Windows Review

Bound By Flame auf Windows

03.03.2017

Ich war nie wirklich überzeugt von Rollenspielen. Habe irgendwann mal Two Worlds II auf PS3 angefangen, aber schnell die Laune verloren. Habe Fallout 3 öfter angefangen, aber nie vollendet. Zu The Elder Scrolls: Morrorwind müsste immer noch ein unvollständiger Spielstand auf meiner originalen Xbox rumlungern. Meistens sind mir Rollenspiele zu lang, zu langweilig, und irgendwann habe ich einfach alles gesehen. Nicht nur, dass ich einen recht soliden Testtext schreiben kann, sondern auch, dass ich viel lieber irgendetwas neues, etwas anderes spielen möchte. Warum also spiele gerade ich Bound By Flame? Und wie habe ich es geschafft das Spiel tatsächlich zu Ende zu spielen?

Bound By Flame beginnt mit der Charaktererstellung. Über die Vergabe eines Namens, die Auswahl von Geschlecht (m/w), von Gesicht und Haar geht das Ganze aber nicht hinaus. Zugegebenerweise hätte ich aber ohnehin nicht wirklich viel Zeit in die Charaktererstellung gesteckt, weil es mir quasi egal ist, wie der Polygonscherge aussieht, mit dem ich durch die digitalen Gefilde streife. Ihr sucht euch nun einen Schwierigkeitsgrad aus. Ich habe auf Falke, dem zweiten von vier Schwierigkeitsgraden gespielt - überschätzt euch nicht, denn das Spiel ist verdammt schwer. Meistert erst die Mechaniken des Spiels, dann könnt ihr immer noch versuchen die schwierigeren Grade zu spielen. Beginnt mir einem einfacheren Spiel. Solltet ihr euch verdrückt haben, könnt ihr aber den Schwierigkeitsgrad noch später im Optionsmenü einstellen.

Das Spiel beginnt mit einer Intro-Sequenz, die von Mathras, einem Charakter, der euch recht spät im Spiel über den Weg laufen wird, moderiert wird. Er erklärt, dass es im Reich Vertiel Krieg gibt. Es gibt sieben finstre Zauberer, die so genannten Eisfürsten. Einer davon ist Schwarzfrost. Weiter werden verschiedene Völker wie Menschen, Elfen oder die roten Weisen eingeführt sowie die untoten Totwandler genannt. Die Intro-Sequenz hat mich sehr überfordert, weil viel zu viele Charaktere gezeigt werden, Leute, die ich (noch) nicht kenne. Ihr werdet viele dieser Charaktere im Spiel finden und eine Weile begleiten. Nach einer kurzen Sequenz in der Spielengine, in der unser Protagonist bzw. Protagonistin einen Totwandler erledigt, dürfen wir auch schon die Kontrolle übernehmen. Die Freien Klingen, eine Söldnertruppe, der ihr angehört, soll die roten Weisen bewachen, die eine Art Beschwörung vornehmen. Ihr lernt also in der ersten Spielstunde die Grundzüge des Spiels kennen, wie ihr Fallen auslegt, wie ihr eure Armbrust schießt, wie der Kampf funktioniert und auch wie ihr levelt.

Die Zeremonie geht mächtig schief und in euren Körper wird ein Dämon eingepflanzt, der euch die Macht über Flammenzauber gibt. Ihr könnt also von nun an Flammezauber wirken, eure Waffe verzaubern, etc. Hinzu kommen zwei Nahkampfstile aus denen ihr auswählen bzw. zwischen denen ihr umschalten könnt. Der Waldläufer-Stil kämpft mit zwei Dolchen ist schneller als der Schwertkämpfer, dafür aber in der Regel auch etwas schwächer. Er versucht eher auszuweichen und sich zu tarnen. Der Schwertkämpfer-Stil kämpft mit einer beidhändigen schweren Waffe wie beispielsweise einem Großśchwert oder einer Axt. Er ist deutlich langsamer, hat aber stärkere Waffen. Weiter kann er den Block von Feinden durchbrechen. Ihr habe mich in meinem Spiel für die Waldläuferstellung entschieden, weil der Geschwindigkeitsvorteil und das Ausweichen deutlich mehr Vorteile gebracht hat. Ihr solltet euch recht früh entscheiden, damit ihr gezielt Fähigkeiten leveln könnt, die ihr für sinnvoll erachtet.

