Legale Profirennen auf der PS3

Need for Speed: Shift auf PS3

14.06.2020

Mit Need for Speed: Shift begann der sehr kurzlebige Ausflug der Need for Speed-Serie in offizielle Rennen und einer realistischen Fahrphysik. Außer dem Nachfolger Shift 2: Unleashed gab es keine weiteren Einträge in die Shift-Subserie. Wir begeben uns also auf die Rennstrecken dieser Welt und fahren schnöde Rundenrennen bzw. Drift-Rennen. Wie gut das heute noch funktioniert, lest ihr hier.

Ausflug auf offizielle Rennstrecken

Das Spiel beginnt mit einem Einführungsrennen, bei dem ihr eine einzige Runde fahrt in einem gestellten Wagen. Dann fahrt ihr noch ein einzelnes Rennen gegen KI-Kontrahenten. Zum Eingewöhnen an die Rennphysik reicht das zwar nicht aus, aber das Spiel versucht einzuschätzen, auf welcher Schwierigkeitsstufe ihr am besten fahren solltet und schlägt euch einige Physik-Einstellungen vor. Ich habe einige Einstellungen direkt umgeschaltet, bspw. schalte die Gänge gern ich selbst - vor allem, weil mir solche Spiele sonst schnell zu langweilig werden. Auch habe ich das Spiel auf Mittel (dem zweiten von drei Schwierigkeitsgraden) gestartet, und erst ganz zum Ende auf leicht umgeschalten, weil die Gegner erheblich zu fehlerfrei gefahren sind.

Rennwagen und Tuning

Zunächst dürft ihr euch einen eigenen Wagen aussuchen. Die Wägen sind in vier Stufen eingeteilt. Aber das Spiel setzt die Gruppierung kaum konsequent um; ihr könnt später auch mit einem höheren Wagen in kleineren Events mitfahren, und auch mit weniger guten Wägen in den höher-leveligen Events. Upgrades könnt ihr ebenfalls aus drei Stufen an die Wägen anbringen. Die höher-leveligen Wägen könnt ihr nur mit höher-leveligen Teilen ausstatten, d.h. ihr könnt bspw Stufe 2 Wägen nicht mit Stufe 1 Teilen ausstatten. Weiter gibt es noch zwei andere Kategorien, bei denen ihr Karosserie-Kit, Cockpit Tuning und Gewichtsreduzierung wählen könnt. Auch könnt ihr Nitro und andere Verbesserungen einbauen. Leider fehlt ein "gib mir sofort das Beste"-Knopf.

Habt ihr einen Wagen komplett ausgebaut, d.h. wenigstens 150.000 Geld investiert, könnt ihr manche Autos auch einem Werksumbau unterziehen. Das ist eine finale Ausbaustufe und verleiht einigen Wägen einen ordentlichen Performance-Boost. Allerdings geht das nicht bei allen Wägen. Beim Autokauf wird über drei Symbole angedeutet, ob ein Werksumbau möglich ist, ob der Einbau von Nitro geht, und ob sich das Auto fürs Driften geeignet ist. Außerdem teilen sich die Autos noch in die Regionen USA, Europa und Japan ein. Einige der Rennen beschränken nämlich aus welcher Region der Wagen sein darf, den ihr zu einem Event verwendet.

Das Optik-Tuning lässt aber durchaus zu wünschen übrig. Lacke und Vynils könnt ihr zwar auf bestimmte Teile kleben, aber das Durchwechseln dauert ewig, weil die Kamera erst so hinfahren muss, dass sie dieses Teil fokussiert. Auch starten Vynils extrem klein und nie so rotiert, dass es Sinn ergeben würde. Außer Felgen könnt ihr sonst auch gar nichts machen, kein Autosculpt, keine große Teileauswahl, nichts. Das finde ich extrem schade. Ganz nett finde ich aber, dass es zu jedem Wagen eine Reihe von vorgefertigten Vynil-Designs gibt. Die sind aber längst nicht so abgefahren wie im 2015er Need for Speed.

Reihenweise Events

Die Events werden dabei in Stufen und darin in Einzelgruppen sortiert. Einige der Gruppen stellen besondere Anforderungen, bspw. dürft ihr in USA vs. Japan nur Wägen aus einer der beiden Regionen verwendet werden. Die Gruppen selbst beinhalten Events verschiedenen Typs. Es gibt Drift-Events, Rundkursrennen (bzw. A-B Rennen, wenn ihr eben zufällig doch nur einen Teil der Nordschleife fahren sollt), und Zeitrennen (bei ihr in einer bestimmten Zeit die beste Rundenzeit aufstellen müsst).

