N64 Retro

Retro auf Nintendo 64

Turok 3, was nur auf dem N64 erschien, ist der 4. Teil der bekannten Turok-Serie, die heute ja fast ausgestorben ist. Das Spiel stammte aus der Softwareschmiede Acclaim Austin, die auch für die Vorgänger verantwortlich war. Im Gegensatz zum Vorgänger Turok 2 Seeds of Evil spielt ihr hier nicht Joshua Fireseed, sondern wahlweise Danielle oder Joseph, die irgendwie mit Joshua verwandt sind. Spielerisch unterscheiden sich die beiden kaum, lediglich teilt sich der Weg der beiden einige Male, zum Beispiel kann der kleinere Joseph durch enge Zwischenräume klettern, wohingegen Danielle sich mit dem Enterhaken zu blau leuchtenden Kugeln ziehen. Joseph findet im ersten Level anstelle eines Enterhakens ein Nachtsichtgerät, mit der er in dunklen Gegenden besser sehen kann. Wie kommt Danielle also durch diese dunklen Levelabschnitte? Natürlich waren die Entwickler nicht ganz blöd - sie haben die dunklen Räume heller erleuchtet als bei Joseph, sodass der Spieler mit Danielle ebenfalls ohne Probleme durch diese bei Joseph dunklen Levels kommt. Viel weiter reichen die Unterschiede nicht - außer die Waffen, die von den Protagonisten verwendet werden können.

Die Standardausführungen der Waffen teilen sich beide gemeinsam. Zu jeder Waffe gibt es aber eine Verbesserung, zur Pistole die Mag60, die es schon im Vorgänger gab. Joseph hat als bessere Pistole eine schallgedämpfte. Auf lange Sicht (vor allem für die Endgegner) macht es mehr Sinn mit Danielle zu spielen, weil sie einen RPG (also Raketenwerfer) später im Spiel hat, den Joseph nicht hat. Insgesamt lässt sich sagen, dass Danielle mehr Explosionswaffen hat und Joseph eher Sniper-Experte ist. Es stehen euch viele verschiedene Waffen zur Verfügung, die alle sehr mächtig sind. Trotz der starken Waffen wird das Spiel an einigen Stellen aber schnell frustrierend, vor allem, wenn ihr kurz vor einer Levelgrenze seid und euch doch noch ein Gegner die letzten 10 Gesundheitspunkte wegballert. Und ich rede vom einfachsten Schwierigkeitsgrad. Die Entwickler haben leider vergessen reichlich Gesundheitspakete zu verteilen. Ihr werdet im Großteil des Spiels mit Munition nur so zugeschüttet, aber Gesundheitspakete sind sehr rar und teilweise gut versteckt.

Das Spiel beginnt mit einer Vision von Joshua Fireseed, der Turok des zweiten Teils. Er träumt von einem kleinen Kind, was von den Helfern von einer bösen Macht, die als Oblivion vorgestellt wird, festgehalten wird. Er kommt es zu retten, aktiviert die Tür, aus der er denkt er könne einfach hinauslaufen. Allerdings treten einige Bösewichte hinein, die nur auf ihn gewartet haben und erledigen Joshua, nachdem er zwei der Fieslinge niedergestreckt hat - er wacht auf. Am nächsten Tag erzählt er der 27 jährigen Danielle, von was er geträumt hat. "Das Kind ist die Lösung". In der nächsten Nacht - jedenfalls lässt das Spiel keine andere Wahl als zu denken, dass die Handlung an aufeinanderfolgenden Tagen passiert, greift des Nachts eine Truppe Feinde das Haus durch ein Portal an. Joshua, der damit schon gerechnet hatte, erledigt ein paar mit gezielten Pisoltenschüssen, was Danielle und Joseph beunruhigt, sie schauen nach. Joshua hat einen scharfen Sprengsatz mit Zeitzünder in der Hand und weist Joseph und Danielle an, das Haus so schnell wie möglich zu verlassen. Sie nehmen das Auto und werden von einem größeren Monster überrascht, sodass das Auto in einer grafisch exzellenten (Ironie) Sequenz umkippt, explodiert und sich beide grade noch so retten können. Adon rettet beide und führt sie zum Orakel, was aus Roboterköpfen besteht. Selbst nachdem ich das Spiel durchgespielt habe, weiß ich nicht, was es damit auf sich hat. Ihr entscheidet euch nun für einen der beiden Charaktere, mit dem ihr von nun an durch 5 Level laufen werdet. In Zwischensequenzen tritt der andere zwar immer wieder mit auf, aber er steht euch nie im Kampf zur Seite.

