Windows PC-Review

Need for Speed Rivals auf Windows

31.10.2015

Need for Speed Rivals. Achja. Ein Rennspiel zum Start der Konsolen PS4 und XboxOne. Ich weiß noch, dass ich um das Spiel einen größeren Bogen gemacht habe, einerseits, weil ich seit einiger Zeit keine richtige Lust mehr auf Need for Speed-Spiele habe, zum Anderen, weil ich auch keine der Konsolen besitze. Nun habe ich es doch gespielt, und zwar auf dem PC. Ja, die PC-Version ist auf 30 Frames pro Sekunde festgesetzt, dh. mehr geht nicht, egal wie schnell euer Computer ist. Es gibt möglichkeiten die Frameratebegrenzung aufzulösen, dann spielt die Physik im Spiel allerdings verrückt - nicht, dass die so großartig wäre. Aber wie ist denn das Need for Speed eigentlich? Ist es das schlechteste NfS-Spiel überhaupt?

Nun, das schlechteste Need for Speed ist Rivals sicher nicht. Klar, die Story ist Schwachsinn, diese Rivalität zwischen Racer und Cops völlig daneben, und generell dieses Setting, völlig bekloppt. Aber unglaublich schlecht ist das Spiel eigentlich nicht. Immerhin kann man mit dem Spiel noch eine Menge Spaß haben. Aber erst müssen wir uns durch das nervigste und wohl längste und einengendste Tutorial der Welt quälen. Zunächst wählt ihr eine Seite, Cop oder Racer. Eure Wahl ist eigentlich völlig belanglos, da ihr das Tutorial der anderen Seite sowieso direkt im Anschluss spielen müsst. Nun erklärt euch eine weibliche Stimme, wie das Menü funktioniert, wie die Karte funktioniert, wie ihr Rennen startet, etc. Das ist nicht nur unglaublich langweilig, sondern für jeden, der schonmal einen Controller angeschaut hat, auch einfach peinlich. Sicherlich gibts immer wieder Leute, die mit diesem Spiel ihr erstes Spiel spielen, aber auch die kriegen das wohl recht schnell auf die Reihe ohne unendlich lange Tutorials und eine zweifache Erklärung jeder Funktion.

Ihr zieht euch also die zwei Tutorials rein, dann gehts irgendwann auch mal los, sodass ihr frei in der Welt rumfahren könnt. Die Welt ist, finde ich zwar recht schön, allerdings auch ziemlich leer. Es gibt einfach nichts. Es gibt keine schöne Stadt, sondern nur Land, das meiste davon auch noch bergig. Die Karte ist auch insgesamt zwar groß, aber nicht sonderlich verwinkelt. Das beißt euch natürlich bei Verfolgungsjagden schnell in den Schwanz, wenn ihr gerne den Cops ausweichen wollt, oder sie in engen Kurven abschütteln wollt, aber es kommt einfach nichts, nur eine lange Gerade von euch. Die Umgebungen haben verschiedene Wetterlagen, eine Region ist eher vereist, die andere eher eine Wüste, wieder andere ähneln eher einem Wald und es gibt noch die Strandregion. Sicherlich schön anzuschauen. Gerade mit Schnee und Eis gefällt mir die Optik gut, aber das konnte Frostbite ja schon immer gut.

Nach dem Tutorial entscheidet ihr euch also endlich, wenn ihr das Spiel nicht schon wieder rausgenommen habt, für Racer oder Cop. Ihr könnt zu jeder Zeit im Versteck bzw. im Kontrollzentrum eure Seite wechseln. Als Cop habt ihr andere Renntypen als als Racer, bzw. fahrt aus einer anderen Sicht. Wenn ihr als Racer gut seid, also Punkte macht (bspw. durch Driften, Nitro, Rammen, Slammen, etc) dann erhöht sich früher oder später euer Multiplikator. Diese Punkte aber sind euch erst als Speedpoints sicher, wenn ihr in einem Versteck gewesen seid. Dh. solange ihr auf der Straße fahrt, kann es passieren, dass ihr euer Auto entgültig kaputtmacht, und leer ausgeht. Dann verliert ihr euren Multiplikator und eure Speedpoints. Das ist unglaublich ärgerlich, wenn ihr mit kritischem Schaden ein Rennen gewonnen habt, und nun eine Werkstatt sucht, vom Cops verfolgt, und einer euch rammt - das wars. Viertelstunde oder länger umsonst. Das ist unglaublich nervig und unglaublich frustrierend.