Bei einem Level-Up erhaltet ihr zwei Punkte, die ihr in einer Art Tech-Tree investieren könnt. Da gibt es den Waldläufer-, den Schwertkämpfer- und den Pyromane-Baum. Investiert ihr Punkte, könnt ihr später weitere Level freischalten. Ihr investiert also nicht nur Punkte in Fähigkeiten, die ihr wirklich wollt, sondern auch in welche, die ihr eigentlich nicht wollt. Es macht also noch weniger Sinn in Fähigkeiten eines Stils zu investieren, wenn ihr den ohnehin nicht benutzen werdet. Bspw. habe ich mich sehr auf Pyromanie spezialisiert und fast alle Fähigkeiten dort freigeschaltet und nur sehr wenige beim Waldläufer und fast keine beim Schwertkämpfer. Denkt aber darüber nach, was ihr wählt, denn ihr könnt nicht neu Leveln, d.h. verklickt ihr euch oder gelangt ihr an einen Punkt im Spiel, wo die Gegner unbesiegbar werden, weil ich Punkte in einen Skill gesteckt habt, den ihr dann doch nicht benutzt, seid ihr aufgeschmissen.

Zusätzlich dazu gibt es noch einige sekundäre Fähigkeiten, die ihr freischalten könnt, mit einem separaten Punkt pro Level. Dort könnt ihr bspw. euren Umgang mit einer bestimmten Waffe verbessern, bspw. mit Dolchen, ihr könnt eure Effizienz im Herstellen von Fallen oder Tränken steigern, ich könnt das Gewicht, was ihr maximal mit euch herumtragen könnt erhöhen, oder oder oder. Auch hier könnt ihr euch nicht korrigieren, wenn ihr euch verwählt habt, wählt also mit Bedacht. Ebenso wichtiger Bestandteil des Spiels ist, dass ihr Kleidung und Waffen verbessern könnt. Bspw. beim Dolch habt ihr zwei Slots für Verbesserungen. Sucht euch eine Verbesserung aus, die ihr euch leisten könnt, und die euch in eurem Stil am meisten bringt. Ich bspw. habe mich meistens für die Steigerung des physischen Schadens entschieden und als zweites bspw. für die Chance Gegner in Flammen aufgehen zu lassen. Andere Verbesserungen könnten bspw. dazu führen, dass Gegner bei Angriffen häufiger gestört werden, oder ihr vor Gift oder Frost mehr geschützt seid.

Beim Leveln erhaltet ihr außer den drei (2+1) oben beschriebenen Punkten für die Fähigkeiten bzw. Verbesserungen keine weiteren Statusupgrades. Anders als bei anderen Rollenspielen steigt eure Angriffstärke nicht, eure Lebenspunkte bleiben ebenfalls auf dem Stand. Das kann etwas störend sein, weil ihr eigentlich im Level 25 noch genauso stark seid wie in Level 2. Aber ihr erhaltet neue Waffen und könnt die mit euren gefundenen Utensilien und Rohstoffen verbessern. Ihr findet immer mehr Verbesserungen für die Waffen und mit den Fähigkeiten, die ihr leveln könnt verbessert ihr wiederum euren Charakter, aber es gibt eigentlich keine Entwicklung, d.h. ihr seid nicht einfach so stärker, weil ihr ein höheres Level erreicht.

Das Kampfsystem ist etwas umständlicher. Ihr könnt den Feinden mit den Frontknöpfen eures Kontrollers Saures geben, mit Y macht ihr bspw. eine Radialattacke. Mit B weicht ihr im Waldläuferstil nach hinten aus. Das ist sehr hilfreich, wenn der Gegner gerade einen Angriff vor hat, und ihr euch schnell verdrücken wollt um aus dem Aktionsradius des Feindes herauszukommen. Im Schwertkämpferstil wird sich Vulcan, das ist der Spitzname eures Protagonisten/in, mit einem Tritt gegen die Abwehr des Feindes beliebt machen. Weiter könnt ihr mit RT blocken. Ich habe es aber als sehr sinnlos empfunden zu blocken, nicht nur, dass Vulcan länger blockt als ihr den Knopf gedrückt haltet und sich währenddessen auch quasi nicht sinnvoll bewegen kann, sondern er nimmt in dieser Zeit auch noch keine Ausweichen-Kommandos an, was in dem ein oder anderen eingefangenen Schlag resultierte. Neben den normalen Angriffen könnt ihr über das Menü auf LB den LT + Frontbuttons Funktionen zuweisen. Bspw. könntet ihr LT + X zur Armbrust machen, und LT + Y zum Feuerball. So könnt ihr schnell Feuerzauber wirken oder Fallen auslegen.