Das Spiel ist in 5 große Level eingeteilt, die wiederum in kleine (und damit meine ich kleine, oftmals nur wenige hundert Meter) Ladeabschnitte gegliedert sind. Speichert ihr irgendwo im Level, werdet ihr beim nächsten Laden an den Ladepunkt zurückgesetzt. Aber dafür kann man frei speichern. Überall im Level kann gespeichert werden, man wird halt nur zurückgesetzt. Finde ich keine schlecht Idee. Jeder Ladepunkt (beim N64 dauern die nicht sonderlich lange) stellt automatisch einen Kontrollpunkt dar. Sterbt ihr bevor ihr den nächsten Ladepunkt erreicht habt, werdet ihr hierhin zurückgesetzt und, wenn ihr weniger als 50 Gesundheitspunkte gehabt habt, wird eure Energie auf 50 Punkte aufgestockt. Trotzdem reichen diese teils kaum bis zum nächsten Ladepunkt. Das liegt hauptsächlich am dämlichen Spawnsystem der Feinde. Erstens: es kommen unendlich viele Feinde und das passiert VIEL zu oft. Sobald ihr einen tötet, steht der nächste schon bei euch. Der größte Fehler im Spiel, den ihr machen könnt ist, euch wegzudrehen - egal von was oder wem - dreht ihr euch wieder um steht wenigstens ein Gegner da, der schon seit 5 Minuten auf euch schießt. Überquert ihr einen bestimmten Punkt kommen plötzlich keine Gegner mehr. Nagut, das Spiel ist alt. Lassen wir mal durchgehen. Aber auch für ein altes Spiel gehört es sich definitiv nicht, Gegner direkt vor deinem Gesicht spawnen zu lassen. Und die Feinde treffen immer, aber euch wird es zu Beginn durch die aus heutiger Sicht seltsame Steuerung schwer fallen irgendetwas zu treffen. Zum Glück gibt es Automatisches Zielen, so trefft ihr doch mal irgendwas.

Zusätzlich hinzu kommt, dass das N64 eindeutig überfordert ist. Teilweise ruckelt das Spiel so stark, dass es unter 1 Frame pro Sekunde rutscht. Das passierte mir zwar beim Anspielen nur selten, aber kommt doch leicht komisch rüber, nech? Aber mit mehr als 20 Frames Maximal braucht man hier nicht rechnen. Kommt ein Gegner mal näher an euch heran, oder beschießt ihr einen Boss, der dann weiß aufleuchtet, fängt die Ruckelpartie an. Verschießt ihr dann zum Beispiel Rakaten, die schnell fliegen und beim Aufschlag explodieren, kann es passieren, dass das N64 die Überprüfung des Aufschlages verpennt und eure Rakete zwar ankommt, aber direkt durch den Untergrund durchmarschiert ohne eine Reaktion zu zeigen. Sehr nervig, vor allem dann, wenn ihr mehrere Gegner mit der Rakete erledigt hättet. Gerne auch passiert es, dass Granaten erst garnicht aus dem Granatwerfer kommen oder dass Geräusche einfach nicht kommen. In einem Level hatte ich ein Soundproblem, sodass ein brummendes Geräusch ertönte, was nur wegzukriegen war, als ich das Pausenmenü aufrief und wieder schloss. Das Spiel ist mir beim Anspielen 2 mal abgestürzt, einmal im Multiplayer, zu dem ich gleich noch ein paar Worte sage, und einmal beim Endgegner - was besonders ärgerlich war, weil ich die gesamte Sequenz vor dem Gegner nochmal spielen musste. Man merkt eindeutig, dass das Spiel übertrieben früh auf den Markt geworfen wurde, ohne genügend getestet zu werden. Solche Probleme ziehen sich bis in die heutige Zeit. Hauptsache Gewinn machen - schließlich hatten die Entwickler eine Woche Entwicklungszeit.