Für gewonnene Rennen erhaltet ihr drei Sterne. Weitere Sterne gibt es für gewonnene Profilpunktegrenzen und manchmal noch für eine Herausforderung im Rennen. Darunter fallen saubere Runden, eine Anzahl gedrehter Gegner, Länge von Slides oder Drifts, führende Runden o.Ä. Mit Sternen schalten sich zukünftige Events und Stufen frei. Außerdem könnt ihr im Fahrerlevel aufsteigen, was mir das genau bringt, weiß ich aber nicht. Die Aufrüststufen dürften sich darüber freischalten, aber ansonsten dürfte mir das Fahrerlevel eigentlich nichts bringen.

Nach einem Rennen werden die gewonnenen Punkte zusammen gezählt und euch manchmal eine Reihe von Abzeichen gegeben. Abzeichen werden für Nebenaufgaben vergeben, die ihr über die Rennen hinweg sammeln könnt. Bspw. 500 mal sauber Gegner zu überholen gibt euch ein legendäres Abzeichen. Die einzelnen Abzeichen bestehen aus einer Reihe von kleineren Auszeichnungen, bspw. 50 mal sauber überholen. Die bringen eigentlich auch nicht wirklich irgendwas, außer, dass ihr Unmengen an Trophäen für diese Auszeichnungen bekommt.

Profilpunkte erhaltet ihr für alle möglichen Aktionen, bspw. auf der Rennlinie bleiben, Kurven meistern, also sauber um Kurven rum kommen, aber auch für aggressive Fahrmanöver, also fürs Rammen von Gegnern und unsauberes überholen. Diese zwei Richtungen schlagen sich auch auf eurem Profil wieder, wobei ich noch nicht verstanden habe, wie man mehr aggressive Punkte als Genauigkeitspunkte erhalten kann, denn sobald man mal schneller unterwegs ist und vor den Gegner quasi davon fährt.

Schwierigkeitskurve aus der Hölle

Die mittlere Schwierigkeitsstufe ist zu Beginn halbwegs angenehm. Die Gegner halten einen auf Trab und kleben quasi an eurem Heck. Erst mit stärkeren Autos lässt sich das Problem lösen. Viel schlimmer aber finde ich, dass das Spiel merkwürdige Zielvorstellungen hat. Mal hat ein Drift-Event eine sehr einfach zu knackende Punktegrenze, dann wiederum eine unvorstellbar hohe. Auch die Profilpunkte-Grenzen, für die ihr Sterne erhaltet, ist mal so bemessen, dass ihr sie bereits beim ersten der drei Driftdurchgänge erreichen müsstest, dann wiederum sind sie einige hundert Punkte vom zu schlagenden Wert entfernt.

Das Driften generell gefällt mir eher nicht. Die Ausschläge des Wagens sind mir zu groß, den Drift kann man viel zu schwer steuern. Mir ergibt sich nicht so recht, was ich tun soll um einen Drift zu halten und nicht direkt in der Innenbande der Kurve zu landen. Bleibt ihr mal irgendwo stehen, müsst ihr, jedenfalls beim manuellen Schalten auch komplett runter schalten, in den Rückwärtsgang, dann mit Gas rückwärts fahren, um dann wieder in den ersten schalten zu können. Das finde ziemlich unschön.

Die Fahrphysik fühlt sich an sich relativ realistisch an. Ordentliches Bremsen in den Kurven ist ein Muss, auch die Rennlinie einzublenden hilft beim richtigen Einschätzen sehr. Leider scheinen einige Strecken ziemlich hügelig zu sein, sodass jedenfalls meine Corvette Z06 später ziemlich umher gewackelt ist. Auch, dass wenn ihr einmal an der Bande klebt, ihr da nur sehr schwer mit massiven Geschwindigkeitseinbußen wieder weg kommt, finde ich sehr unglücklich. Da wäre es besser gewesen, wäre man wieder etwas weg geschleudert worden.

Leider ist die Physik doch nicht ganz so akkurat, ich konnte später mit meiner hochgezüchteten Corvette Z06 bspw. die langsameren vor mir fahrenden Gegner hochnehmen und über mich drüber schlittern lassen. Außerdem überschlagen sich die Gegnerfahrzeuge extrem schnell und lernen das Fliegen sobald ihr sie mal mit etwas höherer Geschwindigkeit rammt.

