Linux (Wine) Review
Die Siedler 5 Das Erbe der Könige auf Windows
20.12.2014
Die Siedler: Das Erbe der Könige ist der immerhin sechste Teil der bekannten Die Siedler-Serie und der erste Teil in 3D. Nicht nur die Anzahl der Dimensionen hat sich allerdings geändert, sondern Vieles mehr. Zum Beispiel habt ihr im Verlauf der Kampagnen Helden zur Seite, die besondere Fähigkeiten im Kampf aufweisen. Nur diese Helden können auf dem Schlachtfeld verteilte Truhen öffnen.
Aber fangen wir mal vorn an. Zu Beginn einer Mission steht eure Burg. Fällt diese Burg, weil ein Gegner sie zerstört, dann ist das Spiel vorbei. Ihr habt außerdem ein paar Leibeigene, oder könnt euch wenigstens in eurer Burg ein paar Leibeigene für 50 Taler kaufen. Diese Leibeigenen sind wie die Sklaven bzw. Arbeiter aus Age of Empires oder Amerika - sie hacken Holz, Stein, Lehm, Schwefel oder Eisen oder bauen Gebäude auf. In einem guten Spiel erhöht sich stetig auch die Zahl eurer Leibeigenen (dazu müsst ihr sie selbst kaufen). Baut euch am Besten sofort eine Hochschule - dazu passend ein Wohnhaus und einen Bauernhof. Eine Hochschule hilft euch dabei neue Technologien zu erforschen. Erst bspw. wenn ihr Zahnrad erforscht habt, könnt ihr Bauernhöfe ausbauen. Jeder eurer Arbeiter (also Arbeiter, die einem Gebäude zugeordnet sind, bspw. Gelerten sind der Hochschule zugeordnet), zahlen Steuern, wollen aber auch ein Bett in einem Wohnhaus und Essen von einem Bauernhof.
Auf der Karte findet ihr - wenn ihr dort noch nicht wart - Krater in der Erde. Geht dorthin und ihr werdet bemerken, dass ihr auch einmal bspw. ein Lehmvorkommen entdeckt habt. Diese Vorkommen, die in Kratern sind, enthalten deutlich mehr Material als die überirdischen Vorkommen, die ihr auch so manchmal findet, die von euren Leibeigenen abgebaut werden können. Ihr könnt prinzipiell eure Leibeigenen zu dem Krater schicken und das Vorkommen abbauen lassen. Allerdings ist es deutlich sinnvoller eine Mine darauf zu errichten. Welche Art der Mine das wird, entscheidet das Spiel automatisch, ihr habt lediglich die Möglichkeit eine Mine auf einem Vorkommen zu errichten. Diese Mine beherbert Minenarbeiter, die ebenfalls ein Bett und Essen haben wollen. Ein Gebäude beinhaltet allerdings mehrere Arbeiter, daran solltet ihr denken, wenn ihr Wohnhäuser oder Bauernhöfe baut. Wenn ihr eine Mine baut, habt ihr noch den Vorteil, dass ihr die Anzahl eurer Arbeieter erhöht, die Steuern bezahlen.
Steuern werden zyklisch gezahlt. Oben mittig am Bildschirm befindet sich eine runde Anzeige, die sich nach und nach im Kreis füllt, ist sie voll, ist Zahltag, sodass eure Arbeiter euch Steuern bezahlen müssen. Ihr solltet darauf achten - wenn ihr Steuern einstellen könnt (das hängt mit eurem Forschungsfortschritt in der Hochschule zusammen), dass ihr die Steuern nicht zu hoch ansetzt, weil dann eure Arbeiter unzufrieden werden und schlechter arbeiten. Es bietet sich zunächst an, die Steuern mittig zu lassen. Mithilfe der Steuern könnt ihr bspw. neue Leibeigene kaufen, oder aber ihr baut Gebäude aus, oder erforscht neue Technologien. Auch wenn ihr Soldaten rekrutiert benötigt ihr Taler, die ihr erstmal nur durch Steuern bekommt. Beachtet auch, dass Soldaten (Hauptmännern) Sold gezahlt wird, dh. ihr müsst direkt zum Zahltag einen Teil eurer eingenommenen Steuern direkt abgeben und erhaltet somit weniger Taler in eurer Staatskasse.
Um die Moral eurer Einwohner zu stärken (damit ihr bspw. mehr Steuern verlangen könnt), könnt ihr Verzierungen wie Blumen oder Brunnen bauen, oder ihr baut eine Kapelle und haltet Messen ab. Es ist außerdem sehr wichtig, dass jeder Arbeiter einen Platz im Wohnhaus und einen Platz im Bauernhof hat. Auch wenn sich mir nicht ganz erschlossen hat, wie die Arbeiter auf die Bauernhöfe und Wohnhäuser aufgeteilt werden. So waren einige Wohnhäuser voll belegt, direkt dahinter gebaute allerdings komplett leer - und das obwohl noch Arbeiter aus der Gegend einen Schlafplatz gesucht haben. Das ist sehr unschön. Ebenfalls unschön ist die Wegfindung im Spiel. So verirren sich eure Einheiten gern, bleiben an Flüssen oder Bergen hängen - oder gehen zurück, wenn sie eigentlich nur geradeaus gehen müssten. Das mindert den Gesamteindruck etwas. Ihr solltet also euren Leibeigenen und Soldaten also immer möglichst kurze Wege geben, damit sie sich nicht verirren.
