PS2 Retro Review
Need for Speed: Underground 2 auf Ps2
07.05.2016
Need for Speed Underground 2 ist für viele Rennspielfans das beste oder eines der besten Need for Speed-Teile schlechthin. Als Nachfolger von Underground, welches seinen Fokus bereits auf Straßenrennen und die Verbesserung und die Verschönerung eures Wagens gelegt hat, geht Underground 2 weiter in diese Richtung. Das Spiel bietet euch eine organische Stadt, die ihr erkunden könnt bzw. müsst, es bietet euch Straßenrennen, aber auch Rennen auf abgesteckten Strecken, und es bietet euch massig Individualisierungspakete für euer Auto.
Das Spiel beginnt mit einer Art Rückblick auf Underground. Offenbar setzt das Spiel genau da an, wo Underground aufgehört hat, ihr seid ein unglaublich guter Fahrer in der Underground-Stadt, dann aber geratet ihr in einen Hinterhalt, bei dem ihr eure Karre schrottet. Ihr setzt euch also in einen Flieger nach Bayview, der Stadt von Underground 2 und eure Freundin Rachel leiht euch ihren Wagen damit ihr zum Unterschlupf fahren könnt. Auf dem Weg dorthin erklärt sie euch schnell das HUD und das SMS-System des Spiels. Neben SMS können eure Freunde und Gegner euch auch anrufen, wodurch ihr weitere Informationen über stattfindende Rennen o.Ä. bekommt. Ihr macht euch auf den Weg zur Garage, aber dann erhaltet ihr einen Anruf, dass einige Straßenrennen stattfinden sollen. Diese könnt ihr machen, oder direkt zu Rachel fahren, das ist eure Sache. Die Straßenrennen bringen euch etwas mehr Geld ein.
Die Rennen sind eingeteilt in Rundstrecken, Sprint (von A nach B), Drag, in denen ihr selbst schalten müsst, und aufpassen müsst, dass ihr euren Wagen nicht an einem unbeteiligten Auto zerschellen lasst. Außerdem gibt es Driftrennen und Street X, letzte finden auf engen abgesteckten Strecken statt. Ihr müsst eure Gegner abdrengen und solltet aufpassen, dass ihr Kurven richtig nehmt, um zu gewinnen. Dann gibt es noch die Rennen der Underground Racing League (URL), zu denen ihr eingeladen werden müsst. Das werdet ihr in Abhängigkeit eurer gesammelten Rufpunkte. Ihr sammelt Rufpunkte, indem ihr eure Gegner mit einem guten Vorsprung schlagt. Die URL-Events sind manchmal einzelne Rennen auf abgesteckten Strecken, manchmal auch Turniere aus zwei oder drei Rennen. Ihr fahrt dort, im Gegensatz zu den normalen Rennen, mit 5 Gegnern auf einer Strecke und müsst erster werden. So gesehen unterscheiden sich diese Rennen kaum von den Rundstreckenrennen des normalen Spiels. Neben den Events für normale Autos, gibt es noch weitere Events für Geländewagen, die ihr in der zweiten Stufe freischalten könnt.
Das Spiel ist in Stufen eingeteilt, in jeder Stufe (außer der ersten) habt ihr einen Sponsorenvertrag, der euch angibt, was ihr in der Stufe alles machen müsst. So müsst ihr eine bestimmte Anzahl frei wählbarer Events fahren, auf einer bestimmten Anzahl von DVD oder Magazincovern erscheinen, und eine bestimmte Anzahl von vom Sponsor definierten Rennen fahren. Sucht euch euren Sponsor gut aus, da euch jeder Sponsor etwas unterschiedliche Belohnungen für den Vertragsabschluss und für die Rennen. Bei Vertragsabschluss erhaltet ihr auch einen weiteren Garagenplatz, d.h. ihr könnt zum Autohändler fahren und euch einen weiteren Wagen aussuchen. Autos kauft euer Sponsor für euch, d.h. sie kosten euch kein Geld. Geld, was ihr für gewonnene Rennen erhaltet, müsst ihr nur für Tuningteile, Lacke, Vynils oder andere Upgrades für euren Wagen ausgeben. Und natürlich, wenn ihr im Outrun verliert.
Ein Outrun ist ein Rennen, was während der freien Fahrt beginnt. Dazu sucht ihr euch einen gegnerischen Fahrer, der als orangener Pfeil auf der Karte dargestellt ist. Fordert ihn heraus, indem ihr hinter ihm die Pfeiltaste nach oben drückt, und schon geht es los. Ziel ist es 300 Meter Abstand zu gewinnen vom Feind. Schafft ihr das, während ihr in Führung seid, gewinnt ihr etwas Geld und manchmal die Chance auf einzigartige Tuningteile, schafft das euer Gegner seid ihr etwas Kohle los. Blöderweise ist sich das Spiel manchmal nicht sicher, wer gerade in Führung ist. Seid ihr bspw. mit 100 Meter in Führung, dreht um, und fahrt am Gegner vorbei, seid ihr immernoch in Führung - jedenfalls meistens - und der Gegner hat quasi keine Chance in der Zeit um zu drehen und euch hinterher zu fahren. Manchmal kommt es auch vor, dass ihr beide steht, ihr fahrt los, seid aber nicht in Führung, oder ihr seid vor eurem Gegner, seid aber auch nicht in Führung.
