PS2 Retro Review

Legacy of Kain: Defiance auf Ps2

07.05.2016

Legacy of Kain ist für mich eine besondere Serie. Diese bislang fünfteilige Serie hat für mich eine unglaubliche Tiefe, eine großartige und reiche Spielwelt, die zum Entdecken einlädt. Die einst edlen Vampire wurden mit einem Fluch belegt, und eine Prophezeiung sagt vorher, dass es einen Feind geben wird, eine finale Schlacht. Aber wer diesen Kampf gewinnen wird, ist nicht klar. Defiance, der letzte der fünfteiligen Serie spielt um die Geschichten von Kain und Raziel. Ihr spielt abwechselnd beide Charaktere, die jeweils ihre eigene Geschichte erzählen, allerdings werdet ihr schnell merken, dass diese Geschichten zusammenhängen.

Zu Beginn des Spiels spielt ihr Kain, der in der Burg der Sarafanen auf der Suche nach Moebius ist. Im Laufe des Spiels werdet ihr viele verschiedene Umgebungen kennenlernen, darunter wären die Säulen von Nosgoth, die eine sehr zentrale Rolle in der Legacy of Kain-Serie und in Nosgoth spielen. 500 Jahre später erwacht Raziel in der Unterwelt und sucht einen Weg aus der Spektralwelt (spectral realm) in die materielle Welt, diesen Überweg findet er in einem Grabmal, dargestellt durch lila Rauch, aus dem ein Totenkopf aufsteigt. Auch er versucht Antworten zu bekommen und will zu den Säulen, doch zunächst muss er weitere Fähigkeiten für seinen Reaver freischalten. Dazu sucht er Warpportale, die ihn zu einer Art Schrein bringen, in dem er die Energie von Geistern auf seinen Reaver laden kann und so weitere Fähigkeiten freischaltet. So bspw. kann sein Reaver im weiteren Verlauf des Spiels Licht, Schatten, Feuer, Wasser/Eis, Luft und Erde-Fähigkeiten erhalten.

Zu jeder dieser Elemente gibt es Fähigkeiten, bspw. kann Raziel durch Schatten unsichtbar werden, was vor allem gegenüber Watchdogs, die verhindern, dass ihr durch Türen gehen könnt (die Tür wird geschlossen, sobald die über der Tür befindlichen Watchdogs euch sehen) nützlich ist. Erde erzeugt an bestimmten Stellen in der Luft schwebende Plattformen, mit Wasser/Eis könnt ihr Wasserfälle einfrieren um an ihnen entlang zu klettern. Mit Feuer entfacht ihr Flammenvasen, mit Licht und Schatten könnt ihr Orbs erleuchten bzw. in Schatten hüllen um Rätsel zu lösen. Mit den Elementen kommt ihr dann auch durch weitere Türen. Generell hat es sich teilweise im Spiel so angefühlt, was würde ich viel zu viel Zeit in diesen Schreinen verbringen, vor allem dann, wenn auch Kain diese Schreine betritt um weitere Teile seines Medaillons zu erhalten. Wofür er nochmal das braucht, außer um Türen zu öffnen, weiß ich leider auch nicht.

Generell wirkt die gesamte Geschichte irgendwie unmotiviert. Ich habe selten gewusst, was ich hier eigentlich was tue. Storydetails werden erst dann offenbart, wenn sie wichtig werden, außer die Sache mit der finalen Schlacht, die sehr früh angedeutet wurde, und weiter und weiter verdichtet wurde. Auch die Zweiteilung der Handlungen hat mir zu Beginn nicht sehr gut gefallen, später, als sich die beiden Handlungen treffen, hat das eigentlich ganz gut Sinn gemacht. Das Problem, unter dem das Spiel zeitweise leidet, ist zu vergleichen mit Call of Duty, in dem ihr auch verschiedene Charaktere spielt, und zwar, dass es dem Spieler schwer fällt, Handlungen zu trennen, die mit verschiedenen Charakteren aber nacheinander ausgeführt werden. Hier ist das Problem nicht ganz so prominent, weil der optische und spielerische Unterschied gegeben ist.

Die Kämpfe wirken recht uninspiriert, ihr habt euer Schwert, mit dem ihr über Viereck zuhauen könnt, und mit Dreieck werft ihr euren Gegner in die Luft. Haltet ihr Dreieck gedrückt, springt ihr direkt hinterher und könnt sowohl mit Dreieck oder mit Viereck weitere Schläge zufügen. Meistens habe ich auf Viereck rumgehämmert und habe damit quasi nie Probleme gehabt. Aber dadurch fühlt sich das Kampfsystem sehr eintönig, weshalb ich später an einigen Kämpfen vorbei gelaufen bin, wenn es mir möglich war. Manchmal wird euch der Weg mit einer Art magischen Barriere, wie sie auch aus God of War, Devil May Cry oder Dantes Inferno bekannt sind, versperrt. Es macht keinen Unterschied mit welchem Element ihr Feinde malträtiert, auch gibt es kaum Charakterprogression, ihr verspürt im Spiel kein richtiges Vorankommen, sondern ihr sammelt nur diese Elemente, eure Schläge werden dadurch nicht merklich stärker. Lediglich sammelt ihr hier und da Verlängerungen für eure Telekinese-Leiste, eure Lebensleiste oder ihr sammelt arkanische Bücher, die ihr im Hauptmenü ansehen könnt (enthalten Bonusmaterial).

