PS4 Review
Battlefield Hardline auf Playstation 4
03.11.2019
Hardline ist ein besonderes Battlefield. Denn anstelle eines Soldaten wie in den übrigen Battlefield-Spielen, schlüpfen wir nun in die Rolle eines Polizisten in Miami und wollen einen Drogenring ausfindig machen. Wie üblich besteht auch Hardline aus einer Einzelspielerkampagne und einem Mehrspielermodus. Dieser Text befasst sich hauptsächlich mit dem Einzelspielerteil. Dieser Text enthält Story-Spoiler.
In Hardline spielt ihr den Polizisten Nick Mendosa der zusammen mit seiner Mutter aus Kuba geflohen war. Nichts davon spielt eine echte Rolle in der Story des Spiels. Eure Kollegen Stoddard, Khai und Dawes spielen hingegen eine größere. Das Spiel beginnt mit einem kurzen Prolog, in dem ihr zusammen mit Stoddard einen Zugriff auf eine Gruppe von Drogendealern macht. Das klappt leider nicht ganz, nicht nur sind die Dealer auf uns vorbereitet, auch flüchtet ein weiterer, der den anderen offenbar etwas zu Essen mitgebracht hat. Als Intro-Sequenz eignet sich die Mission dennoch, so könnt ihr euch schonmal an die Steuerung gewöhnen, bevor es richtig los geht. Außerdem lernt ihr einen weiteren wichtigen Aspekt der Einzelspielerkampagne kennen, denn ihr werdet auch oft genug hinter dem Steuer eines Autos sitzen und Bösewichte abhängen oder sie vom Beifahrersitz beschießen.
In der Kampagne, die 10 Kapitel umfasst, spielt ihr euch dann zunächst als Polizist, später nicht mehr ganz durch eine wirre Story rund um einen Drogenkrieg und eine private Polizeifirma. Insgesamt wirkt die Story sehr chaotisch und passt eigentlich überhaupt nicht auf das Setting des Polizisten im Drogenkrieg. Nicht nur, dass ihr ständig irgendwelche bekannten Verbrecher einfach so aufsucht, sondern auch, dass ihr eigentlich die meisten Leute im ganzen Spiel umbringt - das ist alles sehr sehr wirr und wenig durchdacht. Weiter scheint auch das Arsenal nur sehr schwerlich zu einem Polizisten zu passen. Klar, ein Battlefield braucht eine Menge Waffen, und die Waffenauswahl im Spiel ist rein spielerisch ziemlich großartig. Aber ich kann mir einen Polizisten vorstellen, der mit einem Scharfschützengewehr durch die Straßen läuft (und möchte das eigentlich nicht). Für ein paar Gimmicks wurden dann aber auch Granaten für euch vom Spielplatz verbannt (jedenfalls teilweise), was ich für extrem schade finde. Aber auch Granaten gehören noch nicht zur Standard-Ausrüstung von Polizisten.
Gut, sei es drum - die Story ist wenig sinnbringend und abwegig. Ansonsten wird euch in der Kampagne eigentlich eine Menge altbekanntes geboten. Viel Geballer, etwas umhergefahre auf mehr als nur abgesteckten Strecken. EA hat ja eigentlich ganz gute Rennspiele - namentlich Need for Speed, früher mal Burnout - warum fühlen sich dann die Stellen der Kampagne, bei denen ihr in Autos unterwegs seid, so schwach an? Die Karren ziehen nicht richtig und mir scheint als will sich das Spiel unbedingt an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten. Eine richtige Wucht oder ein Gewicht ist auch nicht dabei, sondern irgendwie fühlt sich das einfach alles falsch an. Klar, Battlefield ist kein Need for Speed, aber könnte man nicht wenigstens ein gescheites Fahrmodell auf die Beine stellen, wenn man schon unbedingt Autos ins Spiel bringen will? Im Mehrspielermodus fühlen sich die meisten anderen Gefährte recht okay-ish an.
