PS3 Review

Prince of Persia auf Ps3

07.05.2016

Prince of Persia von 2008 hat es nicht leicht. Auf die Sands-of-Time-Trilogie folgend, steht das Spiel vor dem Problem mit drei richtig guten Spielen verglichen werden zu müssen. Dieses Problem haben die Entwickler des Spiels wahrscheinlich auch gesehen, und wollten das Spiel deshalb so gut es geht von den Vorgängern der Serie abheben. Warum das Spiel überhaupt den Namen Prince of Persia trägt hat wohl monetäre Gründe.

Ihr spielt den namenlosen Prinzen, der zu Beginn des Spiels seinen Esel verliert. Farah. Na? Kommt bekannt vor? Dieser Name ist so ziemlich das einzige, was an die anderen Spiele erinnert. Dabei findet er zwar nicht seinen mit Gold und Teppichen beladenen Esel, sondern eine Frau, die sich als Prinzessin der Stadt des Lichts herausstellt. Sie läuft offenbar vor den Wachen und ihrem Vater davon. Warum genau weiß man nicht, das erklärt das Spiel leider nie. Ihr lauft hinterher, denn schließlich gehört es sich doch für einen anständigen Mann das Mädchen zu beschützen, nicht wahr? Dabei nimmt das Spiel mit euch einige Grundlagen in der Steuerung durch. Die Tutorial-Anzeigen habe ich nach einer recht kurzen Zeit abgeschaltet, weil die das ohnehin kleine Sichtfeld weiter einschränken. Außerdem zeigen die immer wieder das gleiche an. Ich weiß, dass ich mit X springen kann, danke. Ne, echt. Beim fünften Mal hatte ich das schon kapiert.

Wenn das Spiel neue Elemente einführt, bspw. Gegner die ihren Zustand wechseln, sagen euch nur die Tutorial-Anzeigen, wie ihr die Gegner klein bekommt. Das ist sehr schade, denn ohne die Anzeigen seid ihr beim ersten Mal ganz schön aufgeschmissen. Ich würde das einfach mal schlechtes Gamedesign nennen, das wäre nicht das einzige was am Spiel wirklich mies entworfen ist.

Jedenfalls gelangt ihr mit Elika zum Tempel, wo ihr dann auch ihren Vater kennenlernt. Ihr öffnet den Tempel, dann greifen euch noch ein paar Wachen an, und dann ihr Vater. Warum wird nie gesagt, irgendwie scheinen die einfach keine Lust auf euch zu haben. Jedenfalls erledigt ihr ihren Vater, der dann aber das Siegel zerstört, was den Gott der Dunkelheit Ahriman (klingt das nur für mich nach dem Typ aus Herr der Ringe?) gefangen hält. Dieser bringt nun Dunkelheit über die Lande des Königreichs und es ist an euch und Elika das Licht wiederherzustellen, oder wie das im Spiel genannt wird "das Gebiet heilen". Ihr macht euch also auf die ersten vier fruchtbaren Gebiete in der Nähe des Tempels aufzusuchen. Dort sucht ihr einen blauen Lichtstrahl, der in den Himmel schießt. Geht dort hin, drückt wiederholt schnell auf Dreieck und schon habt ihr das Gebiet geheilt. Aber so einfach ist es nicht ganz.

Zum einen müsst ihr auf dem Weg zwischen den Gebieten ab und an ein Monster besiegen. Kämpfe im Spiel sind immer 1:1 (bzw. 1:2, wenn ihr Elika mitzählt). Die Energieleiste des Feindes seht ihr am unteren Bildschirmrand, ihr habt keine Energieleiste. Das Kampfsystem ist sehr rudimentär. Ihr könnt mit Viereck mit eurem Schwert zuschlagen und das zu einer maximal 3 Schläge langen Kombo zusammenfügen; mit Dreieck setzt Elika ihre Magie ein und hilft euch damit den Feind zu besiegen; mit X fangt ihr eine Akrobatikkombo an, d.h. ihr werft Elika in die Luft (oder springt), drückt danach weitere Knöpfe um mehr Schaden zuzufügen. Und mit Kreis verwendet ihr euren Handschuh, um Gegner in die Luft zu werfen. Mit R2 und R1 könnt ihr blocken. Die Gegner haben i.d.R. Unmengen an Energie, d.h. Kämpfe dauern recht lange. Ihr hingegen haltet maximal zwei Schläge aus, dann wirft es euren Prinzen zu Boden. Könnt ihr die QuickTime-Sequenz erfolgreich absolvieren, regeneriert sich euer Prinz augenblicklich wieder, ansonsten muss er von Elika gerettet werden, wobei sich einiges an Energie des Gegners regeneriert.

