PS3 Review

Review auf Playstation 3

Tomb Raider Underworld, der erste echte HD-Teil der Tomb Raider Serie, spielt die Geschehnisse aus Tomb Raider Legend weiter und versucht aufzuklären, was mit Laras Mutter passiert ist. Lara ist auf der Suche nach Avalon - der Unterwelt der Antike - findet aber zunächst Hinweise auf das nordische Äquivalent. Ihr leitet Lara durch sieben mehr oder weniger lange Abschnitte und klärt unter anderem warum Laras Villa in die Luft gesprengt wurde.

Damit fängt das Spiel nämlich an - ihr seid im Keller eures Anwesens und puff fliegt euch das halbe Haus um die Ohren. Warum ist euch erstmal ziemlich egal, da ihr zunächst versucht dem flammenden Inferno zu entkommen. Das nutzt das Spiel direkt aus um euch die Grundmechaniken beizubringen. Ihr könnt Schalter drücken, springen, euch an Vorsprüngen festhalten und euren Magnethaken bspw. benutzen um an Metallringen zu ziehen oder euch daran entlangzuschwingen. Quasi alles, was ihr über Wasser außerhalb des Kampfes machen könnt, zeigt euch das Spiel an dieser Stelle. Eigentlich ist das alles schon aus den Vorgängern bekannt, lediglich neu hinzugekommen ist, dass Lara nun auf über Balken sprinten kann (während ihr aufpassen müsst, dass sie nicht runterfällt) und dass sie, wenn sie an einer Stange hängt, sich nun auch darauf hochziehen kann. Das führte bei mir zwar einige Male zu Problemen, die aber alle durch wild irgendwelche Knöpfe drücken gelöst werden konnten.

Generell macht das Spiel eher den Eindruck eines schnell hingeschluderten Bugfests und weniger eines fertigen Spiels. Das Spiel ist sehr spielbar - mit dem aktuellsten Patch auch ohne spielzerstörende Bugs. Allerdings wirkt die Kamera teilweise so unfertig - sie springt sonstwohin - auch gerne wenn ihr gerade abspringen wollt, springt die Kamera an eine andere Stelle und Lara springt nun nicht mehr in die gewünschte Richtung. Das ist sehr ärgerlich, führte beim Spielen auch zu einigen Bildschirmtoden. Dann werdet ihr allerdings zum nächsten Kontrollpunkt zurückgesetzt, der meistens nicht so weit entfernt liegt. Das ist auch gut so, weil die Kamera euch gerne das Leben schwer macht. Einige Sprünge müsst ihr blind ausführen - wenn ihr nicht wisst, dass ihr an einer Stelle nach hinten springen müsst, dann habt ihr fast keine Chance das zu sehen. Die Kamera bewegt sich nämlich auf einer Kugelbahn um Lara herum, mit einem festgelegten Radius. Manchmal kommt die Kamera näher heran, aber nicht immer.

Hängt ihr bspw. gerade an einer Wand, dann könnt ihr die Kamera oftmals nicht so ausrichten, dass ihr euch anschauen könnt, was hinter euch liegt, da ja schließlich die Wand im Weg ist. Auch wenn ihr im Wasser seid, könnt ihr nicht nach oben schauen, da schließlich die Wasseroberfläche im Weg ist. Das löst zwar ein Problem, was ich mit Tomb Raider Anniversary hatte, wo ihr prinzipiell auch nicht im Wasser nach oben schauen konntet, weil die Wasseroberfläche auch alles darunter liegende reflektiert, allerdings löst es nicht das Problem, dass ihr nicht nach oben schauen könnt. Eine Lösung wäre gewesen, in solch einem Fall die Kamera über die Wasseroberfläche zu führen oder aber wenigstens Lara die Möglichkeit zu geben sich umzusehen - das gibt es nämlich nicht. Generell ist die Steuerung erstmal etwas seltsam.

