PS3 Review
Kane & Lynch Dead Men auf Playstation 3
01.03.2014
Kane and Lynch von 2007 war eines der ersten Spiele für die damals neue Playstation 3. Zu Beginn des Spiels brecht ihr als Kane mit Lynch aus dem Knast aus - um dann von einer Gruppe namens The 7 erpresst zu werden. Ihr macht euch dann auf die Beute von anscheinend vor 14 Jahren zu finden. Kane dachte seine Komplizen seien bei dem Raub umgekommen, was genau damals passiert ist - darauf geht das Spiel nicht näher ein.
Auch nicht näher eingehen will ich auf die ersten drei Stunden des Spiels, wo ihr tatsächlich versucht die Koffer zu beschaffen, danach jedenfalls tötet The 7 eure Frau und versucht eure Tochter zu töten. Ihr rettet sie, sie flieht dann doch irgendwann aus der Lebensgefahr und ihr macht euch auf die Mitglieder von The 7 zu töten und richtet euch eure eigene Verbrechergruppe ein. Mehr von der Story will ich nicht verraten, aber ihr solltet nicht zu viel Tiefgang erwarten. Das Ende ist extrem enttäuschend. Ihr habt anscheinend mehrere Wahlmöglichkeiten (ich habe das Spiel nur einmal durchgespielt) - ich habe mich für die Flucht mit dem Helikopter entschieden (obwohl Lynch direkt neben dem Helikopter stehen fliegen sie nicht mit und ihr seid der Arsch, der seine Kumpanen zurücklässt - ist klar).
Auch sonst leistet sich das Spiel den ein oder anderen Schnitzer. Nicht nur, dass die Story ohnehin keine wirklichen Höhepunkte hat, aber euer Kumpane Lynch macht alles noch viel schlimmer. Zuerst tötet er die Geiseln in der Bank, weil er komplett ausrastet, dann tötet er eine wichtige Geisel, für die ihr eigentlich den zweiten Koffer haben wolltet - wodurch natürlich unendlich viele Scharfschützen auf euch angesetzt werden. Und nun nervt euch dieser Vollidiot immer wieder mit seiner Paranoidität und seinem Denken, dass jeder euch verarschen will. Am liebsten hätte ich dieser virtuelle Figur einen Arschtritt verpasst und ihn damit auf den Mond geschickt, aber leider ermöglicht mir das Spiel soetwas konstruktives nicht.
Neben den bescheuerten Nebencharakteren ist das Spiel eigentlich ganz spielbar. Die Steuerung fühlt sich etwas steif und eckig an, woran zu erkennen ist, dass das Spiel eher für Maus und Tastatur am PC optimiert wurde - aber daran gewöhnt man sich nach den ersten Stunden Spielzeit. Die Grafik des Spiel ist unter aller Sau. Vor allem in den ersten paar Levels, wo ihr noch in einer Stadt unterwegs seid, lässt die Optik des Spiels unglaublich zu wünschen übrig - wenig detailierte Texturen, pixelige Kanten, teilweise viel zu klinisch saubere Umgebungen - schade. Vor allem aber zum Ende der Story legt das Spiel da an optischen Glanz hinzu. Das Dschungellevel sieht zum Beispiel grandios aus. Auch die Soundkullisse kann sich hören lassen - ist aber lange nicht so gut wie die von Battlefield zum Beispiel.
Kane and Lynch ist ein Third-Person Shooter - ihr seht also euren Charakter ständig im Bild. Das kann sehr schnell sehr nervig werden, da ihr zum Beispiel mit eurem Fadenkreuz auf einen Gegner zielen könnt, ihn aber in Wirklichkeit nicht trefft, weil ihr eigentlich die ganze Zeit auf eine Wand vor euch schießt. Soetwas ist das Grund warum ich normalerweise keine Third-Person Shooter spiele. Das Deckungssystem im Spiel ist auch etwas sinnlos. Zum einen duckt sich euer Charakter mit dem Druck auf L1 auch nur ein wenig, dann wenn er hinter einer Deckung ist, steckt er gerne mal - vor allem dann, wenn ihr gleich am Sterben seid - seinen Kopf über die Mauer hinaus, und er begibt sich auch nur dann in Deckung wenn er das will und geht auch sofort wieder davon los. Es gibt keinen Knopf um sich gegen die Wand zu lehnen - das finde ich sehr schade. Auch schade ist, dass man die Schulter nicht wechseln kann, über die man dem Charakter bei seiner dreckigen Arbeit zusieht.
