PS3 Review
Haze auf Playstation 3
25.11.2016
In Haze spielt ihr Shane Carpenter, der zunächst als Soldat für Mantel arbeitet. Mantel ist eine Art Unternehmen oder militärische Organisation, die mithilfe einer Droge namens Nektar seine Soldaten zu blutrünstigen Killern macht. Sie verhilft den Soldaten zu mehr Widerstandskraft und ermöglicht euch in dem ersten Teil des Spiels Gegner hervorgehoben zu sehen. In ebendiesem ersten Teil deutet sich aber auch der Bruch schon an. Die Charaktere, mit denen ihr die Missionen erfüllt, sind nicht nur unglaublich nervtötend, sondern auch noch absolut hochnäsig und arrogant. Die Dialoge kommen direkt aus der Hölle und heißen Krieg gut, na dann!
Mir war nach kurzer Zeit klar, dass der Protagonist Mantel schnell den Rücken zu kehrt, auch nachdem ihr den Anführer der Rebellen festnehmt. Carpenter bleibt ruhig, und redet mit ihm, die anderen aber schlagen ihn, treten ihn und schneiden ihm, weil seine Leute Mantel Nektar gestohlen haben, einen Finger ab. Im Abflug beschweren sie sich noch, dass der Protagonist so ein Feigling ist. Da wurde mir bewusst, dass ich diese dämlichen Dialoge nicht länger hören will, d.h. Carpenter wechselt jetzt bald die Seiten oder ich schalte die Konsole aus. Leider werden die Dialoge auch später nicht unbedingt besser. Die Dialoge mit NPCs sind unglaublich schlecht übersetzt, waren im Englischen Original schon Kacke oder beides. Die Sätze sind sinnlos aneinandergereiht, einige Aussprüche von Carpenter ergeben garkeinen Sinn und eigentlich fragt ihr euch die ganze Zeit, ob das Spiel mal irgendeiner, der der Deutschen Sprache mächtig ist, Probe gespielt hat. Offensichtlich nicht.
Was macht die Droge nun eigentlich? Sie verwischt eure Wahrnehmung. Ihr seht Leichen nicht mehr, Blut seht ihr nicht mehr. Ihr bekommt mehr Widerstandskraft, d.h. die Gegner schalten euch nicht so schnell aus. Allerdings habt ihr nur in den ersten beiden Spielstunden Zugriff auf das Nektar, weil ihr nur in den ersten beiden Spielstunden in eurem Mantel-Anzug unterwegs seid. Dann schließt ihr euch den Rebellen an, um Mantel aus dem gebeutelten Land zu vertreiben. Nach kurzer Zeit beim Widerstand trefft ihr auf einen alten Bekannten, der euch zeigt, was Mantel den Soldaten mit dem Nektar tatsächlich antut. Ihr trefft ihn auf einem Containerschiff, die Container sind gefüllt mit toten Soldaten, die keinerlei Einschusslöcher aufweisen. Euch ist nun bewusster als je zuvor, dass ihr Mantel aufhalten sollt. Schnell noch einen Angriff auf das Rebellendorf abgewehrt und schon geht es los die Nektarverteilerstation im Beobachtungsturm zerstören. Wie genau euch das hilft die Mantelsoldaten, die ja Nektar im Anzug bei sich führen, lahm zu legen, kann ich mir nicht erklären.
Die Shooter-Mechaniken des Spiels sind eigentlich recht passabel, wobei es eine sehr begrenzte Anzahl Waffen gibt, und ihr eigentlich nur die Sturmgewehre wirklich im Kampf benutzen wollt. Quasi jede Waffe gibt es in einer Mantel-Ausführung und einer Rebellen-Ausführung, spielerisch unterscheiden die sich aber kaum. Die Schrotflinten sind zu schwach, zu ungenau und brauchen zu lange für einen zweiten Schuss. Die Gegner töten euch einfach zu schnell auf dem zweiten von vier Schwierigkeitsgraden. Die Scharfschützengewehre sind zwar extrem genau und töten die Gegner zuverlässig, für den Close-Range Kampf aber kaum zu gebrauchen. Ansonsten gibt es noch eine Mantel-Pistole, die zwar auch ganz gut Schaden macht, aber eben nur in den ersten beiden Spielstunden zur Verfügung steht. Die Messer, die die Pistole auf Rebellenseite ersetzen sind lachhaft, fliegen zu kurz, machen keinen Schaden, brauchen zu lange für den zweiten Schuss. Ansonsten gibt es noch einen Raketenwerfer, den ihr lieber für Fahrzeuge aufheben solltet bzw. für feindliche Flugzeuge, die euch sonst schneller auseinandernehmen als euch lieb sein dürfte.