Später im Spiel können die Gegner ihren Zustand wechseln, dann leuchten die Gegner bspw. blau, oder sie haben irgendwo einen schwarzen Schatten. Je nach Zustand müsst ihr den Gegner mit einer bestimmten Attacke angreifen, leuchten sie blau, müsst ihr mit Viereck zuschlagen, wachsen den Feinden schwarze Tentakel müsst ihr Elika auf die Feinde loslassen. Das kann sehr schnell sehr nervig werden, weil die Gegner, kaum habt ihr einen Zustand gelöst, direkt den nächsten anwerfen, ihr also kaum eine Chance habt, den Gegner zu verletzen. Außerdem haben die Gegner sozusagen Spezial-Moves, die in einer Art Zwischensequenz abgespielt werden, denen ihr mit dem absolvieren einer QuickTime-Sequenz ausweichen könnt. Zum einen habe ich das Gefühl, dass das Spiel hier meine Eingaben fast komplett ignoriert, zum Anderen reiht der Gegner diese Moves aneinander, egal ob sie gerade Sinn machen oder nicht, wenn ihr doch mal ausweicht. In der Einen Sequenz wirft sich Elika zwischen euch, im nächsten Moment steht sie da doch nicht mehr. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich einen Film schaue, und kein Spiel spiele.

Die Gegner sind in keinster Weise abwechslungsreich. Ihr kämpft, quasi immer gegen die gleichen 5 Gegner, die Zwischengegner, die keinen Namen haben, mal außen vor gelassen. Da hätten wir die Konkurbine, den Alchemisten, den Jäger, den Golem-Typen und Elikas Vater. Zwischen den Arealen warten auch kleinere Gegner auf euch, die sich kaum von den größeren Unterscheiden. Das Spiel ist in vier Areale eingeteilt, jedes hat seinen eigenen Boss. Zunächst geht ihr in die ersten vier Bereiche, jeweils einer pro Areal, dort bringt ihr das Licht, indem ihr die Bereiche heilt. So erscheinen in den Bereichen jeweils 45 Lichtkeime, von denen ihr immer eine bestimmte Anzahl benötigt um eine Fähigkeit von Elika freizuschalten (dazu müsst ihr zurück zum Tempel gehen). Von der Karte aus (SELECT) könnt ihr auch euch zu bereits geheilten Bereichen oder dem Tempel zurück beamen.

Die Fähigkeiten beinhalten, dass Elika auf bestimmten farbigen "Platten" Fähigkeiten ausführen kann. Die Aktionen sind keinesfalls dynamisch, sondern statisch vorgegeben. Rote Platten ermöglichen einen weiten Sprung, mit gelben Platten könnt ihr fliegen (dazu gleich mehr), grüne erlauben das an der Wand entlanglaufen, auch gegen die Schwerkraft für einen quasi unbegrenzten Zeitraum, und blaue Platten ermöglichen euch, dass ihr wie Spider-Man euch emporschwingen könnt. Fliegen ist dabei eine recht besondere Fähigkeit, möchte man meinen. Die Pfade sind dabei aber vorgegeben, und ihr müsst lediglich im Weg stehenden Dingen ausweichen, bspw. Pfeilern. Das ist nicht nur unglaublich spannend und anspruchsvoll (gähnt), sondern erfordert auch noch volle Konzentration. Natürlich fliegt ihr dabei auch fünfmal im Kreis und am Ziel vorbei - das hätte man sich sparen müssen, so fange ich als Spieler nur an die Spielwelt zu hinterfragen.

Zwischen den Bereichen bzw. Areale führen Wege, teilweise über dem Himmel, schweben dann Wände, an denen ihr entlang laufen könnt, an denen Ringe angebracht sind, die ihr für weiteren Antrieb benutzen könnt. Außerdem wurden Rutschen ins Spiel eingebaut, auf leicht geneigten Ebenen fängt der Prinz jetzt an zu rutschen. Das macht von der Physik her keinen Sinn, aber naja. Eigentlich behindert das auch eher das Spielgefühl, weil ihr einen anderen Weg zurück nehmen müsst, als den, den ihr gekommen seid. Das kann bspw. dadurch passieren, dass euch die Karte einfach mal anlügt, in welche Richtung ihr eigentlich gerade geht. Da die Umgebungen alle so ähnlich aussehen, habt ihr kaum eine Chance euch echt zu orientieren, sondern müsst eigentlich ständig auf die Karte schauen.