Als Racer braucht ihr die Speedpoints um euch neue Autos zu kaufen und die dann zu verbessern. Die Verbesserungsoptionen sind in Rivals sehr beschränkt, ihr könnt einerseits neuen Lack auftragen, Decals und Vinyls auflegen oder euer Nummernschild variieren. In der PC Variante braucht ihr für letzteres übrigens eine Tastatur. Außerdem könnt ihr eure Wagen leichte Performance-Boosts geben, indem ihr bestimmte Pakete kauft, die euren Wagen robuster machen, schneller machen, etc. Ihr müsst euch auch pro Wagen so genannte Verfolgungs-Technologie neu kaufen - dh. ihr müsst euch einen Turbo-Booster kaufen, oder bspw. Nagelbänder. Aufgefüllt wird das automatisch im Versteck bzw. in der Werkstatt, aber ihr müsst die einmalig einbauen, pro Wagen. Diese PowerUps erinnern an Kartracer oder bspw. das Rennspiel Blur, nur dass ihr die PowerUps nicht aufsammeln müsst, sondern, wenn ihr euch sie gekauft habt, immer einsetzen könnt, solange ihr noch welche auf Vorrat habt. Diese PowerUps sollten aus Hot Pursuit (dem neuen!) bekannt sein.

Um in der Story weiterzukommen, müsst ihr Aufgaben erfüllen, also bspw. "Erreiche X Speedpoints in einer Session", "Ramme Y Racer / Cops von hinten" oder "Triff Z mal mit Verfolgungs-Technologie". Diese Aufgaben stellen, offenbar, die Hauptstory dar. Schafft ihr ein paar dieser Listen, dann flutscht ihr ins nächste Kapitel, mit der Seite, mit der ihr gerade spielt. Nach erfüllen der Aufgaben müsst ihr dann ins Kontrollzentrum bzw. in einen Versteck zurückfahren um den Erfolg angerechnet zu bekommen und neue Aufgaben zu bekommen.

Als Racer stehen euch Rennen aber auch Interception (also Verfolgungsjagden mit den Cops), Hot Pursuits (ihr seid in einem Rennen, und müsst am besten als erster über die Ziellinie fahren) oder Zeitrennen zur Auswahl. Als Cop sind es Interception, Schnelleinsatz (eine Art Zeitrennen), und Hot Pursuits. Aber ihr könnt auch einfach so Racer fangen gehen, als Racer könnt ihr Kopf-an-Kopfrennen mit anderen Racern fahren. Dazu fahrt ihr jeweils in die Nähe des Gegners, und drückt LB, dann startet automatisch die Verfolgung (als Cop) oder das Rennen (als Racer). Wolltet ihr das eigentlich nicht, müsst ihr via Easy-Drive das Event beenden, erst dann könnt ihr in euren Unterschlupf fahren. Es ist sogar möglich als Cop in einem Event noch unbeteiligte Racer zu fangen. Das ist zwar ganz nett, ist aber nicht wirklich zu empfehlen.

Bis hierhin klingt das ja eigentlich nach einem sehr guten Spiel, wären da nicht einige bewusste Design-Entscheidungen und grobe Patzer. Zum einen die Physik: Wenn Autos durch die Luft gewirbelt werden, nur wenn ich sie gegen die Leitplanke drücke, dann ist doch etwas faul. Die KI hats auch nicht gut getroffen. Zwar ist die KI schlau genug Abkürzungen nutzen zu wollen, allerdings fährt sie dabei gerne gegen Hindernisse, gerne auch wiederholt. Einmal hatte ich die Situation als Cop, dass quasi alle Flüchtigen, eine Abkürung nehmen wollten, aber den Sprung nicht geschafft haben. Sie wurden vor den Sprung zurückgesetzt, so dass sie ihr auch beim nächsten mal nicht geschafft haben. Das ist natürlich sehr schön für mich, weil ich nichts machen musste. Übrigens, habe auch ich den Sprung mal versucht, und bin gescheitert, wurde mit Geschwindigkeit vorher wieder hingesetzt, und fiel wieder hinunter. Es ist eine Sache die KI so zu verkacken, aber mit den Spielern darf das nicht passieren! Einziger Ausweg: das Spiel resetten oder das Event neu starten.

