PS2 Retro Review

Retro auf Playstation 2

Die Legacy of Kain Serie hat 2003 mit Defiance seinen bis heute letzten Serienableger bekommen, seitdem warten Fans auf einen Nachfolger. Hier im Test zeige ich auf, welche Stärken und Schwächen meiner Meinung nach der Vorgänger Blood Omen 2 hat. Dabei werde ich Storyelemente spoilern. Solltet ihr daran nicht interessiert sein, oder unbedingt die Story von Blood Omen 2 (die ohnehin nicht so toll ist) genießen wollen, dann hört jetzt auf zu lesen.

In Blood Omen 2 spielt ihr Kain, einen Vampir, der zweihundert Jahre geschlafen hat, nachdem er offenbar von Lord Sarafan mit dem Soul Reaver vernichtet worden ist. Er will Nosgoth beherrschen, aber das erfahren wir erst in der Mitte des Spiels. Ich muss zugeben, die Geschichte des Spiels ist für mich sehr verworren - die Bösen sind die Sarafanen, also die Untergebenen von Lord Sarafan. Sie wollen die Vampire vernichten. Dann gibt es noch die Hylden, die ebenfalls Gegner sind, offenbar sind die Sarafanen die Hylden und Lord Sarafan ist ein Hylde, der als erster in diese Welt zurück gekehrt ist, weil die Hylden verbannt wurden, und er hat weitere seiner Kameraden nachgeholt und in der Stadt der Hylden ein Tor errichtet.

Außerdem gibt es noch andere Gruppierungen, die meisten davon habe ich aber schon wieder vergessen. Ihr trefft im Spiel auch ab und an auf Vampire, die nicht dem Widerstand der Vampire zugehörig sind, sondern an der Seite von Lord Sarafan kämpfen, weil der ihnen Macht versprochen hat, wenn alle Vampire ausgelöscht sind. Das Spiel beginnt mit Kain, der aufwacht, bei ihm ist Umah, die ihm im ersten Kapitel die Grundzüge des Spiels zeigt. Sie erklärt, dass die Sarafanen die Bösen sind, dass die Vampire sich gegen diese Unterdrücker zur Wehr setzen. Außerdem zeigt sie euch, wie ihr das Spiel spielt.

In Blood Omen 2 ist es wichtig, dass ihr verinnerlicht, dass Kain ein Vampir ist. Er saugt das Blut von Menschen aus, um Energie zu gewinnen. Dh. eure zu Beginn extrem kleine Energieleiste könnt ihr auffüllen, indem ihr am Boden liegende Gegner aussaugt. Einen Gegner bzw. Menschen bzw. Monster auszusaugen, welcher noch lebt, ist nicht möglich, er muss kampfunfähig am Boden liegen. Drückt Dreieck in der Nähe eines am Boden liegenden, wenn er rot aufleuchtet, dann saugt Kain dessen Blut aus. Je nach Art des Monsters ist das mehr oder weniger Blut, dh. ihr erhaltet mehr oder weniger Energie zurück. Ihr erhaltet ebenfalls etwas für die zweite Leiste (die lila-Leiste), ist diese komplett gefüllt, vergrößert sich eure Energieleiste und ihr benötigt mehr an lila-Saft um die nächste Erweiterung zu bekommen. Diese Leiste füllt ihr geringfügig, wenn ihr Blut aussaugt, und etwas mehr, wenn ihr Artefakte (Kisten) öffnet, in denen rote Orbs oder so sind. Was da genau drin ist, sagt keiner, jedenfalls füllen die diese zweite Leiste etwas mehr auf.

Die Kamera bleibt immer hinter eurem Charakter, eine echte Kamerasteuerung, sodass ihr die Kamera bspw. von vorn auf Kain richten könnt, gibt es nicht, auch bleibt die Kamera nicht an dem Ort, wenn ihr den zweiten Stick loslasst, sondern fährt wieder hinter Kain. Ihr könnt die Kamera mit dem rechten Stick etwas ausrichten, das fühlt sich aber extrem komisch an, bspw. stoppt die Kamera an der Seite von Kain, und sobald ihr loslasst, fährt sie nach hinten zurück. Das ist zunächst etwas ungewohnt, allerdings ist das recht genial gelöst, weil ich bei einigen Problemen (wie bspw. Uncharted) das Problem habe, dass die Kamera heraus fährt, oder an irgendeine feste Stelle fährt, und dort bleibt, und ich im Prinzip nichts gesehen habe. Das kann hier nicht passieren, da die Kamera immer hinter euch ist. Sie ist immer gleich bedienbar, wenn auch gleich schlecht. Dafür habt ihr im Regelfall den Überblick, den ihr für das Spiel benötigt. Einzige Ausnahme ist, wenn ihr Blut aus Gegnern saugt oder Truhen öffnet, dann fährt die Kamera an eine feste Stelle und ihr habt keine Chance mehr sie zu steuern.

