PS3 Review

Silent Hill: Downpour auf Playstation 3

25.11.2016

Silent Hill Downpour ist der aktuell letzte Teil der bekannten Horrorspielserie Silent Hill. Ich muss vorab gestehen, dass ich zwar Silent Hill 4 The Room als auch den ersten Teil Silent Hill angespielt habe, aber keinen der beiden Teile durchgespielt habe. Das heißt, dass das, was ein Hardcore-Fan der Serie von einem Silent Hill-Teil erwartet, nicht unbedingt meinen Erwartungen entspricht und dass ein Hardcore-Fan nicht zwangsläufig meinen Ausführungen folgen muss.

In Downpour spielt ihr Murphy Pedleton, einen Häftling. In der ersten Sequenz des Spiels lässt euch ein Wächter in die Dusche, dort trefft ihr auf einen Isolationshäftling, Napier. In diesem Tutoriallevel prügelt ihr alles aus Napier heraus, was ihr habt. Ihr lernt also nicht nur die Grundzüge der Charakterbewegung des Spiels, sondern auch das Kampfsystem. Das Kampfsystem besteht daraus, dass ihr euch verschiedene Waffen aus eurer Umgebung suchen könnt, bspw. Holzlatten, Eisenrohre, Äxte, Hämmer und so weiter. Diese Waffen benutzt ihr um eure Gegner, meistens irgendwelche Monster, zu verprügeln und wenn sie am Boden liegen, ihnen den Rest zu geben. Aber Obacht, denn nicht nur ihr könnt Blocken, sondern auch die Gegner, und dann folgt ein Angriff der Gegner. Das Kampfsystem fühlt sich zwar dynamisch an, ist aber recht langsam, jedenfalls im größten Teil des Spiels. Ihr müsst jederzeit darauf achten, was euer Gegner macht. Holt er gerade aus? Blockt er? Außerdem solltet ihr darauf achten ab und an neue Waffen zu suchen, denn eure Prügel gehen nach endlicher Zeit kaputt, dann müsst ihr mit euren Händen weiterkämpfen und könnt nicht mehr blocken. Ihr könnt eine Pistole mit euch tragen und einen Prügel, aber immer nur einen Meinungsverstärker.

Nach dieser Einführungssequenz werdet ihr aus eurem aktuellen Gefängnis transferiert. Ihr setzt euch in den Bus und genießt die Fahrt. Jedenfalls fast. Denn der Bus hat einen Unfall, überschlägt sich und quasi alle Mitfahrer des Buses sind hinüber. Ihr sucht nun nach dem Highway und nach anderen Überlebenden sowie nützlichen Gegenständen, wie einer Taschenlampe oder einem Walkie-Talkie. Euch begegnet bald darauf die Polizistin, die euch beim Transfer begleiten sollte, und sie ist euch nicht gut gesonnen. Ihr findet bald darauf eine Seilbahnstation, die euch weiter bringen wird, aber der Fahrkartenautomat ist verschwunden, und ohne Fahrkarte und ohne Strom wird die Seilbahn nicht fahren. Also macht ihr euch danach auf die Suche und geht den Schleifspuren nach - zum Devils PitStop Motel. Dort trefft ihr auch zum ersten Mal auf den Postboten, der euch einige Male im Laufe des Spiels über den Weg laufen wird.

Im Devils PitStop werdet ihr auch zum ersten Mal in die Anderswelt gezogen. Die Welt um euch herum löst sich auf, die Wände fliegen davon und ihr steht inmitten des Chaos der Anderswelt. Sie wirkt unwirklich, sie wirkt gefährlich, sie wirkt anders. In der Anderswelt gelten die bekannte Gesetze der realen Welt nicht. Die normalen Gesetze gelten in Silent Hill sowie nicht, aber ganz besonders in der Anderswelt nicht. In der Anderswelt werdet ihr ab und an von einem großen roten Nichts verfolgt, von dem ihr eingesaugt werdet. D.h. ihr müsst vor ihm wegrennen, bis es euch nicht mehr folgen kann oder will. Die Grenze davon ist mir nie so richtig klar geworden, aber naja. Anderswelt halt. Im Anschluss löst ihr noch ein paar Rätsel in der Anderswelt und werdet durch eine Tür zurück und die reale Welt gelassen.

Ihr erkunden in den folgenden Stunden Devils PitStop, fahrt dann mit der Seilbahn zum Devils Pit, lauft durch die Höhlen um zum Devils Train zu gelagen, der euch in die nächste Stadt bringen soll, nach Silent Hill. Die ersten Stunden, die noch nicht in der Stadt spielen, sind angsteinflösend und überzeugen durch eine unschöne Atmosphäre. Eigentlich wollt ihr so schnell wie möglich da raus, ihr wollt weg. Wenn die Sonne scheint im Devils Pit, dann wirkt das Spiel fast wie Alan Wake tagsüber. Im dichten Nebel von Silent Hill aber sieht die Sache schon anders aus. In Silent Hill selbst macht das Spiel dann auf einmal auf. Ihr habt eine fast schon offene Welt vor euch, die es zu erkunden gilt. Es gibt viele Nebenmissionen, die ihr am Rande erledigen könnt, ihr könnt in einige Häuser gehen, und erfahrt so viel über die Geschichte eures Hauptcharakters aber auch über die Menschen im Ort.