Zum Einen habt ihr, wie erwähnt, nicht die Möglichkeit euch umzusehen - also durch die Augen von Lara zu blicken - zum Weiteren widerspricht sich die Steuerung selbst. Einmal ist R1 die Sprinttaste, dann aber, wenn ihr an einer Kante hängt müsst ihr Dreieck drücken, damit Lara schneller macht. Nett wäre gewesen, wenn das wenigstens eine Taste gewesen wäre. Auch etwas negativ ist, dass auf Dreieck die Aktionen Aufheben und Nahkampf liegen. Oftmals, wenn ihr in einer hektischen Situation seid, hebt Lara bspw. den Schatz oder den Trank nicht auf, sondern schlägt in die Luft. Das ist sehr unschön und führt ebenfalls dazu, dass ihr einige Schläge mehr abbekommt, als ihr eigentlich müsstet. Die Gegner im Spiel sind eigentlich alle relativ fair - die menschlichen Gegner - davon gibt es übrigens nicht sonderlich viele - sind recht leicht zu schlagen, wenn ihr auch viel Energie an ihnen verlieren werdet, wenn sie in Überzahl sind. Die tierischen Gegner sind oftmals sehr schnell und schmeißen die gute Lara gerne mit einem Schlag hin. Natürlich braucht Lara dann ewig um aufzustehen, was dem Spielfluss nicht hilft.

Die Waffen fühlten sich für mich allesamt sehr schwach an - ich habe auf dem mittleren von drei Schwierigkeitsgraden gespielt. Die menschlichen Gegner stecken viele Schuss weg - die tierischen sogar noch mehr. Die Pistolen sind quasi nutzlos, nehmt euch also eine Sekundärwaffe mit, mit der ihr auch etwas anfangen könnt. Zu Beginn des Levels habt ihr die Auswahl beim Outfit von Lara und könnt eine von fünf Sekundärwaffen mitnehmen. Die Pistolen habt ihr immer dabei und die sind auch die einzige Waffe, die unendlich viele Schuss hat. Die anderen Waffen sind nach einigen Magazinen leer. Ebenfalls leeren sich eure Granaten, wenn ihr welche werft. Gegen menschlicher Gegner sind die sehr effektiv, ebenfalls gegen die späteren Thrall-Gegner, die ihr zerstören müsst, damit sie nicht wieder aufstehen. Das könnt ihr bspw. mit Granaten machen oder indem ihr mit der Dreieck-Taste auf sie draufspringt, wenn sie am Boden liegen.

Leider sind mir beim Spielen einige Fehler aufgefallen, so will sich Lara an manchen Kanten manchmal nicht festhalten, springt einfach in den Tod, obwohl ihr sie eigentlich in die richtige Richtung ausgerichtet hattet oder bleibt an irgendwelchen Kanten hängen. Letztes legt sich nach einigen Sekunden hektischem Knopfdrücken allerdings wieder. Woran sich die gute da genau festgehakt hatte, bleibt dennoch unklar, weil das quasi fast überall passieren könnte - da ist mir keine Regel aufgefallen. Diese Fehler gepaart mit der störrischen Kamera trüben den Eindruck des eigentlich recht soliden Titels doch sehr.

Der gesamte Rest des Spiels ist eigentlich recht gut - die Rätsel haben es durchaus in sich - gerade wenn ihr alle Trophäen und alle Schätze haben wollt. Die Kletterpassagen sind auch recht solide, wäre da nicht die etwas doofe Kamera. Das Spiel bietet aber auch einige Fahrsequenzen, da ihr in zwei Kapiteln eurer Motorrad habt, mit dem ihr durch die Level heizen könnt und Schritt für Schritt weiterkommt. Ab und an fällt euch dann auch mal ein Tier an. Leider hat sich Lara im Spiel auch nicht gerade von der intelligenten Sorte gezeigt und leider ist das Ende auch relativ unzufriedenstellend - einen richtigen Bosskampf wie im Anniversary gibt es leider nicht. Die Kämpfe sind in Underworld sowieso nicht der stärkste Teil, da ihr zwar mit Kreis ausweichen könnt, dabei schießt Lara aber nicht mehr auf den Angreifer. Prinzipiell könnt ihr mit X ebenfalls etwas aus dem Weg turnen, schießt dabei sogar weiter auf den Feind, allerdings gelangt ihr damit nicht soweit weg, dass ihr vom Gegner nicht mehr getroffen werdet. Also ... irgendwie ist das Kampfsystem komisch.

