Windows Review

Syndicate auf Windows

14.02.2015

Vor einigen Jahres gab es bereits ein Syndicate-Spiel, damals ein Strategiespiel. Ich habe dieses Spiel nie gespielt, daher kann ich den jetzigen Teil wahrscheinlich ganz gut als solchen einschätzen, und bringe nicht die Nostalgik für den alten Teil mit rein. Das 2012 erschienene Syndicate hat, so sagt man, ohnehin wenig mit dem alten Teil zu tun. Beim neuen Spiel handelt es sich um einen EgoShooter, der ähnlich wie Call of Duty sehr actionreich ist, sehr schnell, sehr hektisch - man kämpft mehr oder weniger als Ein-Mann-Armee gegen Horden von Gegnern und besiegt sie alle.

Die Welt von Syndicate spielt in der Zukunft - genau genommen im Jahr 2069. Es wurde ein Nano-Chip entwickelt, der in Menschen implantiert wird, die damit besondere Fähigkeiten bekommen - jeder der keinen solchen Chip hat, der ist prinzipiell ausgeschlossen. Ihr spielt den Protagonisten Kilo, der zu Beginn an einen Stuhl gefesselt ist, und von einem Feind verprügelt wird. Ihr befreit euch und schlagt ihn zu Boden. Bereits nach einigen Schritten werdet ihr den starken Bloom-Effekt an den Lichtern bemerken, der euch den Rest des Spiels begleiten wird. Hier ist übrigens eine gute Stelle um die Performance zu testen und das Spiel so einzustellen, dass ihr wenig Input-Lag habt. Auf meinem System lief das Spiel in 1080p-Auflösung und mittleren Grafikeinstellungen (viel einzustellen gibt es da leider nicht) quasi ruckelfrei auf 40 bis 60 Bildern pro Sekunde.

In der nächsten Stunde erhaltet ihr weitere Funktionen eures Chips hinzu. Ihr seid in der Lage Gegner dazu zu bringen, Suizid zu begehen. Dabei explodieren diese Gegner und reisen alles, was in deren Umgebung steht mit in den Tod. Außerdem habt ihr die Möglichkeit die Waffe eines Gegners versagen zu lassen, sodass es ihn kurz umhaut - meistens steht er danach aber wieder auf und nimmt euch wieder ins Visier. Als letztes erhaltet ihr die Fähigkeit Gegner so zu hacken, dass sie für eine begrenzte Zeit auf eurer Seite kämpfen. So beschießen sie ihre Kameraden, wenn niemand mehr da ist zum beschießen, bringen sich diese Gegner selbst um. Diese Mechanik mit dem Hacken von Gegnern ist richtig cool und lockert das Spiel sehr auf, da es eine Möglichkeit offenbart, mit deren Hilfe ihr Gegner erledigen könnt - sogar mehrere Gegner auf einmal - ohne, dass ihr wie in anderen Shootern üblich stundenlang auf die Gegner schießen müsst.

Ebenfalls sehr von Vorteil kann es sein, eure Umgebung etwas zu erkunden, während ihr den Gegnern Saures gebt. Oftmals befinden sich irgendwo versteckte Deckungen (bspw. Server, die ihr nach oben fahren könnt), Turrets, die ihr herausfahren könnt und für eure Zwecke gebrauchen könnt (die beschießen dann sehr effektiv die Gegnerhorden), oder es gibt bspw. Ventile, die ihr öffnen könnt, sodass es Dampf euren Gegnern ins Gesicht sprüht. Das kann euch manchmal eine Sekunde länger Zeit geben Gesundheit zu regenerieren, die ihr unbedingt benötigt, wenn ihr gerade angeschossen wurdet. Aber ihr könnt auch noch die Zeit verlangsamen, indem ihr das Dart-Overlay aktiviert. In diesem Modus seht ihr Gegner hinter Deckungen orange umrandet, ihr seht einen Gegner, den ihr gerade ausgeschaltet habt, blau hervorgehoben. Außerdem seid ihr schneller als die Gegner und die Zeit vergeht langsamer. Wenn ihr euch bestimmt upgraded, dann heilt ihr euch eventuell sogar im Overlay-Modus.