Nicht nur, dass euch Silent Hill dazu zwingt außerhalb der Box zu denken, gerade wenn es darum geht in die nächsten Areale zu gelangen, sondern auch die erzählte Geschichte in den Nebenmissionen ist interessant. Beispielsweise etwas tiefer in Silent Hill findet ihr Aushänge, dass ein Elternteil nach ihrem offenbar autistischen Kind sucht, was seinen Heimweg anhand von Schleifen festmacht, die von den Eltern aufgehangen wurden. Ihr zieht also los um das Kind zu suchen. Bei den Nebenmissionen entdeckt ihr ziemlich viel, erkunden große Teile von Silent Hill. Mich hat lange kein Spiel mehr so in sich reingezogen, wie Silent Hill Downpour. Das Spiel bietet euch drei Schwierigkeitsgrade jeweils für Kämpfe als auch für Rätsel an. Auf Normal-Normal war das Spiel für mich nicht zu schwer. Die Kämpfe außerhalb des letzten Levels waren recht einfach, im letzten Level hingegen etwas zu schwer.

Es hat mir einfach Spaß gemacht die Welt zu erkunden und die Geheimnisse herauszufinden. Das Finden neuer Geheimnisse und das Lösen von Rätseln macht Spaß, es war für mich sehr interessant neue Teile des Spiels zu entdecken und neue Stadtteile und Gebäude zu erkunden. Die Stadt scheint verlassen zu sein aber dennoch ist da irgendwas. Irgendwas was euch gleich erschrecken kann. Irgendwas was euch vielleicht gleich auffrisst. Irgendwas, was ihr durch den Nebel nicht seht. Besonders gefallen hat mir das Schnellreisesystem des Spiels durch die U-bahn-Schächte und die Kanalisation. Dort müsst ihr durch schwarze Nebelschwaden laufen um auf einmal in einem anderen Teil der Stadt herauszukommen. Der eingeschränkte Einsatz von Licht und die Enge in den U-Bahn-Schächten führt zu einem bedrückendem Gefühl. Eigentlich wollt ihr dort nicht sein, weil euch jederzeit irgendetwas anfallen könnte.

Die Geschichte des Spiels ist es absolut Wert gespielt zu werden. Ich werde euch hier nichts darüber verraten, so gern ich das auch wöllte, aber ihr solltet das selbst erfahren, wenn ihr das Spiel spielt. Das Spiel verwendet quasi nie Jumpscares als Stilmittel, nur einmal tauchte in einer Dusche im Spiegel ein großer Typ hinter mir auf, der mich erschlagen wollte, aber garnicht da war. Ab und an haben mich zwar auch Trophy-Benachrichtungen erschreckt, aber das Spiel selbst verwendet das eigentlich nicht. Dankenswerterweise, weil ich durch die bedrückende Atmosphäre des Spiels ohnehin schon auf der Vorderkante des Sofas gesessen war, ohne dass das Spiel ständig versucht mich zu erschrecken. In Silent Hill gibt es viel zu entdecken. Macht die Augen auf oder schaut mal Online, ob jemand eine Lösung gefunden hat, wenn ihr absolut nicht weiterkommt.

Die Gegner im Spiel sind im größten Teil keine große Herausforderungen. Neben den normalen Krankenschwester-ähnlichen Gegnern, sind da noch größere Werwolf-ähnliche Gegner, größere Menschengegner und noch größere Gefängnisgegner. Gegen echte Menschen, die keine Monster sind, kämpft ihr dabei nie. Glücklicherweise können die Krankenschwestern hier auch nicht schweben, wie im Vorgänger. Solltet ihr euch gerade auf der Straße befinden, wenn der blaue Regen anfängt, solltet ihr schnell zusehen, dass ihr in ein Haus kommt oder sonst irgendwie von der Straße weg. Denn dann tauchen vermehrt Gegner auf, die Gegner sind schwerer und machen mehr Schaden. Ihr findet im Spiel relativ wenig Munition und gerade so ausreichend viele Verbandskästen um euch sinnvoll zur Wehr zu setzen. Manchmal macht es mehr Sinn vor Gegnern davon zu rennen und manchmal macht es mehr Sinn die Gegner mit einer Flinte oder Pistole über den Haufen zu schießen als ewig auf sie einzuschlagen.

Teilweise macht es auch mehr Sinn die (forensiche) Taschenlampe auf den UV-Modus zu setzen, damit ihr in der näheren Umgebungen etwas Licht habt. Außerdem zeigt euch das UV-Licht wichtige Gegenstände oder versteckte Geheimnisse, die ihr für euer Fortschreiten braucht. Dafür braucht ihr aber zwingend die forensische Taschenlampe, die ihr irgendwann im Spiel finden werdet.

