Wii Review

Anno: Erschaffe eine neue Welt auf Wii

26.12.2016

Anno: Erschaffe eine neue Welt ist ein lustiges kleines Spiel für die Wii. Die Umsetzung der großen Anno-Spiele für eine Konsole wird natürlich nicht 1:1 stattfinden, da müssen Kompromisse gefunden werden, damit das Prinzip auf einer Konsole funktioniert. Keen Games hat also das grundlegende Prinzip des Inseln-Besiedeln und Siedlungen und Städte bauen, eine Wirtschaft aufbauen und Waren umhertransportieren übernommtn für die Wii-Version und viele der etwas frickeligen Aspekte entfernt. Ich habe das Spiel etwa 3h 30min im Stream im Endlosspiel gespielt, und danach nochmal etwa 4h in der Kampagne.

Das Spiel richtet sich eher an jüngere Spieler. Das scheint mir nicht nur aufgrund des Grafikstils so, sondern auch, weil das Spielprinzip sehr stark vereinfacht wurde. Ihr besiedelt eine Insel indem ihr ein Entdeckerschiff zu einer Insel fahrt. Sucht euch die Insel aus, die möglichst gute Eigenschaften für den Anfang hat, also Kräuter sollten angebaut werden können, vielleicht Brot und Kleidung, dann kommt ihr wenigstens bis zur Stufe Bürger. Ihr nehmt euer Schiff und lenkt es mit der Zeiger-Steuerung der Wii-Remote und dem A-Knopf. Seid ihr in der Nähe einer Insel könnt ihr dort siedeln indem ihr ein Kontorsymbol andrückt. Dann verwandelt sich euer Entdeckerschiff zu einem Kontor und ihr könnt damit beginnen die Insel zu besiedeln. Es lohnt sich meist wenigstens zwei Holzfäller zu errichten und wenigstens zwei Fischerhütten, damit seid ihr erstmal gewappnet für den Ausbau eurer Siedlung. Später braucht ihr noch weitere Nahrungsquellen wie Brot, dessen gesamter Warenkreislauf in der Getreidefarm vereint wurde, oder der Schweinezucht. Vergesst nicht eure Produktionsstätten mit Wegen zum Kontor bzw. einem Marktplatz zu verbinden. Vergesst auch nicht, dass Kontore und Marktplätze auch einen begrenzten Einzugsbereich haben.

Fangt nun an eine genügend große Siedlung zu bauen und die Steuern anzupassen. Baut dann eine Molkerei um eure Bevölkerung mit Milch zu versorgen und eine Kapelle in die Siedlung, damit ihr die Bedürfnisse der angesiedelten Pioniere befriedigt. Irgendwann fangen die dann an eure Baumaterialien zu benutzen und ihre Wohnhäuser auszubauen, sodass Siedler in den Häusern wohnen können. Die höheren Bevölkerungsgruppen bringen euch bedeutend mehr Steuereinnahmen. Das Geld werdet ihr bitter benötigen, weil ihr für viele Gebäude neben den Baumaterialien Holz, Stein und Eisen viel Gold brauchen werdet. Die Bedürfnisse eurer Bevölkerung zu befriedigen ist später recht schwierig wenn ihr große Mengen an Produkten brauchen werdet, damit die Patrizier oder später Aristokraten befriedigt sind. Ihr könnt dann aber auch entsprechende Steuersätze verlangen.

Ihr werdet irgendwann merken, dass ihr bestimmte Sachen, wie beispielsweise Gewürze nicht mehr auf eurer Hauptinsel anpflanzen könnt, oder euch dort der Platz für weitere Farmen ausgeht. Dann baut ihr euch irgendwo an den Strand eine Werft und baut ein Entdeckerschiff, mit dem ihr eine weitere Insel besiedeln könnt. Ein expliziter Transport von Waren zwischen den Inseln findet nicht statt, denn die Waren werden im Spiel geteilt zwischen den Inseln, d.h. die Waren, die ihr auf der einen Insel habt, habt ihr auch auf allen anderen. Baut also eure Städte aus, dann erhaltet ihr nicht nur weitere Gebäude, die ihr bauen könnt, sondern könnt außerdem noch mit dem Orient handel treiben, Schätze heben oder neue Technologien freischalten.

Weiter könnt ihr noch eure Feinde angreifen. In meinem Endlosspiel (siehe Stream) habe ich einige Gegner um ihre Inseln gebracht, ohne dass die mich jemals angegriffen hätten. Entweder ist die KI nicht dazu in der Lage mich anzugreifen, oder sie war so friedlich eingestellt, dass sie das einfach nicht wollte. Um Gegner anzugreifen baut ihr euch eine Kaserne, die über die Zeit hinweg Einheiten ausbildet. Diese könnt ihr dann in Marktplätze, Kontore oder Werften unterbringen. Wählt ihr den Militärmodus aus, könnt ihr sie auf Kriegsschiffe versetzen. Ihr könnt aber leider nur eine ganz begrenzte Anzahl von Kriegsschiffen haben, warum es mir sehr schwer gefallen ist, die Feinde einzunehmen, weil die so gut gesichert waren, dass meine Einheiten keine wirkliche Chance hatten sie zu besiegen. Das Angreifen auf der feindlichen Insel funktioniert so, dass ihr eines eurer Kriegsschiffe zu einem Lager an der Küste verwandeln müsst, wo ihr dann alle eure Soldaten (max. 6 gleichzeitig) unterbringen könnt. Von dort aus, könnt ihr eure Soldaten entsenden zu Marktplätzen und Kontoren um die Gebäude einzunehmen.