Interessanterweise sind die Nachteile des Kampfssystems erst im Bosskampf evident geworden, also nach etwa 18 Stunden Spielzeit. Nicht nur, dass euer Charakter bei einem Ausweichen oder Blocken automatisch den Feind angreift, was bei einer längeren Kombos des Feindes unweigerlich zu dem ein oder anderen einzusteckendem Treffer führt, sondern das Spiel ist auch hinreichend schlecht darin euch das Gefühl zu geben, dass ihr Schaden macht. Die meisten Gegner sind richtige Brocken, sogar kleinere Gegner, von denen ihr einige Hundertschaften erledigen werdet. Ihr müsst zu jedem Zeitpunkt genau darauf achten, was die Gegner machen, denn ihr sterbt verdammt schnell. Stoßen euch die Gegner zu Boden werdet ihr unweigerlich auch einen weiteren Schlag einstecken, weil Vulcan sich so verdammt langsam erhebt, da wäre selbst meine Oma schneller. Also ernsthaft, der Typ/Typin steht so unglaublich langsam auf, da fliegt das Pad ab und an mal zur Seite, weil ihr dadurch noch einen Treffer abbekommen habt, und damit das zeitliche segnet.

Verliert ihr irgendwann eure gesamte Energieleiste, dann müsst ihr den letzten Speicherpunkt laden. Die Autosaves sind meist recht nah aneinander, meistens bei den letzten Vorsprüngen, die ihr hoch geklettert seid oder hinunter gesprungen. Es macht aber trotzdem Sinn selbst regelmäßig zu speichern. Ich habe teilweise, gerade zu Beginn des Spiels nach jedem erfolgreichen Kampf gespeichert um den Fortschritt nicht zu verlieren. Einige Kämpfe haben viele Anläufe gebraucht, bis ich sie endlich geschafft habe. Das Spiel fühlt sich dabei aber nur selten wirklich unfair an. Ihr seid immer in der nachteiligen Position, dabei ist es quasi egal, wie viele Gegner ihr vor euch stehen habt. Ich würde euch empfehlen Gegner, die schießen können, wie Bogenschützen, als erstes zu erledigen, denn die stören euch sehr schnell beim Angriff, d.h. euer Charakter schreckt zurück, selbst wenn er gerade ausholt. Besonders nervig sind dann noch Bogenschützen, die euch bspw. mit Frost versehen können, d.h. ihr bewegt euch noch langsamer.

Das Spiel besteht grob aus 4,5 Regionen. Die Tutorialregion, die bald von den Totwandlern überrannt wird, dann hätten wir das Dorf im Sumpf, wo ihr einige Nebenmissionen ausführen müsst und quasi alle Charaktere kennen lernt, die euch später auch noch im Spiel verfolgen werden. Ihr habt ab diesem Zeitpunkt übrigens die Möglichkeit einen (von später vier) verschiedenen Begleitern zu wählen, die euch im Kampf gegen alle möglichen Gegner helfen. Die Begleiter haben verschiedene Fähigkeiten, Sybil bspw. kann euch heilen. Sucht euch einen aus, der euch gefällt und der euch am meisten hilft und wählt dann immer sie/ihn, so habe ich das jedenfalls gemacht. Die Begleiter leveln übrigens nicht mit euch, sondern bleiben immer auf ein und dem selben stand. Im Dorf könnt ihr das Spielprinzip gut erkennen. Ihr holt euch neue Nebenmissionen, zieht hinaus in die Sümpfe, erfüllt die Aufträge und gebt sie ab für mehr Erfahrungspunkte. Ich kann nur empfehlen so viele Nebenmissionen zu machen, wie möglich, nicht nur weil ihr dadurch ein längeres Spiel habt, sondern weil euch eure Erfahrungspunkte viel bringen, wenn ihr euren Charakter besonders stark ausrüsten wollt, also eure Fähigkeiten weiter verbessern wollt.

Die anderen Gebiete sind die Elfenstadt Charaldthas, die vom finstren Magier Schwarzfrost und seinen Totwandlern komplett eingenommen ist. Die gesamte Umgebung und die Stadt selbst ist mit einer Decke aus Eis bedeckt. Die großen Umgebungen sind in Areale eingeteilt, zu denen ihr jeweils eine eigene Karte habt, die die Neben- und Hauptmissionen anzeigt. Das letzte ist der Palast von Caraldthas, der Elfenstadt, also dort, wo sich Schwarzfrost aufhält. Als letzte halbe Region könnte noch das Weltherz gezählt werden, was ihr aufsucht um euren inneren Dämon loszuwerden. Das Spiel verfügt also über hinreichend wenige Umgebungen, schafft es aber dennoch euch genau deshalb so auf Trab zu halten. Ihr erlernt langsam das Layout und die Gegner, kommt mit den besseren Waffen und mit der besseren Kleidung mit den Gegnern klar und löst so die Nebenaufgaben. Jedesmal wenn ihr einen Boss besiegt habt, habt ihr ein gutes Gefühl, denn so einfach ist das garnicht.

