Wii Review
Need for Speed Nitro auf Wii
03.03.2016
Need for Speed Nitro ist ein exklusives Need for Speed-Rennspiel für die Nintendos Wii-Konsole. An sich ist das ja keine schlechte Idee. Etwas Rennspielaction mit Bewegungssteuerung kann durchaus Spaß machen, das wissen wir von Mario Kart Wii. Etwas Need for Speed-Action kann auch ganz gut Spaß machen. Aber machen wir uns die Zeit bewusst, zu der das Spiel erscheint. Zwei Jahre bzw. ein Jahr zuvor ist Pro Street und dann Undercover erschienen, ein Jahr danach erscheint Hot Pursuit und im selben Jahr das sehr realistische Shift. Dh. zu dem Zeitpunkt hatte die Need for Speed-Serie bereits an Fahrt verloren, die großartigen OpenWorld-Spiele waren Geschichte, und mit Undercover wurde sogar eine richtige Gurke veröffentlicht. Und nun kommt neben dem sehr realistischen Shift ein sehr Action-lastiges Spiel mit sehr unrealistischer Physik und Grafik für die Wii auf den Markt.
In Nitro gibt es keine offene Spielwelt, ihr habt nacheinander Rennen zu fahren und schaltet mit gewonnen Sternen neue Regionen frei. Sterne gewinnt ihr indem ihr in Rundenrennen unter die ersten 3 Fahrer kommt, die schnellste Runde fahrt oder Stilpunkt-Highscore knackt, in anderen Events müsst ihr "einfach" nur unter die ersten drei kommen. Das ist in der ersten Region noch recht einfach, allerdings schon bei der zweiten oder dritten wird das schlichtweg fast unmöglich. Eine Region besteht aus einer handvoll Rennen. Außerdem ist das Spiel in drei Trophäen eingeteilt - C, B und A, jeweils mit schnelleren Autos. Dh. ihr müsst erst C schaffen, damit ihr B freischaltet. Aber das ist einfacher gesagt als getan. Nicht nur spielen die Rennen immer wieder auf den gleichen Strecken, auch spielt das Spiel bei jeder Region das Intro-Video erneut ab, wenn ihr sie in einer höheren Tempostufe anwählt.
Diese Intro-Videos sind in Comic-Stil gehalten, und sind mehr als unheimlich peinlich anzuschauen. Die gegnerischen Fahrer, die vorgestellt werden, tauchen auch später im eigentlichen Spiel nurnoch per Namen auf. Eine Charakterentwicklung oder irgendeine Art Entwicklung einer sinnvoller Story findet nicht statt. Stattdessen dürfen wir Rennen fahren, eins nach dem anderen, und hoffen, dass wir irgendwie aufs Treppchen kommen.
Das eigentliche Rennenfahren ist zwar grundsolide, haut aber definitiv niemanden mehr vom Hocker. Zu Beginn eines Rennens habt ihr einige Zeit Gelegenheit eure Nitro-Anzeige aufzufüllen, indem ihr eure Reifen durchdrehen lasst - ähnlich wie die Reifenaufwärm-Chance bei Pro Street. Dann beginnt das Rennen, mit bis zu 7 gegnerischen Fahrern. Ihr könnt Nitro durch besonders gute Aktionen erhalten, wie bspw. Driften in Kurven oder im Windschatten fahren. Allerdings ist beides nicht ganz so erstrebenswert. So erhaltet ihr zwar auch Stilpunkte, aber bspw. kann es passieren, dass ihr abgebremst werdet, wenn ihr in den Windschatten eines Feindes fahrt. Ihr habt zwei Nitro-Leisten, die ihr auffüllen könnt, und gleichzeitig anwerfen könnt. Dabei setzt sich die Kamera so hinter euer Auto, dass ihr kaum sehen könnt, was da gerade auf euch zukommt. Dazu kommt die miese Physik, die mein Auto gerne mal drehen lässt, ohne ersichtlichen Grund.