Neben den oben genannten Renntypen gibt es noch die Spezial-Events. Ihr fahrt an die Stelle, wo der Stern auf eurer Karte ist, nehmt dort das Event an, und müsst dann innerhalb einer bestimmten Zeit zu einer bestimmten Stelle auf der Karte fahren. Schafft ihr das, landet ihr auf einem Magazin-Titelblatt, oder erhaltet ein einzigartiges Tuningteil. Manchmal dürft ihr sogar selbst ein Foto schießen, d.h. aus einer Reihe von Kameraperspektiven wählen, protzen, d.h. Türen, Motorhaube oder Kofferraumklappe öffnen, wenn ihr dort etwas eingebaut habt. Ihr erhaltet abhängig davon wie euer Wagen aussieht Geld. Ein Schadensmodell gibt es im Spiel leider nicht, d.h. ihr könnt Gas geben und Wände mitnehmen, wie ihr wollt.
Das Tuning im Spiel ist sehr sehr umfangreich. Es gibt tausende verschiedene Teile, darunter Front-, Heck- und Seitenstoßfänger, Außenspiegel, Spoiler und Dachspoiler, Auspuffblenden, Motorhauben, aber auch Kotflügelverbreiterungen sind dabei. Außerdem könnt ihr Neon-Röhren anbauen, sowohl unter euer Auto, als auch in den Motorraum (wenn ihr Motor Stufe 3 und ECU Stufe 3 eingebaut habt), oder Kofferraum, wenn ihr einen Kofferraumumbau eingebaut habt. Außerdem könnt ihr eure Amaturen verändern, eine Hydraulikanlage einbauen, etc. Aus heutiger Sicht etwas schwach ist die Farbauswahl bei den Lacken, vor allem, dass diese unsortiert sind. Es gibt Metallick, Hochglanz und Perleffekt. Außerdem gibt es Unmengen an verschiedenen Vynils, allerdings könnt ihr die weder verschieben, noch drehen, noch irgendwoanders als die vordefinierte Stelle anbringen. Aus Sicht von Need for Speed Carbon wirkt das ziemlich altbacken. Dennoch weiß Underground 2 mit der Unmengen an Teilen und Upgrades wirklich zu gefallen.
Sehr gefallen hat mir auch, dass es nicht nur Tuningpakete verschiedener Stufen gibt, sondern auch einzelne Teile, die ihr theoretisch auch einzeln kaufen könnt. Das macht zwar Spielerisch kaum Sinn, weil ihr auf die Pakete noch Rabatte bekommt, aber dennoch ist das eine nette Komponente, die mir in späteren Teilen der Need for Speed-Serie fehlt. Die Teile, sowohl Optik als auch Leistungsteile, schaltet ihr nach und nach im Laufe des Spiels frei. Ihr erhaltet für euren Wagen eine Sternebewertung von 0 bis 10 Sternen, je nachdem wie krass eure eingebauten Teile sind. Mit mehr Sternen habt ihr die Chance auf mehreren Titelblättern zu landen, d.h. es gibt extra Geld.
Das Spie spielt sich sehr arcade-lastig und wenig realistisch. Das Geschwindigkeitsgefühl ist definitiv da, auch der 16:9 Modus hat mir sehr gefallen, gerade durch das große Blickfeld im Spiel. Leider hat die Physik teilweise heftige Aussetzer. Nicht nur, dass euch kaum sichtbare Unebenheiten im Terrain komplett aus der Bahn werfen können, oder sogar abheben lassen, sondern auch, dass die Physik bei einem Crash mit unbeteiligten Autos sehr fragwürdig ist. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass euch das einige Male um die eigene Achse dreht, während ihr durch die Luft gewirbelt werdet. Das ist vor allem dann sehr störend, wenn ihr gerade so einen kleinen Vorsprung gegenüber eurer Feinde habt, und dann durch einen Fehler so viel Zeit verliert, dass ihr die Feinde nicht mehr einholen könnt.
Das Spiel verfügt über drei Schwierigkeitsgrade. Ich habe den Beginn des Spiels auf Mittel gespielt, später bin ich auf Leicht gewechselt, was das Spiel während einer laufenden Kampagne erlaubt. Der einzige Unterschied scheint zu sein, dass die Gegner auf Mittel ein deutlich stärkeres Gummiband haben, d.h. euch kaum von der Hinterachse weichen. Das Problem damit ist, dass ihr ja gut gewinnen müsst um Rufpunkte zu sammeln, das könnt ihr natürlich so völlig vergessen. In einigen Rennen ist das Gummiband schlichtweg unfair, weshalb ich auf den einfachsten Schwierigkeitsgrad gewechselt bin. Hier habe ich das Problem, dass ich in etwa 7 Minuten langen Rennen teilweise einen Vorsprung von einer Minute zu meinen Gegnern hatte. So sollte das auch nicht sein.
Grafisch wirkt Underground 2 sehr gut. Im Spiel ist es immer Nacht, manchmal wird es auch kurz Morgen, nur um dann wieder zur Nacht zu wechseln. Besonders gefallen haben mir die Blicke über die Stadt von den Bergen aus, aber auch generell gibt es viele Lichter am Straßenrand, die Stadt wirkt organisch - nicht lebendig, aber organisch. Mir gefällt das Spiel sehr gut, einzig die Nebeneffekte stören etwas, wenn ihr gerade schnell über die Strecken heizt und die nächste Kurve nicht seht, und die Lichter, die Schlieren hinter sich herziehen stören auch etwas. Der Sound ist sehr gut, auch wenn gerade die Motorengeräusche nicht mehr aktuell klingen. Man merkt schon, dass da einige Generationen zwischen Underground 2 und heutigen Spielen liegt. Die Hintergrundmusik ist gut ausgewählt.
Empfohlen
Text von 07.05.2016