Die Waffenauswahl ist wie immer hervorragend. An bestimmten Stellen in der Kampagne stehen Waffenschränke oder Kisten herum an denen ihr im Laufe der Kampagne eure Waffen wechseln könnt bzw. neue Munition bekommt. Gegner lassen auch Waffen fallen, die ihr benutzen könnt, solltet ihr mal keine Kiste finden können. Weiter ist im Kofferraum eures Polizeiautos immer eine Waffenkiste. Die Auswahl besteht aus einigen Waffen pro Kategorie, z.B. Scharfschützengewehren, Sturmgewehren, MPs, MGs oder Schrotflinten. Neben eurer Pistole (oder Schnellfeuerwaffe), die ihr immer als Primärwaffe tragt, könnt ihr eine Sekundärwaffe auswählen, die aus den etwas heftigeren Kategorien kommen muss. Irgendwie erschließt sich mit der Sinn des Systems nicht ganz, aber wahrscheinlich war das ein Versuch in das Cop-Setting reinzupassen. Die Waffen könnt ihr noch modifizieren, bspw. könnt ihr eines der vielen Visiere auswählen, einen Griff anmontieren, den Lauf wechseln und eine Tarnung angeben.
Weiter könnt ihr noch zwei Gadgets auswählen, die ihr im Spiel dann unter den D-Pad-Tasten links oder rechts findet. Unter anderen gehen dort Granaten, eine Seilrutsche, ein Krawallschild, ein Enterhaken oder ein Taser. Diese Gadgets könnt ihr an bestimmten Stellen einsetzen, bspw. wo ihr gerade einen Balkon nach oben wollt. Leider ist das nicht allzu häufig der Fall, und ich blieb dann meistens bei meinen normalen Schießeisen.
Aber Gameplay-technisch ist etwas sehr witziges passiert. Die meisten anderen Shooter, wie auch Battlefield im Allgemeinen und auch Hardline im Speziellen, setzen auf Action und Bombast, aber wenige erlauben dem Spieler an Gegnern vorbei zu schleichen oder sie leise auszuschalten. Hardline erlaubt euch das. Nicht nur könnt ihr über die gesamte Spielzeit hinweg Gegner festnehmen (auch dann btw. wenn ihr seit Jahren kein Cop mehr seid!), sondern ihr bekommt auch noch das Sichtfeld der Gegner auf der Karte angezeigt. Um Gegner festzunehmen schleicht ihr euch an sie heran, bis ein weiß-blaues Symbol erscheint. Drückt ihr dann L1 fordert Nick die Gegner auf sich zu ergeben. Nun geht ihr weiter auf die Gegner zu und überwältigt sie durch einen Druck auf die Nahkampf-Taste. Werdet ihr dabei gesehen, haben die Gegner immernoch eine Pistole, mit der sie auf euch schießen werden.
Etwas abwegig hingegen ist, dass die Gegner wenn sie festgenommen wurden, komplett still sind, und dann nicht ihre Kameraden alarmieren, die in der Umgebung stehen. Auch interessant ist das Fakt, dass ihr schwer bewaffnete Drogenbosse und Dealer vor euch habt, aber wenn sie von einem einzigen Cop aufgefordert werden sich zu ergeben, tun sie das ohne Widerworte oder ohne sich zu wehren. Das Stealth-System hat grobe Mängel in Hardline, bspw. ist nicht ganz ersichtlich, warum euch die Gegner eigentlich nicht sehen. Irgendwie scheinen die genau so ein beschränktes Sichtfeld zu haben, wie ihr und sehen nach links und rechts einfach garnichts. Weiter ist es manchmal recht hell und ihr könnt problemlos alle Gegner sehen. So manche Spiele haben Probleme damit Helligkeit und Sichtbarkeit gescheit rüberzubringen. Ich finde Battlefield Hardline hat das nicht geschafft. Aber dadurch, dass ihr euch vorbeischleichen könnt und die Gegner einzeln ausschalten könnt, ohne Alarm auszulösen, wird das Spiel auch auf den schwierigeren Schwierigkeitsgraden nicht zu schwer, sondern meistens noch schaffbar, jedenfalls dann, wenn euch das Spiel nicht gerade mit Gegnern überrennen will, die alle genau wissen, wo ihr steht.