Grafisch ist Prince of Persia in einem Cell-Shaded-Look gehalten und kommt damit deutlich farbenfroher mit kontrastreichen Farben daher als die eher dunklen und erwachsenen Vorgäner. Mit der USK-12-Plakette hat das Spiel auch eine Freigabe für eine deutlich jüngere Zielgruppe erhalten als die Vorgänger. Das merkt man aber auch am Spielgefühl. Der Grafikstil sagt mir leider nicht wirklich zu, gerade im Hinblick auf die Vorgänger. Das Spiel hat nicht einmal ein 'Wow'-Effekt gehabt, es ist sicher nicht hässlich, aber umwerfend sieht das Spiel auch nicht aus. Der Soundtrack des Spiels ist sehr gut, und passt hervorragend zum Spiel. Leider bringt die Hintergrundmusik ab und an ab, dann hat man kurz gehört, dass die PS3 den Track nachladen musste, bis es weiterging. Die Stimmen passen, finde ich überhaupt nicht zu den Charakteren.

Eigentlich ist Prince of Persia ein ganz nettes Spiel. Ihr hopst, lauft, springt, kämpft. Das Problem ist aber, dass ihr immer das gleiche macht. Vier initiale Bereiche heilt ihr, dann geht es zurück zum Tempel um (nach und nach) vier Fähigkeiten freizuschalten. Dann werden vier mal vier Bereiche geheilt, nach den vier Bereichen zu einem Areal gibt es dann einen Bosskampf, wo ihr seine Seele (oder irgendsowas) einsammelt. Außerdem besteht das Spiel eigentlich nur aus einer riesengroßen Fetch-Quest, da ihr 540 Lichtkeime sammeln müsst, um alle Fähigkeiten freischalten zu können. Das heißt, ihr müsst die Bereiche gut durchsuchen, und quasi jeden Weg mindestens zweimal abgehen.

Dazu kommen dann noch Probleme mit der Steuerung und der Kamera und fertig ist der Frust. Ihr springt an einen Vorsprung, wollt nach rechts weiter, auf einem dreht sich die Kamera und rechts ist nicht mehr oben rechts im Bild sondern unten rechts, und der Prinz springt ins Dunkel über ihm und stirbt. Ihr sterbt im Spiel übrigens nie, sondern werdet grundsätzlich von Elika gerettet. Sie setzt euch, wenn ihr in den Abgrund springt oder von einem Gegner überwältigt werdet, auf der letzten Plattform ab, mit festen Untergrund. Neben den kleineren Soundproblemen hat sich das Spiel auch einmal komplett eingefroren und einige Zwischensequenzen in Kämpfen benötigen auch einige Frames an Bedenkzeit.

Insgesamt muss ich auch die Spielwelt von Prince of Persia hinterfragen. Im direkten Vorgänger The Two Thrones war es eine Stadt, die ihr nach und nach erkundet, in Warrior Within die Insel der Zeit. Welchen Ort erkundet ihr hier? Wie hängt der zusammen? Warum schweben einige Teile dieses Orts im Nichts? Warum sieht man nie Menschen oder echte Gebäude? Warum wirkt alles so zusammenhangslos zusammen geklopft? Kämpfe gegen immer die gleichen Gegner in einem 1:2 Match sind extrem langweilig und nerven zunehmend, vor allem weil sie so lange dauern, ihr nicht vor den Gegnern weglaufen könnt, und sie euch nichts bringen. In den Vorgängern habt ihr eine Art von Forschrittsgefühl gehabt, hier gibt es das quasi nicht. Auch wird die Geschichte nicht zusammenhängend erzählt, wie auch, mit der semi-offenen Welt, in der ihr entscheidet, welchen Teil ihr zuerst besucht. Eine wirklich zusammenhängende Geschichte zu erzählen ist da wirklich schwer.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 07.05.2016
Fazit:
Prince of Persia ist ein gemischtes Spiel. Auf einer einen Seite hat man die recht kompetente Umsetzung der Vorgänger in ein jugend-freundlicheres Gerüst, allerdings gibt es auf der anderen Seite einige Probleme mit der Kamera und Steuerung und die Spielwelt wirkt zusammen gestückelt. Das Spiel lädt euch nicht zum Erkunden ein, einige Abschnitte basieren darauf einige Minuten lang keine Fehler zu machen um weiter zu kommen. Das Spiel ist in etwas unter 10 Stunden schaffbar, Schwierigkeitsgrade gibt es nicht, dafür wird das Spiel hinten heraus schwerer, indem die Gegner mehr Fähigkeiten erhalten. Insgesamt wurde ich Prince of Persia nicht empfehlen, wenn ihr die Vorgänger gut fandet. Wenn ihr euch den Namen wegdenken könnt, könntet ihr einen Blick riskieren. Gerade für den Preis von unter 10 Euro, den ihr für das Spiel im Moment bezahlen müsst, ist da durchaus eine Menge Spaß zu haben, für den kleinen Preis.