Im vorherigen Serienteil mussten Türme eingenommen werden, um Land zu regieren, das ist hier nicht mehr so. Ihr könnt quasi überall auf der Karte eure Zelte aufschlagen. An bestimmten Stellen, findet ihr Siedlungsplätze. Meistens deutet das an, dass dort ein guter Platz zum Siedeln wäre, also dass in der Nähe Rohstoffvorkommen sind. Ihr könnt nur dort Dorfzentren bauen, die eure maximale Einheitenzahl (also Leibeigene, Soldaten, Arbeiter) erhöht. Die Dorfzentren könnt ihr - ähnlich wie fast jedes andere Gebäude im Spiel - ausbauen. So sieht dann das Modell des Gebäudes größer und pompöser aus, und außerdem erhöht sich erneut die Maximalanzahl eurer Einheiten. Baut ihr Minen oder Steinbrüche aus, dann erhöht sich die Anzahl an Arbeiter und damit auch die Produktivität. Achtet auch darauf, dass ihr ggf. Wohnhäuser oder Bauernhöfe ausbauen müsst, damit die neuen Arbeiter Essen und einen Schlafplatz finden.
Baut ihr ein Lager und baut es aus, könnt ihr dort Handel treiben. Dabei stellt ihr einen Wert einer Ware ein - wie viel dieser Ware ihr haben bzw. verkaufen wollt. dann könnt ihr auswählen was ihr dafür eintauschen wollt. Bspw. könnt ihr euch Taler kaufen und dafür Holz verkaufen. Oder ihr erkauft euch Steine und gebt dafür Schwefel her. Wenn ihr den Handel einmal lostretet, so bedarf es einiger Zeit, bis der Handel abgeschlossen ist. Bis dahin habt ihr eure Ware nicht - dh. wenn ihr merkt, dass ihr bald viele Taler benötigt, solltet ihr frühzeitig den Handel antreten. Gebäude auszubauen oder Forschungen bedürfen ebenfalls einer gewissen Zeit, das seht ihr an dem Fortschrittsbalken unten, wenn ihr das jeweilige Gebäude auswählt.
Wie erstellt ihr euch nun eine gute Armee? Ihr baut zunächst eine Kaserne (dafür müsst ihr in eurer Hochschule Wehrpflicht erforscht haben). Dort könnt ihr nochmal eure Schwert- oder Lanzenkämpfer verbessern, bspw. indem ihr Breitschwerter erforscht. Ihr könnt aber auch einfach einige Einheiten (immer nur drei gleichzeitig) ausbilden. Wenn ihr Gruppen rekrutiert (das seht ihr im Menü des Gebäudes rechts oben), dann wird nach Ausbildung des Hauptmanns versucht die Gruppe automatisch aufzufüllen. Je besser eure Hauptmänner ausgerüstet sind, umso mehr Soldaten können sie führen. Verbessert also die Ausbaustufen eurer Soldaten so weit wie möglich - aber bessere Hauptmänner kosten auch mehr in der Ausbildung. Nun nehmt ihr eure Armee und greift einfach den Gegner an. Diese Gegnersiedlungen haben keine KI, soweit wie ich die Kampagne gespielt habe. Sie bauen ihre Siedlungen nicht aus, sondern sitzen nur da und verhalten sich, wie sie in der Story der Mission programmiert wurden. Bspw. greift euch in einer Mission der Gegner in zyklischen Abständen an. Aber eine echte KI kann ich da nicht finden. Das ist natürlich sehr schade, da gerade das Wettrennen im Aufbau der Siedlungen im Vorgänger so viel Spaß gemacht hat.
Generell scheint mir das Spiel wie ein Hybrid aus vielen verschiedenen anderen Strategiespielen. Dieses System mit dem Leibeigenen kommt mir aus Age of Empires, Empire Earth oder Amerika bekannt vor, das System mit den Helden errinnert mich an Spellforce, die vielen Rohstofftypen, aus denen ihr Gebäude bauen könnt, errinnert stark an die Anno-Spiele. Und im Endeffekt ist die Siedler 5 doch nicht unbedingt das Spiel geworden, was man erwartet hat. Das Aufbauen der Siedlungen macht schon noch Spaß, aber irgendwann habt ihr einfach alles gesehen, oder braucht unbedingt mehr Taler, ihr findet aber keine Minen mehr um weitere Minen zu platzieren. Generell ist das Bausystem sehr eingeschränkt - finde ich.
Grafisch ist Die Siedler 5 für 2005 ganz okay, sicherlich gibt es heute schönere und detailiertere Echtzeitstrategie-Spiele, aber wirklich hässlich ist das Spiel lange nicht. Ich spiele das Spiel mithilfe von Wine unter Linux, weshalb es offenbar zu einem kleinen Grafikfehler kommt: und zwar ist das Wasser extrem blau. Ich nehme an, dass das im Spiel unter Windows nicht der Fall ist. Aber selbst mit Wine läuft das Spiel auf der Intel HD 3000 ganz gut, ruckelt zwar manchmal etwas, wenn viel auf dem Bildschirm bzw. generell in der Welt los ist, dennoch lässt sich das Spiel gut spielen. Die Optik ist etwas pixelig, wirkt dennoch wie aus einem Guss. Einige Details wie die Steine auf dem Förderband der Eisenmine hätten besser dargestellt werden können. Der Sound ist okay, die Hintergrundmusik ist sehr gut. Die deutsche Synchronisation wirkt sehr komisch. Manchmal sind eure Leibeigenen sehr mürrisch, manchmal voller Enthusiasmus. Manchmal geben sie auch einfach nur nervtötende Geräusche von sich.
Durchwachsen
Text von 20.12.2014