Das Besondere allerdings am Kampfsystem ist die Adrenalin-Anzeige. Wenn ihr einen Gegner verletzt - bspw. indem ihr ihn per Nahkampf angreift oder auf ihn schießt, füllt sich diese Anzeige - ist sie gefüllt, dann könnt ihr per Knopfdruck auf R3 (während ihr einen Gegner anvisiert habt), die Zeit verlangsamen. Außerdem könnt ihr einen Gegner anvisieren, nah an ihn herangehen und per Knopfdruck auf Viereck den Adrelanin-Kill-Modus aktivieren. Dabei verlangsamt sich die Zeit während sich Lara am Gegner abspringt. Ein rotes Zielkreuz erscheint, was ihr über den Kopf des Gegner ziehen müsst. Drückt ihr ab und schafft das alles, bevor das Zeitlimit abgelaufen ist, so gelingt euch ein Adrenalin-Kopfschuss und der Gegner fällt sofort um.

Das Menü ist leider etwas seltsam ausgefallen. Früher war das so, dass die Menüpunkte einfach untereinander standen, aber hier ist das nicht mehr der Fall - sie sind im Kreis als Symbole angeordnet. Wollt ihr nun bspw. die Optionen, so müsst ihr jedes Menü einzeln auswählen (indem ihr am Kontrollstick in die entsprechende Richtung drückt) und einzeln durchkucken, was jetzt die Optionen sind. Das stört sehr, vor allem dann wenn man bspw. schnell mal speichern will. Auch sehr seltsam ist, dass ihr im Hauptmenü auf "Spiel beenden" gehen könnt (dann gelangt ihr in der Classics HD Version zur Spielauswahl - auf der Scheibe sind Legend, Anniversary und Underworld drauf), aber im Spiel kommt ihr nicht mehr ins Hauptmenü zurück. Ein Neustarten vom letzten Kontrollpunkt gibt es auch nicht, ihr könnt lediglich das Spiel speichern und neu laden.

Tomb Raider Underworld ist grafisch definitiv ein Titel für die PS3 - damals nextGen-Generation. Die Texturen sehen im ersten Teil des Spiels sehr gut aus - auch wenn mich das Spiel später nicht mehr so fasziniert hat. Gerade im ersten Teil gibt es schöne Unterwasserlevel, gerade da gibt es schöne Höhlen, die nicht alle gleich aussehen. Leider sehen einige Höhlen später alle gleich aus - da gibt es ein Labyrinth, da wisst ihr nach zwei mal abbiegen nicht mehr, wo ihr eigentlich seid. Das ist sehr schade. Die Beleuchtung ist im Normalfall recht gut. Leider ruckelt das Spiel bis sich die Balken biegen. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass das Spiel mit 20 Bildern pro Sekunde so vor sich hin dümpelt, was natürlich mit solch einer Grafik - gerade später im Spiel - echt nicht tolerabel ist. Der Sound ist ganz okay - hier sind mir keine Sounds aufgefallen, die fehl am Platz schienen. Der Soundtrack ist sehr gut, blieb mir aber nicht lange im Ohr.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 22.01.2015
Fazit:
Das Spiel ist mit seiner etwa acht bis neun Stunden langen Solo-Kampagne durchaus empfehlenswert. Leider hat es eine offenbar unfertige Kamera ins Spiel geschafft, die sich auch nicht so einstellen lässt, wie ich das gern hätte - bspw. sollte die Kamera für meinen Geschmack weiter von Lara weg. Die restlichen Mägen zähle ich hier nicht nochmal auf. Dennoch ist Tomb Raider Underworld eigentlich ein gutes Spiel, mit guter Grafik und netter Handlung, wenn auch an einigen Stellen etwas flach. Das Ende ist nicht sehr gut, die Waffen fühlen sich allesamt ziemlich schwach an. Da wäre sicherlich ein besseres Spiel drin gewesen, so kann ich es Tomb Raider Fans durchaus empfehlen, alle anderen sollten aber erst nach intensiver Proberunde über einen Kauf nachdenken.