GBA Retro Review

Banjo Pilot auf Game Boy Advance

05.02.2014

Das 2005 erschienene Banjo Pilot könnt man als inoffiziellen Nachfolger des N64-Klassikers Diddy Kong Racing bezeichnen. Rare, die mittlerweile unter Microsoft sind (und keine wirklich guten Spiele mehr rausbringen), versuchen sich hier an einem Gameboy Advance Titel. Sie versuchen auf dem GBA (der etwa so stark ist wie das SNES) eine dreidimensionale Welt zu erzeugen, was auch recht gut klappt. Am Ehesten ist der Grafikstil mit dem von Mario Kart auf dem SNES zu vergleichen. Nur dass man in Flugzeugen fliegt und nicht in Karts.

Da ist auch direkt eine der größeren Denklücken in Rares Plan. Wenn ich mit einem Flugzeug unterwegs bin und es keine echten Levelbegrenzungen gibt (wahrscheinlich Technik-bedingt), warum kann ich dann nicht einfach über das grün fliegen? Wenn ich versuche abzukürzen (und über Gelände fliege, was eigentlich nicht zu Strecke gehört), dann werde ich erst durch das Gras ausgebremst, dann aber überschlage ich mich und stürze zu Boden. Welche magische Kraft auch immer mich soeben zu Boden gezogen hat, ist mir nicht ganz klar, aber Physik sieht anders aus.

Ansonsten macht Banjo Pilot eigentlich fast alles richtig. Ihr fliegt mit bis zu 7 Computerspielern um die Wette, wer zuerst im Ziel ist bekommt die meisten Punkte. Nebenbei liegen im Grand Prix Modus auf den 16 Strecken (dazu gleich mehr) jeweils 4 Noten, die ihr einsammeln sollt. Dann erhaltet ihr mehr Cheato-Seiten. Cheato ist ein riesiges Buch, was anscheinend seine Seiten verloren hat und euch Geheimnisse (also u.a. neue spielbare Charaktere, neue Grand Prixs, neue Strecken,...) im Austausch gegen eure "gefundenen" Seiten gibt. Im Grand Prix-Modus gibt es zuerst nur einen Grand Prix. Er ist in 4 Teile geteilt, die wiederum aus 4 Rennen bestehen. Habt ihr den geschafft, könnt ihr euch Grunties-GP freischalten, der aber die gleichen Strecken enthält - nur rückwärts. Also anstelle neue Strecken zu designen, wurden einfach die Gadgets und Noten umverteilt und wir fliegen auf den gleichen Strecken.

Am Ende von jedem der vier Teile eines Grand Prixs müsst ihr gegen einen anderen Fahrer (oder Flieger) im Duell antreten. Dabei fliegt ihr und er abwechselnd voreinander oder hintereinander. Also einmal seid ihr hinten und gebt dem anderen Saures, einmal umgekehrt und ihr wollt nicht getroffen werden. Ist die am unteren Bildschirmrand angezeigte Energieleiste leer, dann hat derjenige, dessen Leiste leer ist, verloren und stürzt ab. Der Spielmodus klingt erst nach einer Menge Spaß, ist aber durch technische Einschränkungen doch nicht ganz so gut. Denn der Bildschirm ist sehr klein. Dh. es ist fast unmöglich dem Feindbeschuss auszuweichen oder den fallen gelassenen Bomben oder anderen Objektes des Feindes zu entrinnen. Außerdem gibt es hier starke Probleme mit der Perspektive und mit dem Empfinden, wie weit Objekte eigentlich von euch weg sind.

In den normalen Rennen gibt es Gadgets auf der Strecke verteilt, ähnlich wie die Objekte in Mario Kart. So könnt ihr Lava-Bälle oder Ufos auf eure Gegner jagen, sie mit Betonklötzen (die ihr in die Luft stellt) vom Himmel hohlen oder andere nette und weniger nette Dinge tun. Vor allem in den späteren Gran Prixs (namentlich Jinjos GP) werden die Gegner verdammt schwer. Auch der Puzzlos Prüfung-Modus ist nicht von schlechten Eltern. Dabei fliegt ihr zb. gegen Grunty alleine und sollt 6 Puzzle-Teile einsammeln. Aber um den Gewinn wirklich gutgeschrieben zu bekommen müsst ihr auch gegen eure Kontrahent gewinnen (also als erster ins Ziel kommen), was einfacher gesagt als getan ist. Nach den ersten paar Strecken wird das nämlich so unmenschlich schwer, weil der Gegner immer nur das Item bekommt, was er benötigt - so scheint es. Ihr seid fast außer Stande in mit Ufos oder Lavabällen zu treffen, da er immer den Schutz einsetzt, wenn ihr irgendetwas nach ihm schießt.

Grafik ist das Spiel für den kleinen Gameboy Advance ziemlich ansehnlich. Vor allem der Versuch eine dreidimensionale Welt zu erstellen beeindruckt mich. Leider kommen damit auch die kleineren und größeren Grafikfehler und -ungereimtheiten, wie zum Beispiel, dass stehende Objekte sich erst langsam in ihre eigentlich Position ruckeln, oder dass Entfernungen nur sehr schwer abschätzbar sind. Das gilt übrigens auch - bzw. noch viel schlimmer - bei eurem Flieger oder den Fliegern der Gegner, denn die bewegen sich - und ihr habt keine Ahnung wie weit die eigentlich weg sind, da sie auch noch vom Boden weit genug weg sind. Leider ploppt alles - also alle Items und Noten und Puzzle-Teile erst genau dann auf, wenn ihr sie fast nicht mehr erreichen könnt. Das ist sehr schade, da es doch zu dem ein oder anderen Frustmoment führen kann. Die Musikuntermalung ist sehr gut gelungen. Der Versuch die Banjo-Kazooie-Musik für den Titel-Bildschirm und die Menüs nachzustellen ist sehr gelungen. Aber auch sonst errinnert vieles an die guten alten Zeiten mit den Spielen von Rare auf dem N64.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 05.02.2014
Fazit:
Banjo Pilot ist ein sehr gutes Spiel für den Gameboy Advance, was ohnehin noch sehr günstig ist. Der einigartige Grafikstil, der Versuch etwas neues zu machen und das typische Rare-Feeling machen das Spiel zu etwas Einzigartigem. Wer über die Fehler hinwegsehen kann und auch darüber hinwegkommt, dass er nach vier Stunden im Spiel fast alles geschafft hat, der hat es hier mit einem echten Must-Have zu tun. Das Spiel hat auch einen Mehrspielermodus, den ich aber leider nicht testen konnte, da es mir am zweiten Spiel mangelt.