Gamecube Retro Review

Harry Potter und der Gefangene von Askaban auf Gamecube

08.09.2014

Harry Potter und der Gefangene von Askaban ist die Filmumsetzung des dritten Teils der Harry Potter Serie. Videospieltechnisch aber der Nachfolger vom Stein der Weisen. Man kann also mehr erwarten als noch in dem Spiel, ja? Na schauen wir mal.

Das Spiel zum Film stellt also Szenen aus dem Film dar und das in einer 3D-Optik. Ja, das kann man so durchgehen lassen. Es fehlen einige Schlüsselszenen, auch werden Zusammenhänge nicht erklärt; wer zum Geier ist Serius Black, was hat er getan, wer sind diese Dementor-Dinger,... Das waren wir ja von den vorigen Spielen schon gewohnt, aber hier ist das echt extrem krass. Wenn jemand weder Film noch Buch gesehen hat, versteht derjenige hier garnichts mehr.

Was direkt noch auffällt: Das Spiel sieht anders aus, als die Vorgänger. Irgendwie düsterer, irgendwie anders halt. Aber nicht wirklich besser. Ich fand die Beleuchtung der anderen Spiele ziemlich gut, aber hier gefällt mir das Ganze nicht mehr so. Auch wenn das Spiel durchaus seine guten Momente hat. Leider könnt ihr Hogwarts auch nicht mehr frei erkunden. Außerdem wurde Hogwarts umgebaut - was sehr schade ist, aber das war im Film ja auch so. So gelangt ihr nun in größere Abschnitte in den einzelnen Stockwerken, die mit Bücherregalen ausgestaltet sind. Wahrscheinlich war es verdammt einfach für die Entwickler Bücherregale überall hinzustellen, damit man nicht sieht, wie im Hintergrund das Spiel nachgeladen wird.

Die Ladezeiten - oh, die Ladezeiten! Zum einen lädt das Spiel jedesmal, wenn ihr durch eine Tür geht. Und dann aber auch direkt mal einige Zeit. Dann braucht das Spiel zum Aufbauen des Startmenüs oder eures Inventars eine Menge Zeit, was die ganze Sache nur träger macht. Und selbst dann schafft es dieses Spiel nicht problemlos zu rendern. So habe ich einige Male hereinploppende Texturen gesehen, die nachgeladen wurden - vorher war da einfach schwarz.

Irgendwie sieht in dem Spiel auch jede Herausforderung gleich aus. Auch hier müsst ihr wieder Zauberbücher finden - nur dass ihr diesmal zu dritt seid - um Zauber zu lernen. Die Zauber werden aber immer nur von einem Mitglied eurer Truppe gelernt - das heißt ihr müsst in der Action eure Charaktere wechseln, und müsst aufpassen, dass keiner von euch mal ins Gras beißt. Aber die Herausforderungen sehen alle gleich aus - alle irgendwie in einem Schloss, alle grau in grau, kaum optische Abwechslung. Und die Rätsel sind auch nicht der Rede wert.

Nun kann also Hermine andere Zaubersprüche als Harry oder Ron. Mit dem B-Knopf wechselt ihr zwischen euren Charakteren, mit Y oder X wirkt ihr Zauber oder trinkt Tränke (wie den Mega-Power-Trank, der eure Gesundheit heilt, oder das Gegengift,...). Aber eure Charaktere lassen sich zum Glück beim Trinken von Tränken eine Zeit - ist ja nicht so, als ob sie direkt von irgendnem Monster zerfleischt werden würden. Insgesamt trägt das nurnoch dazu bei, dass sich das Spiel extrem träge anfühlt. Aber auch der Input-Lag ist da ausschlaggebend. So wirkt die Bewegung eurer Charakter ebenfalls sehr träge, weshalb ihr gerne mal in Abgründe stürzt.

Zusätzlich dazu, dass eure Charaktere verschiedene Zauber erlernen können, kommt noch, dass nur Harry springen und an Seilen klettern kann, Ron bestimmte Wände öffnen kann und Hermine sich durch Enge Spalte quetschen kann. Es gibt auch gerne mal einige Spielsequenzen, wo ihr als Gruppe bestimmte Objekte anheben müsst. Das Spiel ist auch ziemlich bugreich - so kommt es mir jedenfalls vor, zum Beispiel kann Hermine mit dem Glacius-Zauber Eis auf Wasser zaubern, dann aber - ohne ins Wasser zu fallen - vom "Rand" der Eisscholle hängen. In der letzten Sequenz, wo ihr die ankommenden Horden von Dementoren besiegen sollt, hat sich die Kamera auch schonmal verfangen - was nicht sonderlich toll ist. So blieb die Kamera, während ihr Sirius ziehen sollt an einer Stelle und ich kam nicht mehr weiter. Nur ein Neuladen hat geholfen.

Diese zieh-jemanden-irgendwohin Mechanik ist auch nur im Spiel, damit das Spiel etwas länger wirkt. Sehr schön ist auch, als ihr mit Harry den Patronus-Zauber lernen sollt, dabei aber - ohne den Zauber zu können auf einen Dementor trefft und dabei mit Carpe Retractum über Plattformen euch bewegen sollt, die ihr je nach Laune der Plattform erreichen könnt oder nicht. Das führt recht schnell zu Frustmomenten, wenn ihr die eine Ecke, die ihr noch betätigen sollt, nicht erreichen könnt, einfach weil euch das Spiel nicht lässt.

Bei der grafischen Einschätzung bin ich zwiegespalten. Einerseits sind da die recht detailierten Charaktermodelle, so sieht Dumbledore fast wie Dumbledore aus. Zum anderen gibt es dann aber auch das hässliche Modell von Hogwarts und die hässliche Beleuchtung. Geht ihr einmal um Hogwarts herum - was ihr durchaus tun könnt, dann fällt euch recht schnell auf, dass die Texturen sehr grottig sind. Zu allem Überfluss ruckelt das Spiel auch gerne mal extrem - gerne auch, wenn ihr Zauber wirkt, die einen Partikeleffekt nach sich ziehen. Die Soundkulisse ist nicht wirklich gut und nur von den Vorgängerspielen übernommen. Die Effekte passen aber nicht wirklich ins Spiel. Die deutsche Übersetzung ist wie immer unter aller Sau, die Synchronisation ist auch nicht besser.

Interessanterweise ist die Kamera-Steuerung etwas besser geraten als im Vorgänger Stein der Weisen. Aber auch nur gerade so. Ihr könnt jetzt zwar die Kamera etwas nach oben oder unten neigen - nicht dass ihr dann mehr sehen würdet, aber okay - allerdings könnt ihr beim links und rechts drehen der Kamera nicht einstellen, ob sich die Kamera "umgekehrt" oder "normal" verhalten soll. Ich finde das, wie es hier ist, genau falschrum. Die Zielmechanik funktioniert auch nicht wirklich.

Bewertung:
Nicht empfohlen
Nicht empfohlen
Text von 08.09.2014
Fazit:
Ich kann leicht sagen, dass es sich hier um einen der schlechtesten Teile der Serie handelt. Ich hatte mit allen anderen Teilen wenigstens etwas Spaß, hier aber fast nur Frust. Und das aus den völlig falschen Gründen. Wenn ihr abstürzt dürft ihr auch gerne mal Videosequenzen nochmal schauen, weil das Spiel den Kontrollpunkt ja nicht danach setzen konnte. Alles in Allem: übelste Softwaregülle, die auch einfach so und ohne Credits vorbei ist.