Das einzige, wirklich gute am Spiel ist, dass es so viele Steuerungsmöglichkeiten unterstützt. Ihr könnt einen Classic-Controller, nur eine Wii-Remote, eine Remote als Lenkrad, oder sogar einen Gamecube Controller anschließen, und (wenn ich mich recht entsinne) sogar Remote + Nunchuk. Das ist mal wirklich eine große Auswahl. Außerdem richtig gut ist, dass die Menüs auch mit dem Steuerkreuz zu bedienen sind. Das ist man bei der Wii nicht von allen Spielen gewohnt. Ich habe größtenteils mit der Wii-Remote als Lenkrad gespielt. Dabei gebt ihr mit 2 Gas, mit A gebt ihr Nitro, nochmal A drücken verbrennt auch eure zweite Nitro-Flasche. Mit B bremst ihr, bzw. setzt zum Drift an und mit dem Steuerkreuz setzt ihr Powerups ein. Das Spiel hat zwei PowerUps, einmal einen Werkzeugschlüssel, der euren Wagen repariert, und einmal eine Polizeimarke, die entweder die euren Fahndungsstatus herunterschraubt oder einen Gegner die Cops auf den Hals hetzt.
Euer Auto geht kaputt, wenn ihr mal heftiger (oder auch manchmal weniger heftig) gegen Wände oder Polizisten fahrt. Dann wird ein Teil eurer Nitroanzeige (die die komplette) blockiert. Außerdem fahrt ihr langsamer, wenn euer Wagen kaputt ist. Ihr solltet dann schleunigst einen Werkzeugschlüssel suchen und einsetzen. Aber dabei behindert euch die KI recht gut, gerne fahren die nämlich direkt vor einem Schraubenschlüssel an euch vorbei und nehmen euch das PowerUp weg. Gerne setzt sich auch ein Fahrer weit vor dem Feld ab, sodass ihr den unmöglich erreichen könnt. Gummiband sieht für mich anders aus. Dennoch ist die KI nicht wirklich der Rede wert - sie fährt euch viel zu gern ins Auto, fährt euch in den Weg, behindert euch, und sie interessiert es nicht, wenn sie in ihr Auto Kratzer macht.
Grafisch sieht Need for Speed Nitro eher mäßig aus. Das Spiel kann stellenweise kaum mit Most Wanted oder Carbon mithalten, dafür kommt es in einem eher Comic-artigen Stil daher. Das macht die Sache aber nicht wirklich besser. Die Autos sind recht schick. Auch ganz nett ist der Effekt, wenn sich die Umgebung in der Farbe des ersten Fahrers eines Rennens umfärbt. Die Sounds sind eher mäßig. Die Menü"musik" ist Grütze, und die Musik im Spiel ... naja, ich erinner mich an nichts.
Leider ist das Spiel unglaublich unbalanciert. In einigen Events habt ihr quasi keine Chance, bspw. liegen die Punktziele im Typ Radarfalle so nah aneinander und so nah an der Höchstgeschwindigkeit eures Wagens, dass es fast unmöglich ist, dort drei Sterne zu erhalten. Die Driftevents lassen euch meistens deutlich zu wenig Raum für eure Drifts, meistens habt ihr nur etwa ein Drittel der Strecke für eure Drifts, dann kommt auch schon die Ziellinie. Das umfasst meistens ein bis zwei Kurven. Die Punktziele sind so nicht zu schaffen. Die Eliminatorrennen bestechen damit, dass im letzten Moment doch noch der dritte euch überholt und ihr wiedermal ohne Preis ausgeht. Und die Rundenrennen - naja, die sind ok. Außerdem gibt es noch Zeitrennen, die ebenfalls recht kurz sind, und keinen Raum für Fehler lassen. Insgesamt, alles was auch Zeit ist, verlangt, dass ihr Abkürzungen fahrt, und quasi perfekt um alle Kurven rumkommt.
Die Polizei im Spiel ist ein riesengroßer Pain in the Butt. In Radarfallenrennen steht sie euch um Weg, und zwar oftmals so, dass ihr kaum ausweichen könnt, in Rundenrennen behindern euch die Cops, unheimlich und meistens kurz vor dem Ziel. Eine Verfolgungsjagd bin ich aus Most Wanted anders gewohnt, da hat das wenigstens Spaß gemacht, und damals konnte man die Cops wenigstens wegschieben, das geht hier nicht, die fahren euch einfach um. So macht das keinen Spaß.
Nicht empfohlen
Text von 03.03.2016