Die Gegner an sich sind relativ dumm. Klar, sie suchen Deckung - das wäre auch das Mindeste, was ich erwarte - aber so wirklich an ihrem Leben sind sie nicht interessiert. Dennoch versuchen sie ab und an durch blindes Granaten-Werfen euch aus eurer Deckung zu locken oder flankieren euch. Leider seht ihr das halt alles auf der Minimap, und könnt damit Gegenmaßnahmen einleiten. Bevor ihr euch ins Getümmel stürzt, solltet ihr euch immer einen guten Überblick verschaffen darüber, wo eure Gegner eigentlich gerade stehen und welche Routen sie laufen, bzw. was sie alles überblicken können. Nutzt dafür unter R1 den Scanner um Gegner Far Cry-esk zu markieren und euch über alternative Wege kundig zu machen. Vielleicht kommt ihr in das Gebäude auch ohne, dass ihr alle Gegner alarmiert.
Grafisch ist Battlefield Hardline sehr gut. Vor allem die Umgebungseffekte sind gewohnt großartig, aber anderes würde man von einem Battlefield nicht mehr erwarten. Einige der Charaktere sehen etwas gruselig aus, als wären sie direkt aus einem Dead Space entnommen, aber meistens sieht das Spiel sehr gut aus. Leider fällt der positive Eindruck, wenn man nur leicht an den Rand des spielbaren Bereichs kommt sehr schnell ins Bodenlose, denn der Bereich wirkt karg, objektleer und irgendwie scheint das Spiel keine Stadt abzubilden, sondern eigentlich nur genau das Gebäude, in das wir reinmüssen, und alles andere scheint als Pappaufsteller zu existieren, aber wirkt menschenleer. Leider leidet das Spiel auch stark unter Kantenflimmern. Ein Anti-Aliasing ist nicht zu erkennen. Der Sound ist ebenfalls gewohnt großartig und die Waffensounds beinhalten viel Bass und Bombast. Einige kleinere Soundbugs, bspw. dass die Stimmen in einer Zwischensequenz nicht zu hören waren, habe ich aber dennoch gefunden.
Spoiler Kommen wir nun zur Story. Ihr spielt in den ersten vier Missionen als Cop von Miami. Da ihr mit eurer Kollegin Khai den Drogenring ausheben sollt, aber irgendwie Undercover unterwegs seid, und eigentlich ist das alles nicht so recht koscher, müsst ihr etwas vorsichtiger sein - natürlich dürft ihr aber alles über den Haufen ballern, was sich nicht freiwillig ergibt. Nagut. Wir finden also ein bisschen was, schalten ein paar Typen aus, vermöbeln ein paar andere und schwupps, finden wir Stoddard wieder, der sich offenbar an der Kohle bereichert, die wir bei einem Typen gefunden haben. Aber das alles war nur ein Test, wir finden Beweise, dass Stoddard tatsächlich ein Blödmann ist, retten aber mit ihm zusammen die Kollegin, die im Hurricane in einer Shopping Mall von Gegner umzingelt ist. Noch da? Okay.
Dawes, der Polizeichief, vernichtet die Beweise und nimmt euch hops. Ihr wandert für 3 Jahre ins Gefängnis, werdet dort von Khai und einem Partner befreit (der Bus verunglückt, bla), und ab da nehmt ihr die Spur Dawes und Stoddard auf und wollt den beiden das Handwerk legen. Verworren, verrückt und viel zu komplex. SPOILER ENDE
Alles wirkt extrem unglaubwürdig, und stellenweise habe ich das Gefühl, dass ich mit meinem Gameplay, wofür ich mir normalerweise ja Spiele kaufe, den Film, den ich eigentlich sehen soll, nur unterbreche. Das wird alles nicht besser, dadurch, dass ihr die Zwischensequenzen auch dann nicht unbrechen könnt, wenn ihr das Spiel zum zweiten oder dritten Mal spielt. Ich habe nun auf dem dritten von vier Schwierigkeitsgraden gespielt - das war vor allem wegen des erhöhten Schadens, den die Gegner auf mich machen, anstrengend, wenig wegen der Intelligenz der Feinde.
Durchwachsen
Text von 03.11.2019