Denn: es gibt keine Möglichkeit sich aus der Welt wieder in das Versteck zu beamen. Ihr müsst da IMMER hinfahren. Und das finde ich wirklich richtig dämlich. Wie oft habe ich als Racer unendlich viele Speedpoints eingebüßt, nur weil ich es nicht bis zum Versteck geschafft habe? Als Cop kann einem das nicht passieren, daher finde ich die Cop-Laufbahn erheblich leichter. Außerdem müsst ihr als Cop eure Wagen nicht bezahlen. Auch zu Rennevents müsst ihr immer fahren, es gibt kein Beamen, außer ihr seid gerade im Versteck, dann könnt ihr euch aussuchen, wo ihr starten wollt. Merkwürdig und äußert nervig. Einmal hatte ich auch, dass ein Polizeiauto direkt vor mir gespawnt ist, und ich dann voll reingerauscht bin. Sowas darf nicht passieren. Apropos KI: die Cop-KI ist auch eher nicht hilfreich. Die versuchen ja eher mich kaputtzumachen (als Cop) als den Racer, der grade vor mir abhaut.

Optisch ist Rivals ein richtiges nettes Spiel, gerade in den Waldgegenden oder im beschneiden Gebirge zeigt die Frostbite Engine, was sie kann. Der Sound ist im Allgeimenen auch okay, sicherlich hat man das eine oder das andere Mal einige Soundfehler, aber das passiert selten genug. Es sei denn ihr fahrt euer Auto zu Klump, bspw. wenn ihr gegen andere Autos fahrt. Auch das ist auf Dauer nervig, weil es dann eine Weile dauert, bis es weiter geht. Die Hintergrundmusik ist sehr zurückhaltend, und beinhaltet Remixe von bekannten Musikstücken.

Es fällt auf, dass Rivals ein Best-Of der Need for Speed Serie ist. Zum einen nimmt sich Rivals Sachen aus Most Wanted (dem neuen), wie Radarfallen in der offenen Welt. Aber vom Spielgefühl und der Spielwelt fühlt sich Rivals eher an wie ein Nachfolger von Hot Pursuit (dem neuen). Auch der Tag-Nacht-Wechsel ist sehr nett gemacht und sieht sehr gut aus, aber auch das fühlt sich wie Hot Pursuit an. Es gibt auch so genannte Speedzones, in denen ihr ein möglichst schnelles Durchschnittstempo erreichen sollt. Das ist wieder so eine Penis-Vergleichgeschichte mit Autolog, also für mich völlig sinnlos. Im Übrigen hatte Burnout Paradise das deutlich besser gemacht, da wurde für jede Straße der Stadt ein Zeitrekord festgelegt, und den musste man schlagen.

Auch Easydrive aus Most Wanted hat es mit ins Spiel geschafft, was euch dazu verhilft schnell den Weg zum nächsten Versteck anzeigen zu lassen. Das ist ganz nützlich, aber eigentlich hat mir das in den früheren Spielen nie gefehlt. Damals konnte man übrigens das Spiel auch noch pausieren, was heute ja nicht mehr geht. Und mit Alldrive können sogar eure Freunde mit in euer Spiel einsteigen. Ich habe das allerdings nicht genutzt, weil ich das extrem dämlich finde. Sicherlich ist das die Erweiterung eines Rennspiels um eine Mehrspielerkomponente, aber, wenn ich sowas will, dann spiele ich Need for Speed World, da ist das dann auch ganz gut gemacht.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 31.10.2015
Fazit:
Rivals macht viele Dinge, die frühere Spiele schon besser gemacht haben. Sicherlich schaut die Spielwelt sehr gut aus, und auch generell macht Rivals durchaus Spaß, aber es gibt zahlreiche Fehler im Spiel. Bspw. hatte das Spiel bei mir mal wirre Texturfehler an den Bergen im Hintergrund. Auch das miese Gamedesign und die abnormal schlechte KI zeigen, dass es keinem jährlichen Update zu Need for Speed bedarf. Was die Spieler wirklich wollen, ist ein gutes Spiel, was gut durchdacht ist. Leider finden wir das hier nicht. Was wir finden, ist ein gutes Spiel, was eher schlecht durchdacht ist. Die Story ist Schwachsinn wenn überhaupt vorhanden und generell habe ich kaum das Gefühl irgendetwas zu erreichen in diesem Spiel. Schade eigentlich, denn das Spiel macht schon Spaß. Es müssten die offensichtlichen Fehler ausgemerzt werden, dann hätten wir ein ansprechendes, wenn auch mittelmäßiges Rennspiel. So ist das Spiel eher unteres Mittelmaß.