Diese Upgrades erhaltet ihr an vordefinierten Stellen im Spiel. Dabei besiegt ihr einen Gegner, der einen solchen Nanochips - ähnlich wie ihr - in sich trägt. Dann extrahiert ihr den Chip aus dem Kopf des Gegners und habt damit einen Punkt, den ihr für Verbesserungen ausgeben könnt. Dabei gibt es lediglich vordefinierte Sachen, die ihr kaufen könnt, bspw. könnt ihr Lebensupgrades kaufen (mit jedem Kauf in diesem Netzwerk erhaltet ihr ohnehin 2,5% mehr Lebensenergie) oder die Geschwindigkeit für den Waffenwechsel bzw. das Nachladen drastisch erhöhen. Dieses Mittel fügt dem Spiel eine gewisse Tiefe hinzu, die in Spielen wie Call of Duty nicht erreicht wird. Allerdings wäre es nett gewesen, diese Punkte in Abhängigkeit vom Skilllevel des Spielers zu vergeben - ähnlich wie das in Bulletstorm gehandhabt wird. Für jeden Kill erhaltet ihr Adrenalin, was genau ich damit machen kann, das habe ich nicht so recht verstanden. Soweit ich das mitbekommen habe, füllt das eure Fähigkeiten (Suizid,...) wieder auf, sodass diese Fähigkeiten erneut eingesetzt werden können. Ich hätte es besser gefunden, wenn man diese Punkte für Verbesserungen einsetzen könnte, das ist hier aber nicht der Fall.

Ansonsten ist Syndicate ein ziemlicher Standard-Shooter. Ihr könnt 2 Waffen tragen, wenn ihr versucht Neue aufzunehmen, dann legt ihr automatisch, die Waffe, die ihr gerade in der Hand haltet ab. Die Waffenauswahl ist nicht sonderlich groß, zumal es oftmals an bestimmten Stellen so ist, dass ihr nur bestimmte Waffen findet. Es gibt eine Tar-Variante, eine weitere MP, eine Schrotflinte, eine Pistole, einen Revolver, ein Scharfschützengewehr und ein Sturmgewehr, was auch im Einzelfeuer-Modus betrieben werden kann. Die letztere Waffe verfügt über zwei Fernrohre, die ebenfalls umgeschaltet werden, wenn ihr zwischen den Feuermodi hin und her wechselt. Ihr könnt euch ducken, springen und mit Kimme-und-Korn zielen. Wie ihr Granaten werft, weiß ich nicht so recht. Ich habe jeden Knopf am Xbox 360-Pad versucht, nichts schien zu funktionieren. Irgendwie habe ich es dann aber doch geschafft bei einem Bossgegner EMP-Granaten zu werfen.

Im leichtesten von vier Schwierigkeitsgraden sind die Gegner sehr einfach zu besiegen und ihr kommt euch sehr wie ein Übermensch vor. Generell macht das Spiel so den Eindruck eines Crysis-Klons auf mich, was an und für sich nichts schlechtes ist. Ich bin - soweit ich mich errinnern kann - in der gesamten Kampagne nur zweimal gestorben. Die Gegnertypen variieren sehr gut - zum Einen habt ihr Gegner der anderen und der eigenen Firma, dann habt ihr noch weitere Gegner. Neben den normalen Fußsoldaten, beschießen euch auch noch Flugdrohnen oder Soldaten, die zunächst einen Schutzschild haben, den ihr mithilfe eures Chips ausschalten müsst. Die Bossgegner variieren nicht sonderlich. Ihr kämpft immer gegen Kugelschwamm-Gegner, also Gegner die tausende von Kugeln aushalten, bevor ihr sie dann endlich erledigt habt. Eine echte Strategie benötigt ihr selten. Zu bestimmten Abschnitten erhaltet ihr besondere - größere Waffen, bspw. eine Minigun oder einen Flammenwerfer, mit denen ihr euch bewegen könnt und einfach mal alles niedermeiselt, was sich euch in den Weg stellt. Die Fähigkeiten eures Chips braucht ihr dann auch nicht mehr. Diese Sequenzen kommen aber nur drei oder viermal vor, sodass das nicht langweilig wird. Außerdem sind sie auch recht kurz.