Neben den Problemen des Kampfsystems kommt hinzu, dass ich das Gefühl hatte immer gegen die gleichen Gegner zu kämpfen. Ständig waren da Typen, die mich irgendwie im Nahkampf angegriffen haben, auch wenn die mehrere Skins hatten - da gabs also den Vampirjäger, aber auch irgendwelche Spektralviehcher, die aus Wänden raushüpfen. Aber vor allem in der Mitte des Spiels kämpft ihr ständig gegen steinerne Statuen, die euch sofort umwerfen, wenn sie euch mit Schlägen treffen, gerne auch mal mehrere davon. Das Spiel ist nie wirklich zu schwer geworden, sondern war grundsätzlich sehr fair. Sinkt eure Lebensenergie auf Null oder springt ihr als Kain ins Wasser, fangt ihr vom nächsten Speicherpunkt erneut an. Speicherpunkte werden euch farbig am Boden markiert, mit Kain rot, mit Raziel blau/grün. Speichert ihr, werdet ihr auch an euren letzten Kontrollpunkt zurückgesetzt.

Wie bereits oben geschrieben gibt es kaum spürbare Charakterentwicklung oder überhaupt ein Gefühl von Fortschritt. Ich habe bis zum Schluss den Sinn des Spiels bzw. meiner Handlungen nicht so recht gewusst. Als Raziel hat man immer Etappenziele, aber seinen großen Plan kennt man nicht. Wenn ihr kämpft erhaltet ihr Erfahrung, die sich als weißer Balken im Statusmenü (SELECT) anzeigt, mit ihr könnt ihr weitere Kampffertigkeiten freischalten, was automatisch passiert, eine Wahl der Fertigkeit findet nicht statt. Eine Stärkung der Charaktere findet außerhalb der Energieleistenerweiterung nicht statt, was sehr schade ist. Es werden auch keine neuen Fähigkeiten wie in Blood Omen freigeschaltet, die ihr im Kampf benutzen könnt oder mit denen ihr andere Bereiche erreicht.

Kain und Raziel steuern sich quasi gleich, mit ein paar kleinen Unterschieden. Beide springen mit X, und machen eine Telekinese-Attacke mit Kreis. Ihr könnt auch mit Telekinese zielen, indem ihr R2 drückt. L1 versetzt euren Charakter in Kampfmodus bzw. aus dem Kampfmodus. Mit dem D-Pad schaltet ihr eure Elemente bzw. Medaillon-Viertel durch. Als Raziel springt zwischen den Welten indem ihr D-Pad oben und Viereck gleichzeitig drückt. Damit ist Raziel recht einzigartig, da einige Rätsel im Spiel einen Übergang in de Spektralwelt erfordern und sich in dieser Welt die Umgebung verändert, bspw. fahren sich Säulen ein, etc. Mit R3 könnt ihr euch aus der Perspektive eures Charakters umsehen, mit dem rechten Stick dreht ihr die Kamera, allerdings nicht um den Charakter, sondern um sich selbst. Tatsächlich ist die Kamera einer der größten Kritikpunkt des Spiels, weil sie euch sehr oft in den Weg kommt. Ihr habt quasi keine Chance sie selbst zu justieren, das Spiel gibt euch einen festen Winkel vor, und ihr könnt quasi nur den Ausschnitt verschieben. Ist ein Objekt vor eurem Charakter bzw. zwischen der Kamera und der Aktion, dann könnt ihr dagegen nichts tun. Im Wasser könnt ihr übrigens eure Kamera überhaupt nicht steuern.

Mit Kain könnt ihr einfach so durch Metalltore gehen (die als Gitter realisiert sind), als Raziel müsst ihr dafür in der Spektralwelt sein. Kain kann noch an vordefinierten Punkten einen weiten Sprung ausführen um weiter entfernte Vorsprünge zu erreichen. Beide können an bestimmten Wänden klettern oder sich an Vorsprüngen festhalten. Beide können durch Drücken von X mit einer Richtung auf dem linken Stick im Kampf ausweichen. Das fühlt sich aber etwas merkwürdig an, weil die Charaktere das nicht sofort ausführen.

Legacy of Kain Defiance ist für die PS2 eigentlich ein recht hübsch anzusehendes Spiel. Es gab keine Wow-Momente, aber dennoch sieht das Spiel eigentlich recht gut aus. Allerdings stören einige Effekte vor allem unter Wasser oder in der Spektralwelt sehr. Die Kamera stört ebenfalls sehr. Der Soundtrack enthält einige Musik aus Soul Reaver, bspw. im Kampf zwischen Raziel und Kain wurde Kains Encounter gespielt, was mich sehr an den Klassiker erinnert hat. Auch andere Musikstücke erinnern an andere Teile der Serie.

Bewertung:
Durchwachsen
Durchwachsen
Text von 07.05.2016
Fazit:
Defiance reicht für mich leider nicht an Blood Omen 2 heran, was im Moment der einzige andere Teil der Serie ist, den ich bislang durchgespielt habe. Die Welt von Legacy of Kain lässt so viel zu, lässt viel Entdeckung zu, lässt RPG-Element zu, leider wurde davon nichts umgesetzt. Stattdessen haben wir es mit einem semi-interessanten Kampfsystem zu tun, dessen Elemente und Erweiterungen im Laufe des Spiels keine Verbesserung bringen. Die Teilung der Handlungen halte ich für semi-optimal, auch wenn Teile des Spiels interessante Veränderung der Umgebungen zeigen, weil Kains und Raziels Geschichten zunächst 500 Jahre auseinander liegen. Allein für den Serienwert des Spiels sollte das Spiel mal gespielt werden, aber meines Erachtens ist das Spiel nicht der Höhepunkt der Serie.