Ihr trefft im Spiel unglaublich oft auf Gegner, die ihr entweder ohne Waffen (also nur mit euren Krallen) oder mit einer Waffe, die ihr aufgehoben habt, besiegen könnt. Die Waffen, die von Gegnern hinterlassen werden, könnt ihr mit einem Druck auf Viereck aufheben und im Kampf verwenden. In Kisten, die im Level versteckt sind, könnt ihr sogar eine Verbesserung für eure Waffe finden, dadurch fügt die Waffe offenbar mehr Schaden zu. Aber beachtet, dass die Waffe irgendwann kaputtgeht, wenn ihr oft genug zuschlagt, bzw. ein Gegner oft genug draufgehauen hat, dh. ein Austauschen der Waffe wäre nicht schlecht. Beachtet auch, dass ihr mit einer größeren Waffe länger zum Schlagen braucht.

Für das Kämpfen visiert ihr einen Gegner mit R1 an. Dann blockt ihr Schläge mit L1. Der Gegner hat drei verschiedene Stärken an Schlägen, einmal normale Schläge, dann Schläge, wobei sich seine Waffe gelb verfärbt, und Schläge mit roter Farbe. Die normalen Schläge sind problemlos blockbar, die gelben Schläge könnt ihr auch blocken, werdet aber ein Stück zurückgeworfen, und die roten Schläge könnt ihr nicht blocken. Diesen Angriffen müsst ihr ausweichen, das macht ihr indem ihr L1 loslasst, und X in Verbindung mit einer Richtung auf dem linken Analogstick drückt, damit sich Kain in diese Richtung flüchtet. Die roten Attacken haben verheerenden Schaden, daher ist es durchaus ratsam diesen auszuweichen. Blockt ihr Angriffe füllt sich oben die horizontale Leiste. Diese hat mit euren dunklen Gaben (Spezialfähigkeiten) zu tun, die ihr mit einem Druck auf Kreis auslösen könnt.

Es gibt im Spiel sieben dunkle Gaben: "Nebel", welches euch ermöglicht unsichtbar zu werden, wenn am Boden Nebel ist. Dann könnt ihr euch an einen Gegner anschleichen und ihn leise und mit einen Schlag ausschalten - achtet dabei darauf, dass der Totenschädel über dem Gegner erscheint. "Springen" erhaltet ihr vom ersten Boss des Spiels. Mit der Fähigkeit könnt ihr größere Abgründe überspringen, dazu drückt ihr die Kreistaste, wählt ein Ziel aus (dazu muss der Marker lila werden) und drückt erneut Kreis um dorthin zu springen. Die Zeit wird dafür nicht angehalten, sondern Feinde können weiterhin auf euch einprügeln, was die Aktion abbricht. Mit "Bann" könnt ihr Kontrolle über Zivilisten übernehmen, mit "Telekinese" schaltet ihr bestimmte Schalter aus der Ferne um. Dann gibt es noch die offensiven Fähigkeiten Raserei, Berserker und Opferung für die ihr die horizontale Leiste am oberen Bildschirmrand benötigt. Wählt ihr eine dieser Fähigkeiten aus, wird die Leiste rot. Blockt ihr gegnerische Angriffe, wird die Leiste gefüllt. Stellt sich der Balken auf ein kräftigeres rot um, könnt ihr die ausgewählte Fähigkeit einsetzen, dabei schlagt ihr einen Gegner mit einem unblockbaren Move (Raserei), mit einer Serie von Schlägen (Berserker) oder erledigt ihn direkt (Opferung).

Ihr schaltet die Fähigkeiten im Spiel über einen Druck auf L2 um, dabei erscheint eine Art Rad. Drückt mit dem rechten Stick in die Richtung der gewünschten dunklen Gabe und lasst L2 wieder los. Zu Beginn des Spiels verfügt ihr nur über Nebel und Raserie, später erhaltet ihr mehr Fähigkeiten dazu, indem ihr Bosse besiegt. Das Bossdesign in Blood Omen 2 ist für heutige Verhältnisse richtig ausgefuchst. Zum Einen besiegt ihr Feinde nicht durch einen einfachen Tastendruck (siehe Call of Duty), sondern Bosskämpfe bestehen aus mehreren Phasen, für die ihr unterschiedliche Strategien benötigt. Bei der einen Phase mag es genügen den Schlägen des Gegners auszuweichen und dem Feind immer wieder auf die Zwölf zu geben, bei anderen Phasen müsst ihr aber im Raum Objekte erkennen, mit denen ihr einen übermächtigen Feind erschüttern, ablenken oder verletzen könnt. Das kann bspw. Wasser(dampf) sein, oder Feuer.