Ebenfalls recht kurz sind die Meilensteine. Das Spiel ist nicht in Kapitel, sondern in Meilensteine unterteilt. Nach jeden Meilenstein (der etwa 10 bis 15 Minuten lang ist) erhaltet ihr eine kurze Auswertung eurer Leistung, bspw. wie viel Schaden ihr genommen habt, wie viele Headshots ihr geschafft habt, wie viel Adrenalin ihr erhaltet habt und wie lange ihr für den Meilenstein gebraucht habt. Dadurch, und dadurch, dass das Spiel euren persönlichen Bestwert daneben anzeigt, erhöht sich der Wiederspielwert für Leute die bspw. auf den Konsolen alle Trophäen haben wollen. Es gibt auch viele Sammelobjekte im Spiel, bspw. an Terminals könnt ihr Daten einsammeln. Außerdem stehen ab und an kleine Hologramme rum, die ihr einsammeln könnt und so Daten über bestimmte Personen erhalten könnt. Wenn ihr da unbedingt reinsteigen wollt, dann könnt ihr das ganze Zeug auch durchlesen, ich für meinen Teil, wollte viel lieber weiter diesen Shooter spielen.

Ab und An werdet ihr im Spiel auch mal auf ein kleines Rätsel stoßen, allerdings sind diese Rätsel eigentlich nicht der Rede wert. Euren Kopf müsst ihr dafür nicht anstrengen, da diese Rätsel meistens mit einfachem Hacken von irgendwas zu lösen ist. Das Ein oder Andere Mal werdet ihr zwar schon kurz stehen bleiben müssen und euch umschauen, da ihr irgendein Detail übersehen habt, allerdings hält sich das sehr in Grenzen. Ganz gut hat mir gefallen, dass das Spiel euch keine Indikatoren anzeigt, wo ihr als nächstes hin sollt. So musste ich die Welten selbst erkunden, musste selbst aufpassen, wo ich hin muss, was ich jetzt tun muss - das ging voll und ganz in Ordnung. Es gibt aber sicherlich Spieler, die das anders sehen - die gerne geführt werden wollen.

Grafisch sieht Syndicate sehr gut aus, an manchen Stellen aber etwas plastisch. Bspw. sehen die Gesichter von Menschen, die nicht Hauptcharaktere sind, sehr schwach aus. Der übertriebene Bloom-Effekt an den Lichtern überdeckt dabei einiges, fügt aber dem Spiel einen gewissen Stil hinzu. Die Umgebungen, wenn ihr doch mal einen Blick auf die Stadt erhaschen könnt, sehen großartig aus. Dieses Spiel fühlt sich etwas so an, als würde das Spiel von Mirrors Edge oder Battlefield abstammen - die Lichteffekte, die große dystopische Stadt. Der Sound ist ebenfalls großartig, die englische Synchronisation ist gut, die Waffensounds klingen sehr stark - sehr kraftvoll. Die Musik im Disco-Level ist auch ganz in Ordnung. Der Soundtrack ist in Ordnung, auch wenn mir davon nichts im Ohr geblieben ist.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 14.02.2015
Fazit:
Syndicate ist ein großartiger Shooter, der genau da weitermacht, wo Call of Duty Blac Ops 2 aufgehört hat. Das Spiel sieht deutlich besser aus und läuft besser als der Call of Duty Ableger, spielt sich sehr gut und fühlt sich sehr gut an. Die Steuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig, vor allem bis ihr eine passende Einstellungen von Stick-Sensitivity und Stick-Beschleunigung gefunden habt, die euch zusagt, kann einige Zeit vergehen. Dennoch ist das Spiel sehr gut, unterhält im Einzelspielermodus allerdings nur 4 bis 5 Stunden (beim einfachsten von vier Schwierigkeitsgraden). Die kurze Kampagne mit dem doch recht typischen Ende und den voraussehbaren Wendungen kann ganz gut unterhalten, wenn ihr das Spiel billig findet, könnt ihr da durchaus mal zugreifen. Probiert das Spiel aber vorher aus - wenn ihr mit dem Bloom-Effekt oder dem Sichtfeld nicht klar kommt - das könnt ihr nicht einstellen!