Ich würde das Kampfsystem des Spiels als Mischung aus den -Souls Teilen und normalen Rollenspielen sehen. Das Konzept des Ausweichens ist zwar nichts neues, macht das Spiel aber recht schnell recht schwer, weil ihr genau aufpassen müsst, was der Gegner gerade macht. Ihr verliert beim Sterben nur euren Fortschritt nicht aber eure Seelen oder Geld, wie in den -Souls-Spielen. Auch ist es nicht ganz so brutal, nicht ganz so dunkel und die Gegner sterben auch nicht ganz so leicht. Wo ihr in Bound By Flame einiges an Prügel auf die Gegner anwenden müsst, kippen die meisten Gegner in den *-Souls-Spielen quasi sofort um.

Grafisch ist Bound by Flame ziemlich cool. Das Spiel ist sehr konsistent mit seinem Grafikstil, auch wenn der nicht mehr ganz den heutigen Ansprüchen gerecht wird. Das Spiel läuft auf meiner Hardware (AMD FX6300, Geforce 560 TI) in 720p(!) sehr variabel. Mal läuft das Spiel hinreichend problemlos in 60 Frames pro Sekunde, dann wiederum dropt es Frames als gäbe es kein Morgen mehr. Das könnte auch daran liegen, dass die Hardware etwas warm wird, und runtertakted, aber das konnte ich so nicht bestätigen. Zugegebenerweise ist meine Hardware nicht mehr das aktuellste - das Spiel sollte mit besserer Hardware auch besser laufen. Auf einem i7 3700, Geforce 730 lief das Spiel übrigens fast gar nicht, sondern eher im Slideshow-Modus. Der Sound ist okay, die komplette deutsche Synchronisation geht in Ordnung, auch wenn einige Texte etwas seltsam übersetzt worden sind oder etwas emotionslos eingesprochen wurden. Die Hintergrundmusik des Spiels ist ziemlich cool. Besonders die, die spielt, wenn ihr in eurem Lager seid, ist ziemlich cool. Erinnert mich an Unity of Command oder Resident Evil.

Besonders gefallen hat mir das Tag-Nacht-System des Spiels. Es gibt Quests, die ihr nur bei Nacht erfüllen könnt, weil nur dann bestimmte Gegner bestimmte Rohstoffe hinterlassen, die ihr für die Erfüllung der Quest benötigt. Das finde ich ziemlich cool. Auch, dass die Sonne im Laufe der Zeit untergeht und wieder aufgeht finde ich ziemlich gut, weil das wiederum dafür sorgt, dass die Umgebungen anders aussehen. Leider wird das im späteren Teil des Spiels, quasi sobald ihr aus dem Dorf verschwindet, nicht mehr genutzt, was sehr schade ist. Ich hätte es gut gefunden, wenn es weitere Quests gegeben hätte, die einfacher bei Tag sind, oder die nur zu einer bestimmten Uhrzeit erfüllbar sind.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 03.03.2017
Fazit:
Bound by Flame ist ein ziemlich cooles Rollenspiel, was sich voll und ganz auf die Front zwischen Feuer und Eis stürzt. Ihr kämpft als Vulcan, der am Anfang des Spiels von einem Feuerdämon besessen wurde, gegen den Eismagier Schwarzfürst und seine Schar an Totwandlern. Das Leveln funktioniert sehr gut, die Kämpfe sind auch auf einfachen Schwierigkeitsgraden sehr anspruchsvoll. Das Kampfsystem geht aber gut von der Hand, und motiviert wenn ihr einen Kampf an dem ihr euch mehrfach versucht habt, dann doch schafft. Das Spiel hat mich für etwa 18 Stunden lang recht gut unterhalten, bis zum Endkampf auch meistens recht frustlos. Man muss eben besser werden. Der Endkampf ist dann sehr böse und meiner Ansicht nach unbalanciert. Bound By Flame kann ich aber dennoch jedem Rollenspielfan ans Herz legen, der ein schwierigeres Kampfsystem mag.