Die Kämpfe mit den normalen Feinden im Spiel fühlen sich zu Beginn, wie der Rest des Spiels sehr träge und wenig dynamisch an. Kain ist recht langsam, auch wenn er als Vampir übermenschliche Geschwindigkeit und Stärke hat, davon merke ich aber nicht viel. Ihr verwendet Dreier-Combos, dh. Combos aus drei Schlägen, die ihr auf die Gegner einhämmert. Dazu müsst ihr recht schnell hintereinander die Viereck-Taste drücken, während ihr einen Gegner anvisiert habt. Ihr könnt auch einzelne Schläge vom Stapel lassen. Mit Dreieck könnt ihr den Gegner packen und durch Drücken von Viereck würgt ihr den Gegner und Viereck und nach vorne werft ihr den Gegner. Gegner blocken vor allem zum Ende des Spiels sind viele Schläge und ihr müsst sehr aufpassen nicht zu viel Energie zu verlieren, da Checkpoints später recht weit auseinander liegen, zum Beginn des Spiels liegen diese Kontrollpunkte noch recht nah aneinander. Kontrollpunkte müsst ihr nur überlaufen, dann erscheint ein kreisrundes Logo auf dem Boden, dann wisst ihr, ihr habt den Kontrollpunkt aktiviert, und wenn ihr sterbt, erwacht ihr dort wieder zu neuem Leben. Im besten Fall lädt das Spiel nicht erneut und es geht sofort wieder los, ansonsten kann es sein, dass das Spiel von einer kurzen Ladesequenz unterbrochen wird.

Zwischen den Kapitel gibt es Ladepausen, die meist nicht allzu lang sind, ansonsten müsst ihr das Spielen nie unterbrechen, außer eure PS2 kommt beim Laden im Level nicht hinterher, dann kann es zu unschönen Rucklern oder auch zur kurzen Pause kommen, die meist nach wenigen Sekunden wieder aufgehoben ist. Blood Omen 2 spielt sich also wie aus einem Guss. Die ersten Levels, während ihr noch die Straßen von Meridian unsicher macht, erinnert mich das Spiel stark an Baldurs Gate Dark Alliance. Die späteren Level haben es aber auch in sich, zum Einen tingelt ihr in einen Kerker um einen Baumeister zu finden - dieser Kerker ist sehr düster, auch durch das Gegnerdesign. Insgesamt sind alle Level recht düster, teilweise industriell angehaucht. Besonders gefallen haben mir die erste handvoll Level, wo es noch darum ging die dunklen Gaben von den Bossgegnern zu bekommen, das hat noch richtig Spaß gemacht, als auch noch die Kontrollpunkte nah genug dran waren um auch mal scheitern zu können. Das spätere Spiel wartet dann mit schwereren Gegnern in den Levels auf, für die ihr alleine schon einige Zeit braucht sie zu besiegen, und die euch natürlich recht schnell vernichtet haben. Gepaart mit den recht weit auseinander liegenden Kontrollpunkten schwindet der Spielspaß und die Geschwindigkeit des Spiels nur so hin. Das wird auch nicht dadurch besser, wenn das Spiel beim Laden des Kontrollpunkts abschmiert, und der letzte Speicherstand einige Kontrollpunkte früher war. Speichern könnt ihr im Spiel zu jeder Zeit, allerdings startet ihr vom letzten Kontrollpunkt aus.

Blood Omen 2 hat so viele gute Spielelemente, hat eine interessante, wenn auch eher schlecht erklärte Story, hat eine interessante, wenn auch schlecht erklärte Spielwelt. Das Spiel spielt laut Wikipedia vor den Geschehnissen von Soul Reaver und erklärt, wie Kain zum Herrscher über Nosgoth wurde. Mir persönlich gefällt die erste Hälfte des Spiels sehr gut, vor allem, wenn man noch häufiger Energie-Upgrades erhält, was später deutlich weniger wird. Ich habe mir beim Spielen eine Art Levelingsystem gewünscht, dass also Kain während des Spiels auch stärker wird, und ich nicht mehr so unsäglich lange für einen Gegner brauche, aber das gibt es in Blood Omen 2 nicht.

