, problematisch nur, dass ihr quasi kein Wissen darüber habt, für welche Waffen ihr eigentlich noch Munition habt, bevor ihr sie nicht ausgewählt habt.

Das Spieltempo von Turok Dinosaur Hunter ist extrem flott. Nicht nur ist die Bewegungsgeschwindigkeit ohnehin sehr hoch, sondern das Spiel lässt euch noch schneller laufen, wenn ihr Vorwärts und links gleichzeitig drückt, also zwei Richtungstasten gleichzeitig, die sich nicht entgegenstehen und die Kamera um 45 Grad dreht. Außerdem scheint das Spiel eine seltsame Art von Moment zu implementieren, d.h. ihr werdet schneller und behaltet die Geschwindigkeit bis ihr in irgendetwas hineinlauft. Aber ihr erhaltet quasi sofort euer komplettes Moment, wenn ihr im Wasser springt. Schwimmen funktioniert übrigens genauso wie oben beschrieben mit zwei Richtungstasten etwas schneller, aber ihr solltet die Tasten wiederholt schnell hintereinander drücken, weil ihr dann noch etwas schneller seid, als wenn ihr nur einmal drückt.

Zum den Wine-spezifischen Problemen. Ich kann im Moment nicht verifizieren, dass das Spiel unter Windows problemlos läuft, aber unter Wine habe ich einige Probleme mit der Performance und dem Audio des Spiels. Das Spiel überspringt eine Menge Frames. Mein PC (i7-3770, Nvidia 630) sollte eigentlich in der Lage sein ein 20 Jahre altes Spiel problemlos in mehr als 60 Frames pro Sekunde zu rendern, mit Wine schafft das Spiel aber nur eine sehr schwankende Frame-Anzahl. Teilweise ruckelt das Spiel, manchmal läuft es problemlos, dann ruckelt es wieder mal. Was genau der Grund dafür ist, kann ich nicht sagen. Der Sound, der über OpenAL ausgegeben wird, klingt ebenfalls falsch. An sich funktioniert das recht gut, aber manchmal klingt der Sound wie extrem schlecht gemixt - gestört, fast schon zu laut für das System.

Turok Dinosaur Hunter habe ich auf dem N64 nie zuende gespielt. Ich kann mich noch erinnern, dass ich bis ins Level 6 gekommen bin, definitiv habe ich das Dorf in den Baumgipfeln noch geschafft, aber dann habe ich irgendwann aufgegeben, weil mir das Spiel zu schwer geworden ist, und ich keine Munition für irgendwelche Waffen hatte. Am PC war das kein Problem. Das Spiel hat mehrere Schwierigkeitsgrade auf Normal war das Spiel recht gut schaffbar und ich habe einige Stunden Spielzeit in das Spiel gesteckt. Turok empfiehlt sich eigentlich für Shooter-Fans durch sein sehr schnelles, sehr actiongeladenes Gameplay für Fans von Spielen wie Doom, oder Quake. Gerade mit den sehr verwinkelten Levels und den vielen erkundbaren Umgebungen müssten Fans der genannten Spiele hier auf ihre Kosten kommen. Leider wirken die Levels aber etwas leer und es gibt neben den Schlüsseln und den Chronoceptor-Teilen nur wenig aufsammelbares zu entdecken. Leider fällt die Story immer noch extrem flach und sehr schlecht erklärt aus - also wirken die Level wie quasi zufällig zusammengewürfelte Spielwelten und euer Voranschreiten in den Spielwelten wirkt fast schon sinnlos.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 11.02.2017
Fazit:
Das Re-Release von Turok Dinosaur Hunter hat mir eine Menge Spaß gemacht. Das Spiel hat mich einige Stunden gut unterhalten, wahrscheinlich so in Richtung sechs Stunden, aber auch weil ich das erste Level quasi komplett im Schlaf spielen könnte. Aber einige Änderungen zum N64-Spiel gibt es doch - ich weiß nicht, ob die auch bei der originalen PC-Version vorhanden waren, oder erst im Re-Release hinzu gekommen sind. Die Probleme von Wine kann ich nicht wirklich dem Spiel zur Last legen. Einzig muss ich die Frage stellen, warum das Spiel nicht für Linux erschienen ist, schließlich sind die Tools SDL, OpenAL, ffmpeg auch auf Linux verfügbar. Naja. Einziges wirkliches Problem, was ich mit dem Spiel habe, ist der Preis. 20 € für ein quasi 20 Jahre altes Spiel mit leichten Verbesserungen ist doch etwas heftig. Ich würde sagen, wartet auf einen Rabatt - mehr als 5 € würde ich für das Spiel nicht ausgeben.