Die Steuerung ist für die Wii recht gut umgesetzt. Die Zeigersteuerung ist hinreichend intuitiv und wirkt natürlich. Auch dass das Baumenü auf B liegt ist gut, weil so das Bauen neuer Gebäude leicht fällt. Auch dass ihr Gebäude mit B kopieren könnt ist richtig gut. Nicht ganz so gut ist, dass das ich oftmals beim Bauen einen Block wackle, sodass die Gebäude leicht versetzt gebaut wurden. Das mag zwar bei einem einfachen Wohnhaus nicht so sehr stören, bei einer größeren Kirche oder einem Theater, was wirklich viele Materialien kostet, hingegen schon. Mit dem Nunchuk könnt ihr schnell die Kamera verschieben. Mit Plus und Minus bzw. mit den C und Z-Knöpfen am Nunchuk zoomt ihr die Ansicht. Zoomt ihr ganz hinaus gelangt ihr auf die Karte, wo ihr eure Schiffe umherschicken könnt bzw. eure Kamera direkt auf eine andere Insel versetzen könnt. Insgesamt funktioniert die Steuerung erstaunlich gut und erstaunlich präzise, wenn auch das Bauen einiger Gebäude ab und an daneben geht.

Die Kampagne des Spiels besteht aus einigen Kapiteln, von denen ihr vier Stück gespielt habe. Die Kapitel bestehen aus drei Missionen, die wiederum einige Teilaufgaben beinhalten. Ihr baut euch sukzessive eure Inseln auf in einem Kapitel um im nächsten weiter zu segeln und eure Inseln zurück zu lassen. Zwischen den Kapiteln seht ihr Zwischensequenzen, die als eine Reihe von Standbildern realisiert wurden, in der die Charaktere des Spiels über Texttafeln miteinander reden. Es geht darum, dass euer Vater, der König, in seinem Reich zu wenig Nahrung hat, weshalb er euch, also den Spieler und den Bruder, losschickt zu anderen Inseln eine Siedlung errichten und Nahrung für das Königreich ranschaffen. Die Geschichte ist ganz lustig, dient aber nur dazu die Kampagnenmissionen in irgendeinen banalen Zusammenhang zu bringen.

Die Kampagne dient eigentlich nur als ein riesengroßes Tutorial, weshalb ich dann schnell aufgehört habe die Kampagne zu spielen. Das Endlosspiel könnt ihr mit einer Menge von Einstellungsmöglichkeiten modifizieren, sodass da durchaus auch schwierige Umstände zustande kommen können. Hier steckt die eigentliche Langzeitmotivation. Ihr könnt ihr eure Inseln aufbauen und siedeln, Gegner besiegen und euch selbst Ziele setzen, zu denen ihr aufhört das Endlosspiel zu spielen. Leider ist durch die geringe Tiefe des Spiels im Gegensatz zu den großen Varianten von Anno kaum wirkliche Motivation da das Spiel länger zu spielen, es gibt keine tiefe Wirtschaft, die ihr bis ins letzte perfektionieren könnt und die Warenanzahl hält sich ebenfalls in Grenzen. Das ist wahrscheinlich das beste für die Konsolenumsetzung, lässt aber die Wii-Version gegenüber den großen Versionen schlecht aussehen.

Die Grafik wirkt sehr kindlich, sehr niedlich. Die Wohnhäuser wackeln beim Aufstieg lustig und die Gesichter eurer Begleiter sehen sehr Comic-mäßig aus. Die Begleiter erinnern euch immer wieder an die offensichtlichsten Sachen, weshalb ich die Sprache recht schnell ausgestellt habe, um mich dann zu wundern, warum die Dialoge in der Kampagne nicht vertont sind. Die Grafik ist keinesfalls schlecht, eher im Gegenteil. Ich finde dafür, dass das Spiel mittlerweile einige Jahre alt ist, sieht es noch recht gut aus und spielt sich gut, wenn die Wii bei größeren Inseln auch schon mal ins Ruckeln gerät. Das ist etwas schade, aber trotzem lässt sich das Spiel gut spielen. Es lässt sich auch zu jedem Zeitpunkt erkennen, was das Spiel eigentlich von einem will, einzig die Tooltips über den Gebäuden, wenn Probleme auftreten könnten aussagekräftiger sein.

Bewertung:
Empfohlen
Empfohlen
Text von 26.12.2016
Fazit:
Anno: Erschaffe eine neue Welt für die Wii ist sicherlich kein schlechtes Wii-Spiel und auch kein schlechter Eintrag in die Anno-Serie. Die Spielmechaniken sind wohldefiniert, keinesfalls schlecht, nur leider etwas untief. Gegenüber den großen Versionen von Anno stinkt Erschaffe eine neue Welt mächtig ab. Ich denke aber dennoch, dass ich das Spiel auch nach dem Test ab und an mal einwerfen werde, wenn ich einfach etwas entspannen will. Es ist einfach eine Stadt zu errichten und es ist nicht sehr schwer diese Stadt etwas anwachsen zu lassen. Die Grafik ist zweckmäßig, wenn auch etwas kindlich. Für Anno-Veteranen wird das Spiel etwas zu einfach sein, aber für alle anderen, die sich der Anno-Serie mal annähern wollen, könnte Erschaffe eine neue Welt ein erster Schritt sein. Das Spiel ist leicht, ihr bekommt es günstig und die Wii ist auch eine gute Konsole, die mehr kann als ein paar Minispielsammlungen. Wenn das Spiel auch nicht perfekt ist, und gerade durch das Abhhandensein von Szenarien wie noch im ersten Anno 1602 leidet das Spiel eigentlich an Inhaltsmangel kann man damit eine ganze Menge Spaß haben.