Die Steuerung zu Fuß geht eigentlich recht gut von der Hand und fühlt sich flüssig an. Steigt ihr allerdings in ein Fahrzeug spielt sich das Spiel wie ein Hovercraft-Simulator. Die Eingaben werden erst verzögert umgesetzt, d.h. euer Fahrzeug fährt noch eine Weile um die Kurve, obwohl ihr den Stick schon losgelassen habt. Weiter stört unheimlich, dass die Feinde euer Fahrzeug recht schnell zerstören können. Passiert das spawnt irgendwo in eurer Nähe ein neues Fahrzeug für euch, aber nur dann, wenn ihr auch schnell genug ausgestiegen seid und überlebt habt. Später werden die Fahrzeugsequenzen sehr anspruchsvoll, mit Barrikaden, Unmengen von Gegnern, Panzern, anderen Fahrzeugen, etc. Da stört die Steuerung, und dass ihr eigentlich keine Chance habt, außer euch auf eure Kameraden zu verlassen, die mal mehr mal weniger zielsicher auf die Feinde halten, und hoffentlich dezimieren. Aber das seht ihr alles nicht, weil ihr nicht nach hinten schauen könnt, während ihr im Auto sitzt.
Ein großer Pluspunkt des Spiels ist, dass ihr euch die Steuerung fast komplett so gestaltet könnt, wie ihr das wollt. Ihr könnt Knöpfen Funktionen zuweisen, einmal für zu Fuß und einmal für im Fahrzeug. Einige Zuweisungen bleiben über die beiden Modi bestehen, bspw. habe ich mir Benutzen und Granate wechseln (eine Funktion!) auf R2 gelegt, also musste ich auch im Fahrzeug aussteigen auf R2 akzeptieren. Dennoch ist das richtig gut, so könnt ihr die Steuerung euren Gewohnheiten anpassen und die Steuerung etwas mehr in Richtung Call of Duty anpassen. Die Empfindlichkeit bei Stickbewegungen könnt ihr aber leider nicht einstellen.
Der Endkampf im Spiel ist auch sehr anti-klimaktisch. Ihr trefft auf dem Landträger gegen Sergeant Duvall, der die Mission geleitet hat am Anfang des Spiels. Die anderen beiden Kameraden habt ihr bereits früher im Spiel erledigt, die auch da absolut unspektakulär abgetreten sind. Duvall tut genau das gleiche. Ihr lauft die Treppen hoch, schießt ihm zwei, drei Kugeln ins Gesicht und er fällt um und stirbt. "Bitte, Bitte" und ihr erwidert "Okay". Bitte was?
Nach 5,5 Stunden ist das Spiel auch vorbei und ihr seht die Credits. Dabei ist das Spiel mir einige Male abgestürzt, also hat sich zweimal komplett festgefahren, sodass nur noch ein Ausschalten der Konsole Erfolg brachte. Weiter hat das Spiel zweimal das Level nicht laden wollen. Einmal bin ich direkt nach dem Laden durch den nicht vorhandenen Boden in den Tod gefallen, einmal wollte das Spiel nach etwas Fortschritt den Untergrund nicht mehr laden. Auch fehlten Gegner und anderen Kulissenteile. Komisch, weil noch am Vortag lief das Spiel über einige Stunden hinweg quasi problemlos, außer die leichte Orientierungslosigkeit, die im Spiel vorherrscht. Ihr wisst eigentlich nie was ihr gerade tun sollt, wo ihr hin müsst, wo der Schalter ist, den ihr umlegen sollt. Die Anzeige am oberen Bildschirmrand hilft da leider auch nur wenig.
Grafisch wirkt Haze sehr altbacken. Es fühlt sich an wie ein PS2-Spiel in HD-Auflösung und passt damit eigentlich ganz gut in die Anfangsspiele der PS3 hinein. Die Beleuchtung ist schwach, das Spiel wirkt grau und eintönig, teilweise etwas zu dunkel. Das Spiel wirkte in der ersten Mission im Dschungel noch recht passabel, in den späteren Missionen in einer Industrieanlage oder einer Art Wüste glänzt das Spiel aber nicht mehr so sehr. Der Grafikstil wirkt sehr altbacken. An Free Radicals Time Splitters oder Second Sight erinnert Haze leider nicht mehr. Witzigerweise fängt das Spiel teilweise den Charme von Second Sight ein, aber nur sehr teilweise. Die Gegner tragen quasi alle den gelben Helm (super Tarnfarbe übrigens für eine Armee), d.h. das Spiel hat eine Entschuldigung dafür, dass alle Gegner gleich aussehen.
Die Soundeffekte sind ganz okay. Die Waffen klingen recht gut, dafür gehen die Synchronisationsspuren gar nicht. Die Hintergrundmusiken sind auszuhalten, ich habe aber alle wieder vergessen, kurz nachdem ich das Spiel fertig gespielt habe. Das schlimmste ist, dass eure NPCs bzw. Begleiter nie die Klappe halten können. Wie oft ich den Ausspruch "Heute ist den letzter Tag, Mantel!" gehört habe, will ich lieber nicht wissen. Das nervt nicht nur, sondern stört auch dabei die anderen Geräusche in der Spielwelt wahrzunehmen. Dafür ist der Sound ordentlich gemixt, die Stimmen sind nicht zu leise oder zu laut. Störend ist aber auch, dass alle Stimmen, selbst die die eigentlich über ein Funkknopf im Ohr übertragen werden, so zu hören sind, als ständen die Leute neben euch. Kein Rauschen. Ähm, ja.
Nicht empfohlen
Text von 25.11.2016