Die Steuerung ist recht gut umgesetzt. Ihr lauft mit dem linken Stick, mit dem rechten steuert ihr die Kamera und damit die Taschenlampe entweder in der Hand oder am Gürtel. Mit R1 sprintet Murphy. L2 benutzt ihr zum Zielen, R2 zum Werfen bzw. Schießen eurer aktuell ausgewählten Waffe. Viereck benutzt ihr zum Schlagen, Dreieck zum Blocken. X ist die Aktionstaste. Mit Kreis lasst ihr eure aktuelle Waffe fallen. Mit D-Pad nach links zieht ihr eure Handfeuerwaffe, mit unten euer Feuerzeug, mit dem ihr einen sehr kleinen Bereich erleuchten könnt. Nach oben bringt euch ins Inventar, um eure Gegenstände anzusehen bzw. einzusetzen. Und D-Pad nach rechts ist der Einsatz eines Verbandskastens. Mit L1 schaut ihr im Laufen nach hinten, d.h. ihr könnt sehen, ob euch ein Gegner verfolgt, oder wo sich die Gegner hinter euch befinden.

Das Spiel hat mich sowohl von den Mechaniken als auch der Optik an Alan Wake bzw. Resident Evil 4 erinnert. Auch, dass ich so gebannt der Geschichte des Spiels gefolgt bin, das erinnert mich sehr an die alten Resident Evil Teile, wo ihr jeden gefundenen Textbeitrag gelesen habe, weil mich die Story so sehr interessiert hat. Gefundene Dokumente legt Murphy in sein Tagebuch, wo ihr auch Spielhinweise, die Karte und eure aktuellen Ziele findet. Wenn ihr mal nicht weiterkommt oder nicht mehr wisst, was ihr noch für Ziele zu erledigen habt, dann schaut da mal rein. Genauso könnt ihr die Stadt erkunden, was ich im letzten Teil des Spiels sehr vernachlässigt habe. Nachteilig ist teilweise die Kamera und Steuerung, wenn die Kamera in eine feste Perspektive wechselt, und in der nächsten Perspektive sich die Steuerung komplett umdreht. Weiter finde ich nervig, dass ihr auf Leitern keine Kontrolle über Murphy habt, d.h. sobald ihr in die Nähe einer Leiter geht, klettert Murphy daran entlang, ohne dass ihr das abbrechen könntet. Wolltet ihr nur vorbeilaufen, müsst ihr nun weiter in die andere Richtung die Leiter entlang.

Grafisch ist Silent Hill Downpour etwas altbacken. Es gab selten Momente, in denen mich das, was ich gesehen habe, wirklich verblüfft hat, aber man kann auch nicht sagen, dass Downpour schlecht aussehen würde. Wirklich nervig sind die Ruckler und Stotterpausen des Spiels. Wenn das Spiel neue Objekte und Areale der offenen Welt nachlädt ruckelt es unheimlich, auch wenn ihr eine Trophäe erhaltet. Zweimal ist mir das Spiel sogar abgestürzt. Das sollte keinesfalls passieren und erst recht nicht, wenn das Spiel sich quasi komplett auf die Platte meiner PS3 gespeichert hat. Ich muss aber sagen, dass ich das Spiel dennoch genossen habe, obwohl die Ruckler sehr heftig waren. Das Sounddesign und die Qualität der Sounds ist auch nicht ganz das Gelbe vom Ei. Einige Sounds wirken fehlplatziert, bspw. wenn ihr mit einer Axt auf eine Holzbarrikade schlagt um sie zu zerstören klingt das eher nach organischen Material. Auch hört ihr Türenschließsounds öfter, auch wenn ihr nur in die Richtung der Tür schaut. Dafür ist die Hintergrundmusik, wo sie eingesetzt wird, sehr nervenaufreibend, wie eigentlich der Rest des Spiels.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 25.11.2016
Fazit:
Silent Hill Downpour ist eines der besten (Horror-)Spiele, die ich in letzter Zeit gespielt habe. Die Story ist sehr lang, mit etwa 15 Stunden Spielzeit kann sich das schon sehen lassen (mit allen Nebenmissionen). Die Nebenmissionen waren sehr spannend, die Hauptstory war ebenfalls sehr interessant. Ich habe die Nebenmissionen nicht als sinnlose Beschäftigung gesehen, sondern als Weg mehr zu erfahren über das Universum und über Silent Hill. Das Erkunden der Stadt hat mir viel Spaß gemacht. Nachteilig sind die fiesen Ruckler und teilweise etwas unausgegorenen Konzepte des Spiels zu nennen. Das Kampfsystem ist recht langsam, macht aber dennoch Spaß, solange ihr nicht gegen drei oder mehr Gegner kämpfen müsst. Ich habe das Spiel die ersten 13-14 Stunden lang sehr genossen, dann ist das Spiel ins letzte Level gegangen. Also raus aus der offenen Welt und hinein in ein mit vielen Gegnern gefülltes Labyrinth auf kleinen und engen Korridoren. Das Spiel hat mehrere Enden und verleitete somit zum Mehrfachspielen.