Die Steuerung ist tatsächlich gewöhnungsbedürftig. Zum Einen schießt ihr mit R2 und zielt mit L2, dann ladet ihr mit X eure Waffe nach, und mit X klettert ihr über Hindernisse. Mit Kreis gebt ihr dem ausgewählten Teamkameraden den Befehl eine Stellung zu halten (wobei der Charakter auch gerne mal vor eine Deckung geht, obwohl ihr in dahinter schickt), mit Dreieck soll er einen bestimmten Gegner ins Visier nehmen, und mit Viereck teilt ihr ihm mit, dass er euch wieder folgen soll. Habt ihr einem eurer Kumpanen einen Befehl gegeben wechselt die Auswahl des aktivierten Charakters durch - dh. mit dem nächsten Knopfdruck gebt ihr dem nächsten Kumpanen einen Befehl. Eure Mitstreiter sind übrigens mehr als nur doof. Sie schießen euch gerne in den Rücken, laufen euch durchs Bild, sodass ihr die Gegner nicht mehr trefft, sondern eure Mitstreiter.
Wenn ihr sterbt, fallt ihr erstmal lediglich zu Boden und wartet darauf, dass euch einer eurer Gehintoten Kumpanen eine Adrenalinspritze gibt. Da ist es auch schon zu Momenten gekommen, wo einer meiner Freunde vor einem Feind mit wiederbelebt hat, und der Feind nicht auf meinen Kumpanen geschossen hat. Ganz klarer Fall: die Feinde in Kane and Lynch schießen nur auf euch. Das ist unglaublich sinnlos und frustrierend noch dazu. Nach einer gewissen Anzahl Adrenalinspritzen in einer gewissen Zeit, sterbt ihr übrigens an einer Überdosis Adrenalin.
Zur Abwehr der Gegnerhorden (und ja, diesmal meine ich das sogar) stehen euch zahlreiche Waffen zur Verfügung, die allesamt keine Namen haben. Es gibt Sturmgewehre, MPs, manchmal Schrotflinten oder MGs, wenn es für die Mission wichtig ist (weil ihr zb. gleich einen Helikopter vom Himmel holen müsst) auch Raketenwerfer oder Granatwerfer. Genauso könnt ihr stationäre MGs bemannen, die ihr manchmal in den Missionen findet. In einer Mission müsst ihr auch ein Scharfschützengewehr benutzen - das besagte Gewehr ist aber etwa das schlechteste, was ich bislang gesehen habe. Ihr müsst nach jedem Schuss nachladen, ein Schuss - teilweise auch Schüsse auf den Kopf - sind nicht tödlich.
In Kane and Lynch wird wenigstens Abwechslung groß geschrieben - es gibt eine Sequenz, wo ihr am MG eines Jeeps steht - es gibt Sequenzen, wo ihr einen Helikopter mit Raktenwerfern und MGs vom Himmel holt, oder wo ihr durch ein Fenster mittels einer Sprengladung in einen Konferenzraum eindringt. Wirklich viel Abwechslung ist das zwar nicht, verfeinert aber das Spiel doch um ein paar gute Momente. Nichtsdestotrotz wirkt das Spiel sehr aufgesetzt und teilweise unglaubwürdig. Alleine wie ein Mensch - Lynch - alleine so blöd sein kann, wie er es hier ist, verstehe ich nicht. Dann sind solche Sachen wie, dass ihr mit einer Hundertschaft an Statisten ein Gebäude stürmt und alle sterben sie sofort. Oder einige sinnlos Übersetzungen wie "Festhalten, ich verlasse jetzt den Highway" - und er fährt auf den Highway.
Durchwachsen
Text von 01.03.2014