Eine Besonderheit des N64 ist das Memory Expansion Pack, was es einigen Spielen erlaubte besser auszusehen - wie auch Turok 3. Spieler ohne dieses Expansion Pack können nur im der Auflösung "low" spielen. Das Spiel wird dann vor allem in größeren Entfernungen unscharf (größere Entfernung ist alles ab 5 Meter vor dem Spieler), Texturen und Umgebung ist deutlich hässlicher. Ich kann also nur Empfehlen sich das Expansion Pack irgendwo zu besorgen um Turok 3 in besserer Grafik zu erleben, obwohl das Addon eigentlich nur der verzweifelte Versuch von Nintendo war dem N64 noch ein wenig länger leben zu lassen. Wir reden über das Jahr 2000. Sega Dreamcast war schon erschienen. Somit kam dem Spiel wenig Aufmerksamkeit zu - schade eigentlich, denn obwohl es den hohen Erwartungen, die die Spieler an das Spiel stellten, nicht gerecht werden könnte und durch den gänzlich anderen Stil auffiel, ist es bei Leibe kein schlechtes Spiel, aber meiner Meinung nach fehlten ein paar Monate testing und bugfixing.

Der Multiplayer, in dem ihr mit bis zu 4 Spielern bzw. ihr und 3 Bots (also insgesamt 4 Charaktere) gegeneinander um in Teams antreten könnt, ist durchaus spaßig - für etwa 5 Minuten. Das ist etwas übertrieben. Die KI ist so dämlich, wie nie zuvor, sie schießen nur auf euch und bekriegen sich nicht gegenseitig. Schade eigentlich, aber naja. Es gibt viele Spielmodi, zum Beispiel das aus dem Vorgänger bekannte 'Monkey Tag' oder ein 'Color Tag'-Modus, wo es schlicht und ergreifend darum geht die meisten Leute zu töten, die dann in eurem Team respawnen. Als Punktzahl wird euch dann die Anzahl der für das Gewinnerteam getöteten Feinde angerechnet. Die Maps sind klein und sind in etwa so abgefahren, wie die aus Rage Wars. Das ist an und für sich nichts schlechtes, allerdings sind alle der Karten nicht wirklich das Wahre. Alleine - also mit 3 Bots werdet ihr kaum Spaß haben, obwohl ihr euch in den Einstellungen des Spiels richtiggehend auslassen könnt - ihr könnt Handicaps einstellen - schade, dass man da die KI-Intelligenz nicht seperat einstellen kann. Ihr habt außerdem die Möglichkeit die Länge des Matches und die Anzahl der Punkte, die für einen Sieg notwendig sind, einzustellen, sowie Waffen und mit welchem Waffen jeder startet, Map und, was ganz besonders ist, ihr könnt Schwerkraft und maximale Anzahl Gesundheitspunkte einstellen. Maximale Munition, die mitschleppbar ist. Hätte Acclaim hier noch etwas gearbeitet wäre ein grandioser Multiplayer daraus geworden, aber die leicht verkorkste KI ruinieren alles.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 26.02.2014
Fazit:
Es bleibt mir nur zu sagen übrig: jeder, der Turok mag, sollte das Spiel wenigstens mal anspielen. Die 4 Stunden lange Singleplayer Kampagne ist teilweise motivierend, teilweise durchaus unfair, aber schaffbar. Im Vergleich zu heutigen Shootern wie Battlefield 3, hat Turok 3 vor allem grafisch die Arschkarte, aber spielerisch und spaßtechnisch definitiv die Nase vorn. Ihr lauft durch viele neue Levels, die größtenteils gut designt sind, und trefft sogar wieder auf die aus dem ersten Turok bekannte Anfangsstelle - finde ich sehr gut. Schade aber, dass das Spiel nicht mehr auf Deutsch erschienen ist und dass es keine Portierungen auf andere Systeme gibt. Also schafft euch ein N64 und das Memory Expansion Pack an und spielt das Spiel. Mir hat das Spiel sehr gut gefallen - nach einer kurzen Einarbeitungszeit hab ich es auch geschafft ein paar Feinde zu erledigen. Gebt dem Spiel eine Chance und stellt nicht so große Erwartungen an. Turok 3 ist das einzige Spiel der Serie von Acclaim, was nicht zensiert ist (auch nicht für Deutschland). Es existiert aber keine deutsche Übersetzung; alles Englisch.