Den Teil des Spiels, den ihr nicht mit Kämpfen verbringt, werdet ihr kleinere und größere Rätsel lösen. Meistens bestehen diese Rätsel aus "Wo ist der Schalter?", oder wie bekomme ich dorthin die Energie, sodass ein Tor aufgeht. Manchmal aber müsst ihr schon einiges an Gehirnschmalz reinstecken, und auch nach einigen Versuchen habt ihr die richtige Lösung noch nicht herausgefunden. Manchmal müsst ihr Kisten durch den Boden fallen lassen um weiter zu kommen, manchmal müsst ihr Kisten richtig anordnen, um darauf zu klettern und über sie zu springen und so weiter zu kommen. Für die Lösung von Rätseln müsst ihr oftmals eure dunklen Gaben benutzen. Wenn ihr also Blood Omen 2 anfangt, und durchspielen wollt, tut das zeitnah. Wartet nicht erst eine Woche, bevor ihr weiterspielt, bis dahin habt ihr die Story und eure Fähigkeiten vergessen und müsst alles von vorn lernen.

Manche Rätsel beinhalten Rohre und eine Art grünen Dampf, das ist sozusagen Energie. Irgendwo gibt es ein grünes Symbol, darunter ist meistens ein Hebel, mit dem ihr dieses Symbol aktivieren könnt und womit Energie losgeschickt wird. Auf dem Weg gibt es manchmal Hebel um die Energie in eine Richtung zu leiten oder einfach nur weiterzuleiten, bis sie dann irgendwann bei einem Tor oder bei einem Hebel angekommen ist, den mit Strom versorgt, ihr den dann ziehen könnt und irgendwas tolles passiert.

Grafisch ist Blood Omen 2 auch für die PS2 kein sonderlich hübsches Spiel - aber es ist auch nicht hässlich. Mir persönlich missfällt, dass irgendwie jeder gleich aussieht, dh. der Baumeister, den ihr im Kerker findet, sieht fast genauso aus wie einige Gegner, alle Gegner eines Typs sehen exakt gleich aus, auch von den zivilen Menschen gibt es nicht sonderlich viele. Es gibt kaum grafische Effekte, manchmal etwas Nebel in der Entfernung. In unmittelbarer Entfernung von Kain ist quasi immer eine Kante in den Texturen zu sehen, wo es von besseren Texturen (bspw. Boden) zu schlechter aufgelösten Texturen wechselt. Im Spiel fällt das kaum auf. Die Soundeffekte sind gut, die Hintergrundmusik ist recht gut, und erinnert mich stellenweise sehr an Turok Dinosaur Hunter. Die Hintergrundmusik hält sich oftmals sehr im Hintergrund, und kommt nur im Kampf etwas hervorgetreten. Die deutsche Synchronisation ist dafür weniger gut, teilweise reden die Charaktere aneinander vorbei, der Text ist ohne Emotionen gesprochen und generell klingen die Texte nicht so, als würde tatsächlich diese Person gerade reden.

Nach rund 15 bis 16 Stunden Spielzeit war das Spiel für mich dann auch (endlich) vorbei. Sicherlich hatte ich die erste Zeit eine Menge Spaß, vor allem die Rätsel zu lösen, die Bossgegner zu besiegen und überhaupt deren Schwächen zu finden, aber gerade zum Ende hin wurde das Spiel fast unerträglich lang und gezogen. Einige Level waren auch recht eintönig gestaltet, so sah jeder Korridor aus, wie der nächste, was natürlich dem gefühlten Fortschritt nicht wirklich geholfen hatte. Abgesehen von dem etwas trägen Kampfsystem halte ich Blood Omen 2 für ein sehr gutes Spiel. Im Spiel wird erklärt, wie Kain nachdem er geschlagen wurde und 200 Jahre geschlafen hatte, sein Reich Nosgoth zurück gewann. Ich hätte es besser gefunden, würde das im Spiel erklärt werden, also hätte ich dafür das Handbuch nicht wälzen müssen. Das Spiel hatte während der Testphase einmal einen Soundbug, dass alles, was Umah gesagt hat, zweimal abgespielt wurde; war durch speichern und neu laden behebbar. Dann ist das Spiel einmal beim Laden eines Kontrollpunkts nach dem Tod abgeschmiert und einmal hat sich das Spiel beim Laden eines neuen Levelabschnitts aufgehängt, was eventuell an meiner PS2 liegen könnte, sicher bin ich mir da nicht.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 10.07.2015
Fazit:
Legacy of Kain Blood Omen 2 ist ein sehr gutes Spiel, vor allem die Spiellänge ist sehr herausragend. Das Spiel zeichnet sich durch viele Kämpfe und viele kleinere und größere Rätsel aus, sowie durch die Bosskämpfe, die recht einfallsreich gestaltet wurden. Das Spiel ist ein Vorzeigetitel für gutes Spieldesign. Dennoch hat das Spiel für mich einige Macken, darunter das träge Kampfsystem, die vielen, teils sehr nervigen Gegner. Außerdem kann man einige Fähigkeiten später kaum noch einsetzen (bspw. Nebel). Dennoch hat mir das Spiel viel Spaß gemacht, wenn ich mich quasi dazu durchringen musste das letzte Level abzuschließen.