Das Schadensmodell verformt die Fahrzeugteile halbwegs nachvollziehbar, also deutlich besser als noch in Pro Street. Außerdem könnt ihr einstellen, ob der Schaden sich nur optisch oder auch spielerisch auswirken soll. Bei letzterem wird sich die Lenkachse verziehen, sodass der Wagen beim "Geradeaus-Fahren" nach links oder rechts abdriftet. Leider (oder vllt. eher zum Glück) sind keine Motorschäden oder kaputte Gänge eingebaut. Aber Juiced hat auslaufendes Nitro schon ganz gut vorgemacht, das hätte ich hier auch ganz nett gefunden. Leider zerkratzt aber der Lack nicht. D.h. am Ende eines Rennens ist die Karosserie zwar gut eingedellt und verbeult, aber der Lack hat nicht einen Kratzer abbekommen.

Bei all dem Realismus finde ich die Strafen fürs Abkürzen oder das durchaus auch schwere Rammen eines Gegners doch sehr nachgiebig. Ihr könnt euch in einem Rennen bis zu vier Verwarnungen einhandeln, wenn ihr die Strecke abkürzt. Darunter zählt das Spiel leider auch, wenn ihr von einem Gegner in die Richtung geschubst werdet. Rammt ihr einen Gegner, auch durchaus so, dass ihr euch beide mehrfach überschlagt, gibt es keine Verwarnungen oder Strafen. Fahrt ihr rückwärts, werdet ihr beim Drift nach drei Sekunden zurück gesetzt, bei einem normalen Rennen werdet ihr disqualifiziert. Das passiert auch beim fünften Vergehen in einem Rennen.

Grafik und Sound

Grafisch ist Shift natürlich nicht auf aktuellem Stand. Die Strecken sehen eigentlich ganz nett aus, die Autos sind sehr detailliert. Auch in der Cockpit-Perspektive kann sich das Spiel sehen lassen. Ansonsten gibt es noch die Stoßfänger, Motorhauben und von hinten-Ansichten. Weniger detailliert sind aber die Umgebungen. Die wirken manchmal wie direkt von der PS2 und schmälern so den Gesamteindruck etwas. Aber zum vorbei fahren reicht das eigentlich allemal aus. Der Motorensound ist sehr gut. Die Hintergrundmusik ist mir quasi nie aufgefallen, und hat mich auch nicht gestört.

Einige technische Probleme gab es allerdings. In der vorletzten Renn-Serie, was quasi ein Turnier darstellt, ist mir im vierten von fünf Events das Spiel in einen komischen Zustand gekommen. Da lief das Spiel nur noch mit ein Drittel der Geschwindigkeit ab. Neustarten des Events hat nichts gebracht. Da habe ich also mehr als 30 Minuten Fortschritt verloren, weil die letzten Rennen extrem lang sind. Außerdem sind bei zwei Rennen die Soundeffekte zeitweise für ein paar Millisekunden ausgegangen. Ebenfalls ziemlich störend. Leider ruckelt das Spiel auch ziemlich, wenn viel auf dem Bildschirm los ist, und wenn es Raucheffekte gibt. Die Ladezeiten sind extrem lang. Nicht nur vergehen wenigstens 30 Sekunden vor dem Start eines Rennens, sondern auch zwischen allen Rennen in einer Renn-Serie und sogar beim Neustarten des Rennens.

Leider gibt es in Shift nichts, was die Rennevents zusammenbindet. Einige Male gibt es am Ende einer Gruppe einen Bossgegner zu schlagen, dadurch aber, dass ihr extrem viele Sterne relativ schnell verdient könnt ihr sehr viele davon einfach überspringen. Es gibt auch keinerlei Story-Telling um die Bossgegner herum. In Pro Street, was vom Stil her noch am nächsten zu Shift kommt, wurden die Bosse wenigstens hochgehypet und die Renntage ganz nett dargestellt. Aber das fehlt in Shift komplett. Es gibt keine zusammenbindende Geschichte, und das ist dem Spiel extrem unzuträglich. Während sich Pro Street in einiger Hinsicht wie ein Vorgänger von Shift anfühlt, so macht es auch einiges deutlich besser als Shift.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 14.06.2020
Fazit:
Insgesamt ist Shift eigentlich ein ordentliches Rennspiel. Eine umschließende Geschichte fehlt leider gänzlich, damit fühlt sich alles, was wir im Spiel machen sinnlos an. Dennoch bietet Shift mehr als 14 Stunden Rennspaß, und dabei habe ich nichtmal alle Rennen probiert. Einiges der Stufe 4 habe ich dann einfach übersprungen. Dennoch kann ich Shift als durchschnittliches Simulationsrennspiel empfehlen, auch wenn ihr euch nicht zu viel davon erwarten solltet. Für etwas arcadigeres Spielgefühl und ausgefeiltere Story kann sich ein Blick auf Pro Street lohnen.